Wenn mir irgendwas seit Jahren schon so richtig auf die Eier geht, dann ist es die ständige Namensänderung im Hause der Hollywood Symphonic Metal Aushängeschilder aus bella Italia.
Rhapsody,
Rhapsody Of Fire,
Luca Turillis Rhapsody, Luca’s in die selbe Kerbe schalgende Soloalben oder wie auch immer. Diese Band, genauer gesagt der Mastermind und seine Kunst sind einzigartig, unverkennbar und deshalb ist das ganze Sammelsurium an Releases einfach immer noch jener
Rhapsody Spirit, der vor mittlerweile 15 Jahren mit
"Legendary Tales" mich und einen Großteil der Metal Fans verzückte. Dass Luca Turilli mit dem großartigen Alessandro Conti nun einen neuen Sänger an seiner Seite hat, tut da auch rein gar nichts zur Sache, da dieser perfekt fortsetzt, was Fabio Lione (der übrigens wiederum sein Kreise weiterhin mit Keyboarder Alex Staropoli unter dem Banner
Rhapsody Of Fire ziehen wird) jahrelang verinnerlicht hat.
"Ascending To Infinity" ist nun also
Luca Turilli’s Rhapsody und lässt dabei gleich gar nichts anbrennen. Luca Turlilli ist ein Meister der Inszenierung und bereits das sagenhaft fette Intro
"Qunatum X", mit seinen epochalem Hollywood Bombast, seinen orientalischen Elementen und Chören ist
genau jenes Futter, das die Fans des Rondo Veneziano of Metal zum Überleben brauchen. Das mag mittlerweile zwar vielen auf den Sack gehen, der Kitsch und der Pathos, den
Rhapsody einmal mehr in unverkennbarer Art und Weise verbreiten ist sicher nicht jedermanns Sache. Aber es ist ohne Frage Klasse.
Auch wenn ich im Hintergrund gerade höre, wie sich meine holde Maid ein Zimmer weiter darüber auskotzt, welchen aufdringlichen Scheiß ich mir hier eigentlich anhöre, bleib ich dabei:
Rhapsody sind in ihrer Liga unerreichte Könige. Immer hart an der Grenze zum Abgrund des Kinderliedkleisters, aber immer noch die perfekte Ergänzung für all jene, die sich tagtäglich Fantasyromane, Märchenfilme und imaginäre, von Drachen und Rittern umkämpfte Luftschlösser vorm geistigen Auge aufbauen wollen. Ich muss gestehen, mir gefällt es auch immer wieder, auf welch zarte und verspielte Weise die Italiener in ihre liebevoll verzierten Geschichten reisen, wie sie einen mit zuckersüßen Melodien, klassischen Elementen und großartigen Hymnen umgarnen, während sich opulenter Breitwandbombast auftut, um von unsterblichen Helden und ihren Schlachten und Schicksalen zu erzählen.
O.k., im Nebenzimmer wird immer noch gemotzt, und wie ich höre beginnt soeben die brachiale Gegenveranstaltung, aber scheiß drauf. Tür zu. Jetzt ist nicht die Zeit für skandinavischen Melodic Death Metal. Luca, wir fliegen weiter auf dem weißen Drachen durchs Märchenland. Wir hören, wie sich der Titeltrack zu einer der besten
Rhapsody Hymnen seit Jahren mausert, erleben ein breitspurig und folkloristisch ins Schwarze treffendes
"Dante’s Inferno" und tänzeln mit barockem Schritte in ein ausuferndes Monumentalepos namens
"Excalibur".
Es stimmt alles. Chöre, Melodien, Dynamik, Gesänge und Melodien. Romantisch und dramatisch wie es die Fans wollen, inszeniert Luca Turilli mit
"Ascending to Infitiy" das vielleicht beste Album, seit "Symphony of Enchanted Lands". Wo Luca Turilli draufsteht ist Rhapsody drin. Das opernhafte
"Tormento E Passione" setzt große Traditionen fort, das hochmelodische Feuerwerk
"Dark Fate Of Atlantis" ist homogen und perfekt, und das über 16-minütige Finale
"Of Michael The Archangel And Lucifer's Fall" zieht einmal mehr alle Register der breitspurigen Theatralik und soundtrackartigen Inszenierung auf progressivem Metal Fundament.
"Ascending To Infinity" klingt lebendig und frisch. Abwechslungsreich, auf musikalisch allerhöchstem Niveau und voll von alldem, was diese Band je so einzigartig und in ihrem Genre unantastbar machte. So sehr ich diese Bezeichnung auch hasse:
Episch bombastischer Hollywood Symphonic Fanstasy Metal muss genau so klingen, um imaginäre Märchenwelten von mächtigen Burgen in saftig grünen Weisen, von ehrwürdigen Rittern und prächtigen Drachen hearufzubeschwören und seinen Hörer in eine andere Welt zu entführen! Auftrag perfekt erfüllt Herr Turilli!
Und jetzt können wir auch gern wieder die Tür aufmachen, um uns den süßen Italo-Glanz mit fetten Riffs und erdigem Metal der "Gegenveranstaltung" von den Ohren putzen lassen. Denn wir geben zu, dass zu viel Kitsch und Pomp in Überdosis dann bei aller Klasse auch im Jahre 2012 auch wieder nicht sein muss…