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8.0
Seit 30 Jahren bestehen Napalm Death schon, obwohl hier fairerweise doch angemerkt werden muss, dass von den Gründungsmitgliedern schon längst niemand mehr in der Band aktiv ist. Die Besetzung, wie wir sie heute kennen - Barney Greenway, Shane „Nuclear Hairdo“ Embury, als einziger immerhin seit dem Zweitwerk "From Enslavement To Obliteration" dabei, Mitch Harris, der seinerzeit von den US-Grind-Rabauken Righteous Pigs kam, und Danny Herrera - prügelt jedoch auch schon seit 20 Jahren unter diesem Namen, womit Napalm Death auch so problemlos offiziell unter den dienstältesten Bands des extremen äußeren Randes des Metal-Spektrums firmieren dürfen.
Mit "Utilitarian" liegt nun Album Nummer 16 vor, eine wahrhaft stolze Zahl, und wieder einmal beweisen die grimmigen Briten, dass sie in ihrem Genre eigentlich konkurrenzlos dastehen. Napalms saubrutaler Deathmetal mit Grindcore-Elementen, gepaart mit höchstgradig politischen Lyrics vom ultralinken Rand des Parteienspektrums, mag immer noch zu begeistern und vereint Metal-Fans und Punks gleichermaßen, wenn der überzeugte Vegetarier Barney Greenway seine durchaus diskussionswürdigen lyrischen Ergüsse ins Mikro rülpst. Natürlich wird niemand auf "Utilitarian" ernsthaft von Napalm Death großartige musikalische oder textlixhe Neuerungen erwarten, und dessen sind sich die Briten auch vollkommen bewusst. Somit ist der nach dem mächtigen Intro "Circumspect" wie ein Tornado losbrechende Opener "Error in the Signals" vollkommen frei von Überraschungen, hier gibt’s einfach mit Hyperspeed akustische Dresche, lediglich kurz unterbrochen von dampfwalzenartigen, nicht weniger schmerzhaften Mospharts. Barney grunzt und kreischt dazu wie eh und je und gleicht (glücklicherweise) in seiner Performance immer noch einer sich gerade im Abgestochenwerden befindlichen Sau in Bauer Moschhubers Stall. Doch ganz frei von kleinen bombe surprises ist auch "Utilitarian" nicht: Denn damit all das nicht zu schnell langweilig wird, variiert Mr Greenway seine Vocals zeitweise und versuchts auch – wie in "The Wolf I Feed" und "Blank Look About Face" zwischendurch mit cleanem Gesang und Melodie, was dann gar Erinnerungen an Fear Factory zu deren besten Zeiten weckt. Bei "Fall On Their Swords" gönnen uns Napalm Death mit einem fast schon orchestralen Break eine verdiente Ruhepause, um der geneigten Hörerschaft dann im old-schooligen Punker "Collision Course" zuerst beim Pogo die Doc Martens auszuziehen und beim obligatorischen Knüppelpart dann gekonnt die Rübe abzumontieren. Als weitere Überraschung hat man für "Everyday Pox" den berüchtigten Free Jazz-Geräuschkünstler und erfahrenen Profi im Nervenstrangziehen John Zorn für ein wenig Saxophon-Hintergrundbelärmung ins Studio geholt. Der wird sich da sicher pudelwohl gefühlt haben, immerhin finden sich in seiner Diskographie Painkiller, ein Noise-Projekt mit ex-Napalm Death-Drummer Mick Harris, und Naked City, eine wahrhaft infernalische Lärmkulisse inclusive japanischem Schreikünstler am Mikro, zwei Produktionen, die wahrlich nur von den Härtesten der Harten goutiert werden können. Obwohl Napalm Deaths Bandphilosophie immer schon eher dem Hardcore und Punk zuzuordnen war, ist die Band auch absolut Metal-Fan-kompatibel. Denn hier ist nicht alles Höchstgeschwindigkeit, sondern es wird durchaus auch massiv auf Moshpit-kompatible Heaviness gesetzt. Zwar kommen Napalm Death auch diesmal wieder gänzlich ohne Gitarrensoli und andere Fingerakrobatik aus, die Riffs von Mitch Harris und Bassist Shane Embury sind in ihrer simplen Brachialität an Brutalität jedoch kaum zu überbieten und sollten jedem Metalhead die eingeschlafene Genickmuskulatur wieder zurechtbangen, besonders wenn sie so grooven wie im abschließenden Song "Gag Reflex". Im Übrigen hat auch Embury mit seinem Viersaiter hier weit mehr zu tun hat, als so mancher anderer Tieftonkünstler aus der Schwermetall-Nachbarschaft. Denn gerade im modernen Heavy Metal verkommt der Bass ja immer mehr zum Alibiinstrument, das in einer Wand aus Gitarren vollkommen erstickt wird, während er bei Napalm Death die Songs prominent mitträgt. Zu alledem lässt auch der Sound keine Wünsche offen, denn Produzent Russ Russel hat der Dampframme Napalm Death einen glasklaren, zentnerschweren Sound verpasst, mit dem man – die nötige Lautstärke über die Heimanlage vorausgesetzt – jedem Nachbarn ordentlich das Fürchten lehren und die biedere Spießigkeit ein für alle mal austreiben kann, besonders wenn die Nachbarschaft so aussieht, wie Barney Greenway auf den ironischen Promofotos zu "Utilitarian", wo er als anzugtragender Establishment-Vertreter posiert und sich somit in sein eigenes Feindbild verwandelt. Der Professor vergibt an Napalm Death für dieses gelungene Stück Ultrahärte, das Lärmproduktion der alten Schule über alle Genregrenzen von Grindcore über Death Metal und Punk hinweg vereint , 8 von 10 stahlkappenbewehrte Lederstiefel, mit denen Napalm Death auch weiterhin alles politisch rechts außen stehende ordentlich in den Arsch treten werden. Trackliste
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Reviews
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