Wenn man der Info entnimmt, dass der Cheffe dieser Truppe im wahren Leben für die Soul-R&B Möse Sade zu Werke geht, stellt es mir mal gleich die Nackenhaare steil zu Berge. Aber man will ja nicht engstirnig sein, und hört sich das (im ersten Moment schwer nach der dritten
Alice In Chains ausschauende) Album einer Band mit komischem Namen dennoch an. In
"Gotten Gains" steckt dann auch erwartungsgemäß kein säuriger R&B Schwachsinn, sondern richtige Rockmusik.
Schwer im Alternative/Grunge Sektor anzuordnen, mit dezenter Stoner Rock und Blues Rock Schlagseite und somit eindeutig Mitten drin in einer viel gescholtenen Bewegung, die Anfang der 90er und von Seattle ausgehend viele Metalheads und Hard Rocker das Grausen lehrte. Aber Achtung!
iLL sind weder die jungen
Stone Temple Pilots, noch sind sie die Erben von
My Sisters Machine oder gar die neuen
Audioslave. Das Trio und sein staubtrockener Sound steckt irgendwo mittendrin in alledem, lässt sich auch eine, sehr staubig und mit
Kyuss Unterton angereicherte, Mixtur aus abgefahrenen
Queens Of The Stone Age und
Monster Magnet Momenten aufs Auge drücken, ohne dabei aber jemals uneigenständig oder gar gezwungen zu klingen. Genau hier liegt wohl auch der Hund begraben.
iLL setzen mir persönlich ein wenig zu sehr auf ihren musikalische Freigeist. Ein wenig mehr Härte, ein wenig mehr Gespür für Hitpotential, richtige Emotion oder griffige Rhythmik täte "Gotten Gains" nämlich ohne Zweifel sehr gut. In der hier vorliegenden Form ist die Scheibe, der man nebenbei auch einen dezenten 70er Jahre Stempel oder die verfahrene Abstraktkunst der
Pearl Jam in ihrer durchtrieben rebellischen
"Vitalogy" Phase aufdrücken könnte, leider viel zu unruhig und unschlüssig und das ist durchaus schade.
Wenn sich
iLL um etwas mehr Eingängigkeit bemüht hätten, dann könnte man ihr Werk Freunden der alternativ und dennoch erdig angehauchter 90er Jahre Rockmusik nämlich wirklich locker empfehlen. So bleibt bis auf ein sehr geil rockendes
"Castration", das sehr coole
"Bitch", die gute Videosingle oder das stimmungsvolle
"Christine" leider Gottes mitunter auch sehr viel nervig und aufgerütteltes Egogerocke, das dem Album den Stempel des
"ausschließlich in kleinen Dosen zu konsumierenden Gutes" aufdrückt.
Schade und eine Band mit Potential, Charisma und Kraft. Aber vielleicht wird’s ja beim nächsten mal etwas zugänglicher…