Das große Kribbeln stellte sich ein als man vor einigen Monaten von der neuerlichen Zusammenarbeit zweier, bereits vor vielen Jahren gemeinsam als hellster Stern des Genres vom Himmel strahlender, Prog Götter hörte. Fates Warning Mastermind Jim Matheos und John Arch, sein kongenialer Partner der frühen 80er Jahre, sollten sich einmal mehr zusammentun, um Songs zu komponieren und eventuell ein komplettes Album zu erschaffen. Mit im Boot Fates Warning Heimkehrer Frank Aresti, Joey Vera und Bobby Jarzombek. Was könnte man sich mehr wünschen, war es doch gerade das Zauberhafte, das zerbrechlich Zarte und so märchenhaft Schöne in Arch’s Stimme, das die traumhaften Kompositionen der frühen Fates Warning, und natürlich insbesondere das unvergleichliche "Awaken The Guardian" (bis heute eines der allerbesten und unvergleichlichsten Alben, das je erschienen ist) so unnachahmlich, so unglaublich faszinierend machte.
Berührender als Fates Warning in ihrer genialen Frühphase konnte danach niemand mehr musizieren. Als Jim Matheos fortan den, mit anderem Charisma, jedoch nicht minderem Talent gesegneten Ray Alder als Frontman der US Prog Götter präsentierte, war die Welt im Lager der FW-Fans schlussendlich zwar weiterhin uneingeschränkt in Ordnung. Fates Warning korrigierten ihren Kurs, verließen die Fantasy-Thematik, um ihren Sound neu zu orientieren und fortan weitere Meilensteine zu schaffen. Anders als zu Beginn ihrer Karriere, aber keinen Deut schlechter. Die Aura der John Arch Phase jedoch wurde nie mehr heraufbeschworen, und so ist es immer noch die pure Sehnsucht, die Fans der Amis betört, wenn man von den Frühtagen der Band erzählt.

Acht Jahre nach einem wunderbaren "A Twist Of Fate" (zum Review) und sagenhafte 25 Jahre nach "Awaken The Guardian" (zum Classic Review) scheint die Zeit also endlich wieder reif, für eine neuerliche Zusammenarbeit zwischen Ausnahmesänger John Arch und Virtuose Jim Mathoes. Endlich kann ich also das mit Spannung erwartete Ergebnis genießen, und eines steht von Beginn an fest: Es wird keinen enttäuschen. Gänsehaut ist auch bei "Sympathetic Resonance" garantiert. Zeitgemäß und modern tönen die Klänge, die offenkundig dort anschließen, wo die beiden Mammuttracks von "A Twist Of Fate" inne hielten.
Arch/Matheos schaffen den nahezu perfekten Akt des Unfassbaren, sie vollbringen das Meisterstück, die zarte Magie ihrer Vergangenheit mit topaktuellen Klängen zu paaren. "Sympathetic Resonance" ist die nahezu perfekte Mischung aus modernen Prog Sounds aus der Feder eines Genies wie Jim Matheos, und den, alle Zeiten und Entwicklungen überdauernden, Vocals eines John Arch. Zeitgemäßer Sound und zeitloser Gesang gipfeln in fabelhaften Songs. Bereits das unfassbare "Neurotically Wired" erstickt alle Ängste und Zweifel im Keim, das schlicht traumhafte "Midnight Serenade" hievt mich in den 7. Himmel und beweist nachdrücklich, warum der Stern der Protagonisten immer noch einer der hellsten am Prog Firmament ist, und warum die Fans ihre Kunst bis über alle Maßen verehren und so abgöttisch lieben. Es ist der wohl durchdachte Melodiegigantismus von "Any Given Day (Strangers Like Me)" mit seinen Flamenco-Gitarren, es ist ein von göttlicher Hand erschaffener Prog Metal Monolith wie "Stained Glass Sky", der mir Gänsehaut beschert und nicht zu einer Sekunde so was wie Enttäuschung aufkeimen lässt. Nicht mal ein überlang komplexer Song wie letzterer läuft in Gefahr, anstrengend zu wirken. Vielmehr betören auch hier die Spannungsbögen, das Wechselspiel aus Härte und Gefühl. Es ist schlicht faszinierend, und man fühlt sich in wohlbekannter, und geliebter Umgebung, wenn wunderbare Akustikmomente auf monströse Prog Metal Riffs prallen, die grenzgeniale Gitarrenarbeit von Matheos den Hörer zu fassungslosen Ohrenzeugen macht, während das prägnante Schlagzeugspiel von Jarzombek Akzente setzt, um ein dennoch nie überladen oder gar anstrengend scheinendes Album, bei dem die Keyboards nur sehr behutsam um defensiv eingesetzt werden, zu einem kleinen Meisterwerk zeitgenössischer Musik zu machen. Ein Album, über dessen großartigen Songmonumenten, über all dessen wunderbarer Atmosphäre und den immer weiter wachsenden Momenten und Details, die immer noch unvergleichliche Stimme von John Arch schwebt. Einer Legende, die immer noch überirdisches zu leisten im Stande ist, und einzig und allein dessen Stimme es auch ist, die diesem Album den traumwandlerischen Zauber längst vergangener Tage verleiht.
Am Ende zeigen alle Protagonisten bei einer perfekten, von nicht von dieser Welt stammenden Harmonien geprägten, Halbballade wie "Incense And Myrrh" was in ihnen steckt. Hier untermauert das Duo Arch/Matheos letztmalig und beeindruckend warum sie bis heute als Ikonen des Genres gelten und wie Götter verehrt werden.



"Sympathetic Resonance" ist ein spannendes, unter die Haut gehendes und absolut essentielles Prog Metal Album. Teilweise sehr hart und druckvoll, durch die überragende musikalische Fertigkeit jedes einzelnen Musikers durchgehend zeitgemäß in Szene gesetzt, und mit einer sagenhaften Stimme jenes Mannes gesegnet, der immer noch unscheinbar aussieht wie der Zeitungsträger von nebenan, aber immer noch wie ein junger Gott singt und nichts von seinem unverkennbaren Timbre eingebüßt hat.
"Sympathetic Resonance" ist kein neues "Awaken The Guardian", auch keineswegs besser als "A Twist Of Fate", aber ein absoluter Pflichttermin für Fans niveauvoller Musik, ein Album das den Spirit der aktuellen Fates Warning mit der transzendenten Aura deren Frühwerke paart. Harter Sound mit zarten Vocals und ein zeitloses Stück nahezu perfekter Musik, dass all jene, die so wie ich ohnehin jeden Matheos Release in ihren Prog Metal Schrein stellen und verehren, ohne Wenn und Aber kennen und lieben müssen, da es zu jedem Moment Faszination und Magie garantiert.