Deutscher 80er Thrash meets räudigen Metal mit dezent modernen Grooves. Spartanisch, roh, irgendwie auch verdammt dreckig und trocken klingen diese Luxemburger. Nach einem Demo und zwei EP’s ist
"Dark Reign" nun das offizielle Debüt von
Scarlet Anger und es ist ohne Frage durchaus gelungen. Gemastered von
Annihilator’s Jeff Waters schwimmen die fünf Jungs aus dem Großherzogtum und Steuerparadies eindeutig im Fahrwasser von
Kreator, laufen dabei aber nie Gefahr als plumper Klon durchzugehen. Dafür haben
Dark Reign vor allem bei ihren nagelneuen Tracks eine zu moderne Aura und ein viel zu starkes eigenes Charisma. Das fängt bei den vielen guten Riffs und Melodien an, und endet bei den dreckigen Vocals, die den Mille ebenso rauf beschwören, wie manchen Neo-Thrash Fronter. Auch die Gitarren sind gleichermaßen old-school wie auch zeitgemäß. Der ein oder andere
"Quietscher" macht sich auf
"Dark Reign" in der Tat ebenso gut, wie melodische Leads. Die fünf Songs der 2011er
"Kill The King" EP sind vollständig vertreten und mit neuer Politur versehen. Der Rest der Scheiblette stellt neue Tracks dar, und auch wenn ich weit davon entfernt bin in jene Jubelarien einzusteigen, die viele meiner schreibenden Kollegen schon über das kurze Schaffen und das erste Werk von
Scarlet Anger angelassen haben, muss ich die Fahne der Objektivität gen Himmel strecken und behaupten, dass
"Dark Reign" kein sensationelles, aber ein gutes und höchst erdiges Stück Thrash Metals ist, das sich von einem Gros seiner Konkurrenz abzuheben vermag und auch ohne groß zu beeindrucken, durchaus gut unterhält.
Mehr als die unterhaltsame und interessante junge Nachbarsband sind
Scarlet Anger bisher aber bei aller Liebe noch nicht. Auch wenn man sich Songs wie das melodische
"Face Of Evil", ein grobes
"New God Rising", den geilen Titeltrack oder
"My Empire Is Coming Soon" problemlos reinziehen kann fehlt das letzte gewisse Etwas, um dieses Debüt über Maßen zu feiern.
Wir werden sehen, ob die Luxemburger ihrem ersten Schritt auch einen zweiten, vielleicht wirklich herausragenden, folgen lassen können.
"Dark Reign" jedenfalls bietet Grund genug, Augen und Ohren offen zu halten für all das, was da noch kommen mag. Für eine junge Band, die zumindest eines bereits in frühen Tagen geschafft hat: Nämlich nicht wie die nächste Thrash Truppe von nebenan zu klingen, sondern eine eigene Note zu verbreiten…