HomeNewsReviewsBerichteTourdaten
ImpressumDatenschutz
Anmeldung
Benutzername

Passwort


Suche
SiteNews
Review
Casandra's Crossing
Garden Of Earthly Delights

Review
Accuser
Rebirthless

Review
Michael Schenker
My Years with UFO

Review
Thola
Unseen

Review
Klaus Schubert
50 Years in Rock
Upcoming Live
Wien 
München 
Statistics
6688 Reviews
458 Classic Reviews
284 Unsigned Reviews
Anzeige
Cover  
Ratt - Dancing Undercover (CD)
Label: Atlantic Records
VÖ: 1986
Homepage | MySpace
Art: Classic
RedStar
RedStar
(243 Reviews)
Schlaumeier wollen an dieser Stelle sicherlich unsterbliche Klassiker wie "Invasion Of Your Privacy" oder "Out Of The Cellar" sehen, die ohne Zweifel mehr als überwürdige Klassiker sind, allerdings ist ein Darkscene Classic eine emotionale, rein subjektive Stimmungsgeschichte. Lange habe ich überlegt, welches dieser Alben an dieser Stelle stehen sollte, die Wahl fiel aber auf "Dancing Undercover", weil dieses Album für mich ein Höchstmaß an Autenthizität bietet, da die Rockmusik (so richtig) im Jahre 1986 in mein Leben trat und ich somit das Lebensgefühl der damaligen Zeit und das Album hautnah aufsaugen konnte.

L.A. war in den 1980er Jahren der unumstrittene Nabel der Musikwelt. Die Szene war am Brodeln, ja fast am überkochen, als Bands wie W.A.S.P., Def Leppard, Twisted Sister, Dokken, Ozzy Osbourne, Kiss, Quiet Riot, Krokus oder Mötley Crüe durch die Clubs und Stadien der US of A tourten und nichts als aufgelöste Ladies, verwüstete Hotelzimmer und reiche Drogendealer hinterließen. Es waren die Glory Days am Sunset Strip: die Drogen schnell verfügbar, die Mädels gepimpt und willig, die Motorräder und Autos schnell, die Parties heiß und der in Strömen fließende Champagner eisgekühlt. Die heiße Sonne Kalifornien hatte die Birnen der Glammer, Poser & Hardrocker weichgekocht und ließ die Sunnyboys mit den toupierten Haaren, Bändern, grellen Klamotten, engen Stretchhöschen, Glitzerpailletten, Kajal & Schminke den ganzen Tag nur an Motorräder, Whiskey, Drogen, den nächsten Blowjob und die laute Dröhnung ihres Rockstarlebens denken. Was für den Tag galt, galt verstärkt in der Nacht, als alle Ratten (sic!) ihre Löcher verließen und den Strip zum Glühen brachten.



Handwerkliches Können, anspruchsvolle Arrangements oder tiefsinnige Lyrics spielten damals keine bzw. untergeordnete Rollen….grell, bunt, rockend, packend und spaßvoll hatte der Autoradiosound jener Tage zu sein, der die College – Teenies in Extase versetzte. Kein Platz für Weltschmerz, Langeweile und sonstige Probleme, die die Welt bewegen. Mit Smash-Hits, Geschichten um Suff und Sex, dem gepimpten Aussehen und packenden Hooklines & Refrains legten die Rocker ganze Reihen von Frauen flach, die Fans lebten diesen Traum mit und bescherten den Rockstars fette Bankkonten.

In der klassischen Besetzung Stephen Pearcy, dem Gitarrentandem Warren DeMartini & dem 2002 verstorbenen blondierten Schopf Robbin Crosby sowie dem Powerpunch-Doppel Juan Croucier (b) und Bobby Blotzer (d) eingespielt, vereint und perfektioniert "Dancing Undercover" alle Stärken der Band (die lässigen Backingvocals, der typische, leicht verschleppte Ratt-Groove, die tolle Gitarrenarbeit von Warren DeMartini, das treibende Drumming, der Hitfaktor...). Ratt waren neben Mötley Crüe die ganz große Nummer, headlineten Arenashows und machten die Groupies reihenweise klar.

Die zünftige Produktion von Beau Hill (Europe, Alice Cooper, Winger) polierte zwar den raueren, oft charmanten Klang der Vergangenheit einfach weg, dafür ist die Hitdichte auf "Dancing Undercover" allerdings verdammt hoch geraten. Mit "Slip Of The Lip" (das exemplarisch dokumentiert, dass sich die Texte sich mehr oder weniger nur um DAS EINE, nämlich S.E.X. drehten) und dem flotten "Drive Me Crazy" stehen zwei Topnummern aus dem Ratt-Backkatalog auf "Dancing Undercover".

Das spielerische "Looking For Love" und der Rhythmus-Groover "One Good Lover" heben sich im Schnitt ebenfalls über andere Ratt-Songs, mit dem Partykracher "Dance" und dem treibenden "Body Talk" brilliert dieser Classic wiederum mit 2 veritablen Mega-Hits, welche das immense Hitpotenzial, das in der Band (alle Mitglieder beteiligten sich als Songwriter) steckte, dokumentiert und die Band in höhere Sphären katapultierte. Diese Nummern machen auch das spielerisch-blinde Verständnis der Band klar, massentaugliche Nummern mit einer gehörigen, aber dennoch gemäßigten Portion Härte zu versehen.



