Ich hasse Bandnamen, die ich weder auf den ersten Blick entziffern, geschweige denn prompt schreiben kann.
Ophthalamia sind genau so ein Zungen- und Fingerkuppenbrecher. Ob nun wirklich der fiktive Bandname der Schweden, die schon seit den späten 80er Jahren ihr Unwesen treiben und in den 90er Jahren vier Alben veröffentlichten, schuld daran getragen hat, dass
Ophthalamia nie wirklich großen Erfolg verbuchen konnten sei dahin gestellt.
Fakt ist, dass der
knarzige Death/Black Metal mit viel traditioneller Heavy Metal Note und großen Harmonien immer schon verdammt geil und auch die textlichen Kreationen der Herren aller Ehren wert waren. Hört man sich heute diesen Re-release des bislang letzten (obendrein völlig vergriffenen) 98er Albums
"Dominian" an, und sieht man mal über das absolut völlig fehl geartete Originalartwork hinweg, dann wird überdeutlich dass die
Ophthalamia’nsche Vertonung von Shakepeare’s
"MacBeth" Story ein ziemlicher Killer geworden ist. Der wirklich geile Titelsong mit seinen hymnischen Gitarren, ein stoner rockig verziertes Düsterepos wie
"The Final Hour Of Joy" oder das spartanisch groovende
"Time For War" packen einen fest an den Eiern, machen Stimmung und verbreiten Klasse und Atmosphäre. Das sind
typische, hochkarätige und eigenständige 90er Jahre Black/Death Ergüsse mit verdammt viel traditioneller Heavy Metal- und Doom Note und voll nordischem Flair.
Das sind einerseits rasende und von richtig
geil klingenden Gitarrenwänden und knackigen Rhythmen getragene Metal Abfahrten im
Siebenbürgen Stile, aber auch immer wieder holde Momente
superber Gitarrenharmonien und melodischer Treffsicherheit, die mich an die Meisterwerke von
Dissection denken lassen. Anderseits sind es dann spartanisch treffsichere Hymnen des hohen Nordens, die immer wieder eine gewisse Affinität zu
Immortal oder auch
Bathory zitieren, während sich
Ophthalamia bei episch angehauchten Momenten wie
"Legacy Of The True-Dead Embrace Me" und
" Elishias Mistresses Gather" als zurückhaltende Zeremonienmeister mit flüsterndem Sprechgesang und großer Atmosphäre zeigen.
Genau dieser Mix aus explosiver Energie, aus Melodie und treibender Rhythmik einerseits und dieser ruhig fesselnden Epik auf der anderen, macht Ophthalamia zu einer wirklich mehr als nur interessanten Band und "Dominion" zu einem Klassealbum.
Hört man sich dann noch das doomig beginnende und zu einem absoluten Killer mutierende
"Great Are The Deeds Of Death" an, dann
kann man problemlos die verspätete Kaufempfehlung für "Dominion" verkünden und davon erzählen, dass verdammt noch mal jeder, der sich in den 90er Jahren für melodischen Black Metal interessiert und auch nur einmal das sagenumwobende "Storm Of The Lights Bane" aufgesaugt hat, spät aber doch um Ophthalamia kümmern sollte!
Blinde Wut und Raserei sucht man hier vergebens.
Ophthalamia haben Hirn, Stil und Klasse und genau deshalb ist
"Dominion" auch so ein
erdiges, spannendes, abwechslungsreiches und wirklich saugutes 90er Jahre Black/Death Metal Album mit großem Hang zu Melodie, zu ehrlichem Heavy Metal und zu zeitlos packender Atmosphäre. Zudem ist das Teil verdammt cool produziert und ich gebe zu, dass es fast schon traurig ist, dass ich
Ophthalamia erst jetzt und im Zuge dieses Re-releases so richtig für mich entdecke.
"Dominion" ist ein absolutes Killeralbum und genau deshalb sollte man sich diesen, mit fettem Booklet und vier Bonussongs aufgemotzten Re-release auch schleunigst einverleiben!