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Cover  
Wintersun - Time I (CD)
Label: Nuclear Blast
VÖ: 19.10.2012
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Art: Review
DarksceneTom
DarksceneTom
(3173 Reviews)
9.0
Für mich war der Hype, der seit dem Wintersun Debüt um diese Band aus Finnland gemacht wurde nie wirklich durchschaubar. Bandleader, Gitarrist und Frontman Jari Mäenpää hat sich mittlerweile aber fast zehn Jahre Zeit gelassen, um mich davon zu überzeugen, dass sein Baby dort hin gehört, wo es die Medien gerne hätten und ich gestehe ein, dass er das mit dem ersten der zwei "Time"-Alben ("Time II" erschein 2014) absolut geschafft hat.

Ein wunderbares, instrumentales Soundtrackintro, mit massivem Fantasytouch und zarter Schönheit und perfekten Orchesterarrangements muss heutzutage zwar noch nichts bedeuten, lockt den Hörer aber auf die richtige Fährte. Zu schön und zu gefühlvoll nehmen mich Wintersun an die Hand, um mich in ihre Welt zu entführen, als dass ich mich losreisen könnte, und dann kommt es richtig dick: "Sons Of Winter And Stars" ist ein absolut perfektes Metal Epos! Opulenter Bombast a la Nightwish, rasende Metal Abfahrten Marke Skandinavien und eine fein dosierte Mischung aus rauer Melodic Death Attitüde, klirrendem Folk Metal und modernem Power Metal, wie man ihn aus Suomi kennt. Vor allem die Orchesterparts dieses 14-minütigen Mammuttracks sind ohne Frage beeindruckend. Die folkloristischen Momente, die ruhigen Gesänge, welche sich immer wieder um die raue Stimme schmiegen sind großartig. Der hier zelebrierte, unfassbar atmosphärische Mix aus zuckersüßer Melodie und brachial dunkler Härte kann fast alles. Wintersun bringen auf den Punkt, was man von ihnen erwartet: "Time I" ist nahezu perfektionistisch dargebotener, unglaublich stimmungsvoller symphonischer Metal voller Bombast, voller Melodien und dennoch anständiger Härte und skandinavischer Kälte.

Abwechslungsreicher kann man so ein Hollywood Symphonic Folk Metal Album wohl kaum gestalten. "Land Of Snow And Sorrow" öffnet sich als akustisch zarte Lagerfeuerromantik mit beschwörenden Gesängen und mutiert zu einem behutsam stampfenden Knaller mit akustischem Dauergrinser und mächtigen Chören. Auch hier tanz der Folkteufel wieder mit dem Stahlschwert um das Feuer, auch hier zeigen Wintersun wieder ihr Gespür für packendes Songwriting und ihr Händchen für die Balance aus transparent betörenden Momenten und klirrender Brutalität. Episch folkloristische Dramatik ist der große Trumpf von "Time I". Nur so ist es möglich, trotz durchwegs astreiner Melodieführung nie zu sehr in die Kitschpfütze zu treten und bei all den mehrstimmigen Blind Guardian-Chören nie zu platt zu wirken. Im Grund verinnerlichen Wintersun all das, was hinlänglich das musikalische Bild vom Land der Seen prägt. Genau deshalb wirkt "Darkness And Frost", das verspielt bombastische Gitarrenintro zum finalen Titeltrack, wie ein von Märchenzauber verziertes Gedicht und genau deshalb werden Wintersun mit dem schlicht großartigen, mit perfekten Arrangements, Harmonien und Melodien verzierten, Titelsong all jene auf ihre Seite bringen, die sich bei den jüngsten Nightwish Epen immer ein wenig mehr düsterer Härte, bei Moonsorrow immer ein wenig mehr Hitpotential, bei Children Of Bodom ein wenig mehr Ernsthaftigkeit, und bei Blind Guardian einfach immer ein wenig weniger Blind Guardian gewünscht hätten.

"Time I" ist breitwandtauglicher, skandinavischer Metal in Reinstkultur. Mit der brachialen Soundwand jüngerer Dimmu Borgir- und Nightwish Alben versehen, mit der Perfektion von Rhapsody oder Blind Guardian arrangiert und dennoch keiner dieser Bands nahe genug, um Verdacht des Diebstahls aufkommen zu lassen. Perfekt inszeniert, überragend umgesetzt und von der ersten bis zu letzten Minute packend und high-end mäßig, als ob Peter Jackson seine Finger im Spiel gehabt hätte.

Am Ende von "Time I" stelle ich fest, dass wir ein absolutes Klassealbum eines großen Metal Komponisten vorliegen haben. "Time I" hat all das, was ich persönlich am völlig überbewerteten Debütalbum vergeblich gesucht habe und deshalb kann, nein muss ich die zweite Wintersun Rille, die einen wie ein cineastisches Fantasyepos in ihren Bann zieht, all jenen ans Herz legen, die so etwas wie das (fast) perfekte finnische Metal Album suchen und die Stärken "aller" oben genannten Bands ebenso verehren wie ich.

Trackliste
  1. When Time Fades Away
  2. Sons Of Winter And Stars
  3. Land Of Snow And Sorrow
  1. Darkness And Frost
  2. Time
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