Auf
Cryoshell hat die Welt sicher nicht gewartet. Das muss gleich zu Beginn einfach gesagt werden. Die Dänen waten auf ausgetretenen Pfaden.
Female-fronted Gothic Metal mit moderner Rock Note ist im Jahre 2011 in etwa so prickelnd, wie der Wiederaufstieg von Admira Wacker in die erste Klasse des österreichischen Fußballs.
Dass
Cryoshell ihre Sache dabei zum Teil wirklich gut machen, steht auf einem andern Blatt. Kühl und ohne allzu sehr in die Kitschpfütze zu treten, rockt sich die Combo um die dänische TV-Moderatorin und Casting Show-Teilnehmerin Christine Lorentzen und den - im normalen Leben für Soundtracks verantwortlichen - Keyboarder Mikkel Maltha, gekonnt durch
zehn gute Mainstream-Songs, die allesamt hohes Niveau halten, ohne jedoch wirklich hitverdächtig zu klingen. Dabei wirkt sich vor allem die druckvoll kräftige Produktion und die unüberhörbare Energie der Kompositionen durchaus positiv auf den Sound von
Cyroshell aus. Wo andere Bands im Kitsch ertrinken, knallen die Dänen wirklich ordentlich aus den Speakern. All das macht
tadellos umgesetzte, jedoch erschreckend schablonenhafte 08/15 Songs wie das hitverdächtig poppige
"Creeping In My Soul", das orientalisch verzierte
"Bye Bye Babylon" oder
"Closer To The Truth" zu guten, aber ebenso austauschbaren Momenten, die man trotz unüberhörbarer Qualität wohl ausschließlich den Nimmerstatten des Genres empfehlen darf.
Cyroshell schwimmen mit ihrem guten Debüt in der
Evanescence Strömung, bedienen sich dabei einer leichten Nuance von
Lacuna Coil oder jüngeren
(unerreichbaren) Within Temptation Meisterwerken, und machen ihre Sache dabei durchaus gut.
Wie viele Leute sich heutzutage jedoch noch mit einer austauschbaren Band im Fahrwasser etablierter Acts anfreunden wollen, wage ich kaum zu behaupten…