Ich bekenne mich dazu, dass ich
Unheilig in ihrer Phase vor dem Radiodruchbruch, und bevor sie schnöde Schlagerschnulzen über weiße Schneeflocken und verlorene Lieben verbreitet haben, wirklich gern gehört habe. Die Melancholie, das Traurige in ihrer Kunst hat mich fasziniert und genau deshalb gefällt mir wohl auch
"Staubkind". Natürlich ist der Bandname der Berliner höllisch behämmert, natürlich sind auch hier einige Texte vertreten, die dem Schlager nahe stehen, musikalisch ist die Sache aber wirklich in Ordnung und eben genau
für all jene, denen Unheilig zu klebrig, poppig und kommerziell wurden, durchaus empfehlenswert.
Hinter
Staubkind steckt Lousi Manke, und der hat nicht nur eine raue, depressiv einprägsame Stimme, sondern kann auch gute Songs in der Schnittmenge aus Gothic, Alternative Rock und Pop schreiben. Wie es sich für ein Album dieser Art gehört, stimmt die Balance aus hart rockenden Gitarren und nachdenklichen Balladen.
"Kleiner Engel",
"Nur Ein Tag",
"Angekommen" oder
"Unendlich sein" sind astreine Szene Hits und mit
"So Nah Bei Mir" und
"Irgendwann" wird der notwendige Pop-Hitfaktor Marke
Matthias Reim oder
Pur gekonnt nach oben geschraubt, um die Berliner auch außerhalb der Szene publik zu machen und den Mainstream zu knacken.
"Staubkind" hat eigentlich keinen echten Schwachpunkt. Viel besser kann ein deutschsprachiges Gothic Rock Album mit melancholischem Hitappeal und Synthie Pop Elementen und in der Schnittmenge aus
Wolfsheim und
Unheilig kaum klingen, und man darf selbstsicher darauf warten, dass
Staubkind der nächste große Verkaufserfolg werden.
Gleichzeitig muss man aber auch verängstigt damit rechnen, dass die Band genau deshalb in naher Zukunft in kreativer Hinsicht eventuell ebenso den Bach runtergehen wird, wie der Graf und dessen
Unheilig.