30 Jahre Bandgeschichte, und keine Spur von Moderne. Hut ab!
Gallows Pole ziehen ihr Ding durch als wären sie
St. Vitus,
Manilla Road oder
Uriah Heep. Warum ich diese Vergleiche bemühe, obwohl die Wiener
(übrigens nicht zu verwechseln mit den gleichnamigen deutschen Power Metallern) musikalisch nicht wirklich mit den Doom- bzw. Epic US Metallern konform gehen, ist schnell erklärt. Es ist die Atmosphäre von
"Waiting For The Mothership" die Brücken schlägt. Der warme Sound, die erdigen Klänge und die betörenden Vocals von Alois Martin Binder machen den Sound unsrer Landsleute aus.
Es ist der
völlig ungezwungen und traurig melancholisch gefärbte Mix aus dezent klassischen Doom Momenten, aus Prog Rock der 70er Jahre, aus Blues und Classic Rock mit psychedelischer Note, der
Gallows Pole so faszinierend macht. Nicht, dass dies eine Novität wäre, so wie sich die genannten Klänge bei Songs wie dem großartigen Titeltrack, bei
"Return To Paradise", einem herrlichen
"A Big Mistake" oder der superben Halbballade
"Do You Remember" paaren, können sich die Österreich aber getrost auf Schulter klopfen und davon erzählen, dass sie im Jahre 2011
das Kunststück vollbracht haben wirklich eigenständig zu klingen.
Pink Floyd haben ihren Schatten auf
Gallows Pole geworfen, die introvertierte Gelassenheit eines
Leonard Cohen kommt mir auch immer wieder in den Sinn, während mich die Klänge dieses wunderbaren Albums umschmeicheln. Ein klein bisschen
Lake Of Tears könnte man den abwechslungsreichen Kompositionen für die jüngere Generation vielleicht auch noch erklärend zur Seite stellen, denn auch bei
Gallows Pole und ihrem bewusst verstaubt klingen wollenden Hard Rock ist es das Feeling und nicht die musikalische Finesse, die im Vordergrund zu stehen hat.
Es ist die
wunderbare Grundstimmung, die zeitlos hypnotisierende Atmosphäre und die absolut faszinierende Aura, die ein lyrisches Konzept über einen auf der Erde gestrandeten Außerirdischen so verpackt, dass es
nicht kopflastig ist, sondern aus dem Bauch kommt und wohl genau deshalb so cool, so entspannt und so organisch klingt!
Gallows Pole zeigen sich
düster schleppend, fragil, entspannt und gelassen zugleich.
"Waiting For The Mothership" ist
melodisch und ungeheuer betörend, teilweise dezent komplex und manchmal richtig hitverdächtig, ohne klassische Hitmuster zu strapazieren.
Die Wiener scheren sich einen Dreck um Genres und deren Grenzen. Sie zelebrieren ihre tief in den 70er Jahren verwurzelten Hard Rock Klänge mit ehrlicher Inbrunst, und genau deshalb klingt dieses Album so charmant, homogen und gut!
Fans von stimmungsvollem Classic Rock fernab aller kommerziellen Hitmuster müssen sich dieses unglaublich atmosphärische Album anhören!