Traditionalisten, die sich ihren bodenständigen Metalnagel ausschließlich mit dem alten Hammer von Papi in die Birne treiben, mögen
Holy Martyr im Jahre 2011 vorwerfen, dass sie zu glatt, zu professionell und vielleicht gar zu modern agieren. Ich sage die Band hat sich weiter entwickelt, und hat neben einem sehr feinen
Samurai-Konzept ein
relativ zeitgemäßes Metal Album mit NwoBhm Gitarren, einer Brise Epik, und Momenten des Power Metal am Start, das ihr neue Türen öffnen wird.
Litten die beiden ersten Werke
"Still At War" und
"Hellenic Warrior Spirit" trotz theatralischer True Metal Abfahrten mitunter an nervigem Gesang, massiver Kauzigkeit und eher durchschnittlichen Songs, haben die Italiener anscheinend einen musikalischen Quantensprung hinter sich. Natürlich war auch am zweiten Album eine Weiterentwicklung zu erkennen, richtig zünden soll nun aber
"Invincible".
Nur noch dezent epische Songgebilde sind es nun, die
das wunderbare Konzept um Samurai-Krieger, fernöstliche Mythen und die Gebote der Ehre, die im Land der aufgehenden Sonne ach so prägend und faszinierend wirken, verzieren. Dabei schaffen es die Sarden erstmals ein Album zu kreieren, dem nicht nur textlich, sondern auch musikalisch der berühmte rote Faden seinen Stempel aufdrückt.
Weniger penetrant als früher, dafür ziemlich auf den Punkt produziert, mit einem offenen Ohr für renommierte Power Metal Bands unserer Zeit komponiert, ohne den True-Metal Anstrich vermissen zu lassern, der
Holy Martyr so markant macht.
"Invincible" klingt weniger räudig und rücksichtslos, dafür erwachsener. Die unbarmherzige 80er Jahre Note wird, trotz unverkennbarer NwoBhm-Affinitäten auch nicht mehr so enorm plakativ zur Schau getragen. Das haben die Italiener mit starken Songs wie
"Ghost Dog",
"Shichinin No Samurai" oder
"Kagemusha" auch gar nicht nötig. Das Konzept schmiegt sich durch gelungene Stimmungswechsel, und dezent fernöstlich inszenierte Melodien und eine geheimnisvolle Atmosphäre wunderbar an die zehn neuen Songs, von denen die getragenen Miniepen und Midtempo Banger einmal mehr weit besser funktionieren, als jene die im Uptempo vorgetragen werden.
Holy Martyr sind zwar auch mit
"Invincible" immer noch davon entfernt ein Pflichtkauf für Genre Fans zu werden. Mit einem unaufdringlichen Metal Konzeptalbum wie diesem, werden sie aber neue Fans für sich gewinnen, denn die Scheibe ist vom Artwork, über die Lyrics bis zu den Songs und der Produktion durchwegs gelungen.
So darf europäischer Heavy / Power Metal mit dezent epischer Note und einem Schuss NwoBhm klingen. Auch wenn er aus Bella Italia kommt…