Bei einem meiner jüngsten Streifzüge durch die unendlichen Tiefen des Plattenregals bin ich doch glatt wieder auf ein Kleinod gestoßen, das mir Anfang der 90er wirklich viel Spaß bereitet hat.
Heavens Gate waren sicher nie eine überdimensional geniale oder revolutionäre Band. Sie waren wohl auch keineswegs sonderlich relevant für die Metalgeschichte. Aber sie haben mit ihren ersten Alben wirklich verdammt gute Hausmannskost veröffentlicht und auch wenn die Band oftmals mitunter leicht belächelt wurde, wird es wohl wenige 80er Metalkids gegeben haben, die nicht zumindest ein Album der Wolfsburger im Hause stehen hatten.
"Livin’ In Hysteria" war das zweite Werk der Deutschen und ebenso wie das bärenstarke 88er
"No Remorse" Debüt
"In Control" und die
"Open The Gate...And Watch!" EP
verinnerlicht es den typisch deutschen, aber international und vor allem in Japan höchst erfolgreichen, melodischen Speed Metal mit Power und Hymnenpotential. Es ist lange her, dass ich dieses skurril und absolut geil verpackte Vinyl am Stück gehört habe, aber
noch heute ist es voll von eingängigen Melodien und perfekten Refrains.
Noch heute gefällt mir
"Livin’ In Hysteria" einfach verdammt gut. Allein die Frische und Energie, die das Quintett um einen perfekten Metalsänger wie Thomas Rettke und einen gewissen Sascha Paeth (der sich mittlerweile zur Producer Ikone gemausert hat) ausstrahlt, ist noch heute unwiderstehlich.
Heavens Gate waren ohne Frage eine
"der" Paten für tausende Bands, die im Zuge der späteren
Hammerfall- oder
Edguy Booms versucht haben, den Geist von Bands wie
Helloween und
Gamma Ray aufzugreifen.
Die Deutschen vereinten die geradlinige Metal Härte von Ikonen wie
Judas Priest mit der filigranen Melodieführung von
Iron Maiden und dem energiegeladenen Hymnenreichtum von
Helloween und
Gamma Ray. All das taten
Heavens Gate noch vor dem großen Melodic Speed Metal Boom
abwechslungsreich, spielfreudig und nie zu kitschig. Das wird einem noch heute überdeutlich, wenn man sich von der mitreisenden Klasse des großartigen Titelsongs, dem fetzigen
"We Got The Time" oder dem treibenden
"We Want It All" überzeugen lässt.
"Livin’ In Hysteria" hat den berühmten
"test of time" definitiv bestanden. Das episch hymnische
"Neverending Fire", dessen Gitarren, dessen Chöre und dessen Aufbau ohne Frage als Blaupause für viele spätere
Hammerfall Hymnen stehen gelassen werden kann, ist noch heute so treffsicher wie einst. Das platte, aber dennoch stadiontaugliche
"We Can’t Stop Rockin" weiß auch immer wieder zu gefallen und verdeutlicht die Klasse dieser Band ebenso, wie das speedige
"Flashes", die wunderschöne Pianoballade
"Best Days Of My Life" oder die immer noch großartige Hymne
"Gate Of Heaven".
"Livin’ In Hysteria" war, ist und bleibt ein typisches Sommeralbum. Von Vorn bis hinten quicklebendig und höllisch abwechslungsreich.
Sicher kein unsterblicher Meilenstein und wohl auch nicht lebensnotwendig. Aber dennoch so was wie die perfekte Metal Platte zum Autofahren, noch heute wirklich sympathisch und klasse und nun bereits seit über zwanzig Jahren ein von Hits geziertes Referenzalbum des melodischen Speed Metal Genres!
Heavens Gate waren sicher nicht der Weisheit allerletzter Schluss, aber sie waren in jedem Fall viel zu gut, um vergessen zu werden und genau das hat mir
"Livin’ In Hysteria" heute wieder deutlich bewiesen.