Das besondere an Ratt, das die Band von anderen abhebt, ist die einzigartige Stimme von Stephen Pearcy (kleiner Mann ganz groß!) – ob man sie liebt oder haßt – sie machte die Band fast „special“…vergleichbare Rockröhren in Ehren, aber Pearcy spielt in Puncto Originalität und Wiedererkennungswert in einer Liga mit den ganz großen Kalibern wie Ozzy Osbourne, Rob Halford oder Bruce Dickinson, und das will was heißen! Sein näselndes Organ macht Smash-Hits wie "Round And Round", "Lack Of Communication" (von "Out Of The Cellar"), "You´re In Love" oder "Lay It Down" (von "Invasion Of Your Privacy") einfach unvergleichlich und unvergeßlich.

Dass die B-Seite im Vergleich zu den unglaublichen A-Seiten immer ein wenig schwächelt, ist – den Backkatalog von Ratt betrachtet – wohl irgendwie ein Bandspezifikum, dennoch sind "It Doesn´t Matter" oder "Take A Chance" oder der Abschlußtrack "Enough Is Enough" gute Rocksongs, für die ein Großteil der Poserbands ihren heißgeliebten Kajal und jede weibliche Overnight-Matratze opfern würden.

Das eigentlich aus San Diego stammende Quintett verstand sich vor allem auch auf die Kunst, einfach fetzig drauflos zu rocken….und in ihrem engen Korsett eine Vielfalt an Ausprägungen zu präsentieren…Ratt waren einfach alles…bunt-fetzige Glam-Masters, Stadienfüller, Ladykiller, Balladenfuzis, treibende Rocker... Auf die sonst obligatorische Ballade wurde auf diesem Album verzichtet, ebenso das Novum eingeführt, dass das Albumcover erstmals die Antlitze der Bandmitglieder zeigt. Zur Abrundung seien noch die typischen 80er Videoclips erwähnt, die in bester ZZ Top, Twisted Sister oder Kiss - Manier immer zum Schmunzeln anregen und in ihrer Machart typisch amerikanisch sind.



Ratt waren in den Achtzigern des 20.Jahrhunderts ein ganz heißes Eisen, ein glühender Stern am kalifornischen Nachthimmel, der (außer Mötley Crüe) fast alles überstrahlte. "Dancing Undercover" zeigt die Band am absoluten Zenith ihrer Karriere, Megatouren durch die Football-Stadien Amerikas machten den Status der Band offensichtlich. Ratt waren eine ganz große Nummer jener glorreichen Tage, nichts schien die Glam/Sleaze/Poser/Hardrock-Highflyers zu Fall bringen können.

Millionen von verkauften Alben machten die Band in Amerika zum Megaseller und ließ sie die Billboard-Charts hinaufklettern, in Europa mussten die Ratten kleinere Brötchen backen, konnten zwar veritable Verkaufszahlen vorweisen und durften das Monsters Of Rock 1987 rocken, dies alles stand aber in keinem Verhältnis zum boomenden US-Markt, wo die Altherrengarde alsbald jedoch von Jungstars wie Guns n´ Roses, Poison oder Cinderella abgelöst wurde.

Ratt verstehen es auf "Dancing Undercover" einfach perfekt, den damals herrschenden L.A-.Spirit rund um auf die Bühne fliegende BHs, verwüstete Hotelzimmer, Partytime, heiße Kisten und schnellen Backstagesex auf Konserve zu bannen und ihn der ganzen Welt zu vermitteln. All dies stand an der Tagesordnung und gleichzeitig synonym für das hedonistische Lebensgefühl jeder Tage, an denen der Großteil der gescheffelten Millionen US-Dollars in Drogen, Frauen, fette Limos und Villen gepulvert wurde.

Im direkten Umfeld der Poserszene formierte sich vor allem in L.A. und der Bay Area die logische Gegenbewegung, deren Anführer Exodus, Slayer oder Metallica hießen, die Musikrichtung Speed/Thrash Metal, das Bühnenoutfit Jeans & Turnshuhe von der Straße und der Treibstoff Bier. Den endgültigen Todesstoß für Glam/Hardrock bildete dann der Grunge, der Anfang der 90er gleichsam als Antithese zum Poserrock überschwappte, die letzten Ausläufer der Glam/Hairspraywelle sprichwörtlich auslöschte und zu Grabe trug. Das ebenfalls starke "Reach for the Sky" (1988) war für Ratt schon der erste Sargnagel, die Hochzeiten des Poserrocks waren vorbei! Dass den Nagern aber noch einmal ein solches Killeralbum wie "Infestation" (2010) gelingen mochte, daran wagte wohl keiner zu denken.
Trackliste
  1. Dance
  2. One Good Lover
  3. Drive Me Crazy
  4. Slip Of The Lip
  5. Body Talk
  1. Looking For Love
  2. 7th Avenue
  3. It Doesn't Matter
  4. Take A Chance
  5. Enough Is Enough
Mehr von Ratt
Casandra's Crossing - Garden Of Earthly DelightsAccuser - RebirthlessMichael Schenker - My Years with UFOThola - UnseenKlaus Schubert - 50 Years in RockNasty Savage - Jeopardy RoomThe Cure - Songs Of A Lost WorldSkid Row - Live In LondonVoodoo Circle - Hail To The KingAries Descendant - From The Ashes Of Deceit
© DarkScene Metal Magazin