Zu Beginn ihrer Tage waren China eine amtliche Nummer im europäischen Hard Rock. Die Schweizer, bei denen einst Gotthard Basser Mark Lynn die Seiten zupfte, konnten mit ihrem selbst betitelten 88er Debüt und dessen Nachfolger "Sign In The Sky" auch weit über die Grenzen ihrer Heimat hinaus für Aufsehen sorgen. China waren zu Beginn ihrer Tage eine Top Band und neben Krokus der wohl beste Hard Rock Export ihrer Heimat. Im Laufe der Zeit verblasste der Stern der Eidgenossen aber zusehends und Mitte der 90er war frühzeitig Schicht im Schacht jener Band, die nahezu in jedem Jahr ihrer Karriere einen neuen Sänger präsentierte.
Nach einigen Liveshows im Vorfeld soll 2011 nun also die Zeit für das große Comeback gekommen sein. Am Mikro darf sich wieder der US-Amerikaner Eric St.Michaels beweisen, der bereits
"China Live" sowie das nächste Studioalbum
"Go All The Way" eingesungen hatte. Musikalisch hingegen überraschen
China zu Beginn von
"Light Up The Dark" mit saftigen Gitarren und einer sehr zeitgemäßen gestimmten Variante bodenständigen Hard Rocks. Der Opener ist zugleich der Titeltrack und weiß zu gefallen. Natürlich ist
"Light Up The Dark" deutlich an
The Cult’s Überhit
"Sun King" angelehnt, ohne dessen Klasse zu erreichen. Dennoch überzeugt der Track ebenso wie das mit coolem Rhythmus rockende
"Hey Yo", das coole
"She’s So Hot", oder das sehr bodenständige
"Girl On My Screen". Von Song zu Song wird aber auch die Kondition der Recken weniger. So kann man sich typische "Classic Rocker"
(ich hasse diese Bezeichnung, aber hier trifft sie leider ins Schwarze) wie den tief amerikanischen
"Lonely Rider",
"Trapped In The City" oder auch die Ballade
"Gates Of Heaven" (Firehouse und Bon Jovi lasen grüßen) ohne Probleme beim nächsten Bierchen reinziehen. Wirklich kicken tut von Hier an aber Nix mehr, und wirklich überzeugen können
China mit solchen Songs heutzutage allerhöchstens noch den, in ein
"Highway To Hell" Shirt gehüllten, Gemeindesekretär von Hintertupfing, der glaubt
Cheap Trick wären die coolste Rock Band des Planeten.
"Light Up The Dark" ist ein gutes Album einer guten Band. Ein Werk das sich dazu eignet Bars und Radiosender für Jedermann zu beschallen. Ein professionelles Album das sich trotz einiger Totalausfälle in der zweiten Hälfte (
"On My Way" und
"Deadly Sweet" gehen gar nicht, da helfen auch die Backing Vocals von
Krokus Röhre Marc Storace wenig) auch ohne Zweifel für Open Air Veranstaltungen für die breite Masse eignet. Für Eingefleischte wird die Grenze von bodenständigem Hard Rock hin zum
Ed Hardey–Landeier–Zeltfestrock Marke "Seitenblicke" aber mit Fortdauer des Albums aber leider deutlich zu oft überschritten, und so kann man
China im Jahre 2011 wohl eher für ein von Möchtegernrockern übersätes Harley Fest oder das nächste Stadtfest und Bierzelt buchen, als für ein richtiges Hard Rock oder gar Metal Festival.
Eigentlich schade, denn gerade zu Beginn hat
"Light Up The Dark" nach einer feinen Mischung aus traditionellem Hard Rock und Moderne geklungen. Mehr als eine Handvoll guter Songs sind uns aber am Ziel der immer beschwerlicher werdenden Reise aber leider nicht geblieben, und am Ende war die Sache einfach zu durchschnittlich, um wirklich für ein Ausrufezeichen zu sorgen.
Das Beste an
China ist für mich heutzutage das immer noch sehr edle Bandlogo, und während ich der gelungene A-Side von
"Light In The Dark" noch amtliche 8 Punkte spendiere, muss man der B-Side leider eine ernüchternde 4 geben.
Ergibt nach Adam Riese eine glatte Sechs!