Worin besteht eigentlich der Hauptgrund, warum man als Zuhörer, wenn man nicht gerade der absolute Hardcore-AOR-Freak ist, viele Bands dieses Genres nach spätestens 20 Minuten schlicht und einfach nicht mehr aushält… es ist dieses – überspitzt gesagt – konstant im Midtempo-Bereich beheimatete, monotone, manchmal sogar lähmende, zuckersüße, oft überbordend vor Kitsch nur so triefende, die heile Welt vorgaukelnde Dahingesülze, dass einem wie schon erwähnt schon nach kurzer Zeit akustisch sozusagen die Schuhe auszieht und schweißgebadet die Notbremse ziehen lässt, obwohl das Songwriting, die handwerklichen Fähigkeiten als auch die Melodien und Gesangslinien doch eigentlich meist ziemlich gut ausgefallen sind.
Work Of Art verstehen es auf
"In Progress", dem Zweitwerk der schwedischen AOR/Melodic Rock-Truppe vorzüglich das oben beschriebene Dilemma gekonnt zu umschiffen, indem mit wohltuender Dynamik im Songwriting das Auftreten dieses Abschaltreflexes verhindert wird. Im Stil-Konglomerat von
Toto,
Journey und
Giant wird auf den 12 Tracks nicht nur einmal schön aufs Tempo gedrückt. Dadurch tönen die keyboardlastigen Kompositionen fürs Genre eher unüblich knackig aus den Boxen. Das Songwriting ist brillant, die Gesangslinien gänsehautfördernd, die Harmonien top, die Refrains zum Teil massiv hittauglich und als Sahnehäubchen stellt die grandiose Leadgitarrenarbeit des Herrn Robert Sall auch für Six-String-Maniacs ein zusätzliches Highlight dar.
Es ist schon ziemlich lange her, dass ich einen besseren AOR-Song wie den grenzgenialen Opener
"The Rain" gehört habe. Das ist die definitive akustische Blaupause davon, wie AOR auch im Jahre 2011 noch Sinn macht. Auch weitere Crowd-Pleaser wie
"Nature Of The Game",
"Never Love Again",
"Eye Of The Storm" oder auch
"Emelie" hinterlassen einen perfekten Eindruck. AOR-Sympathisanten können mit
"In Progress" aber schon gar nichts falsch machen.
Komischerweise tritt – wie so oft - auch im Falle von
Work Of Art dieses Paradoxon auf, dass für den meist einzigen Videoclip eines Albums bei Weitem nicht der stärkste Songs ausgewählt wird. Warum das so ist, wissen wahrscheinlich nur die Götter. Der untenstehende Clip zu
"The Great Fall" ist zwar auch nicht schlecht. Aber was soll’s.
Work Of Art -
"The Great Fall"