Schöngeist ist weder der Held eines modernen Märchens, noch ein Hörspiel aus der Reihe Habakuk. Schöngeist ist das Projekt des Münchners Timur Karakus und "Liebeskrieger" dessen Debüt.
"Unsterblich", "Liebeskrieger", "Weil du ein Mensch bist" oder die traurig schöne Ballade "Mein Herz bricht" sind dann auch absolut gelungen und treffen eine schöne Mitte aus Gefühl, Melodie und schwarz gefärbter Härte. Schöngeist scheut sich nicht davor orientalisch klingende Elemente in seine neue deutsche Härte einzubauen, der sehr gut produzierte Klangteppich klingt wie aus einem Guss und viel genauer kann man die goldene Mitte dann auch kaum treffen. Gemäßigte Rammstein oder Eisbrecher Sounds mit knackigen Breitwandriffs, leicht Oomph!’sche Strukturen und Vokalarrangements, die in ihrer immer wieder angedeuteten Melancholie und Wehmut den Geist des letzten – grandiosen! - Unheilig Werkes (Review) beschwören, ergeben das Rezept, in dem sich Schöngeist bewegen. Dazu mischt der Mann mit den türkischen Wurzeln einige Neue Deutsche Welle Pop Beats und Melodien und auch wenn immer wieder überdeutliche Anleihen zu den großen Drei zu hören sind, kann man Songs wie "Unsterblich", "Liebeskrieger", "Weil du ein Mensch bist" oder die traurig schöne Ballade "Mein Herz bricht" sind als gelungen bezeichnen. Hier trifft man die Mitte aus Gefühl, Melodie und schwarz gefärbter Härte. Leider kann man nicht alles schön heisen, was der Schöngeist fabriziert, und so muss man lyrische Tiefpunkte wie das erschreckend platte "Zucker Zucker" (wenn ich Trio hören will, dann ruf ich Stefan Remmler an!), "Graf Koks" oder das vorpubertäre "Immer lockt das Weib" unbedingt anprangern, da sie nicht nur textlich so manch platten NDW Hit der 80er wie Schiller’s Vermächtnis klingen lassen.

"Liebeskrieger" ist dennoch sicher kein schlechtes NDH Album und die-hard Fans des Genres machen wohl keinen Fehler zumal einige der genannten Songs absolut gelungen sind. Für manche Totalnieten und textliche Totalverfehlungen, muss man im Sinne des Bildungsauftrags aber ganz klar den erhobenen Zeigefinger gen Bayern strecken und Herrn Karakus zu mehr Disziplin, mehr Idee und mehr Niveau ermahnen, ansonsten gibt’s beim nächsten mal ein Review unseres Professors und im schlimmsten Fall einen persönlichen Hausbesuch dessen. Und diese Nachhilfestunde will sich Herr Timur K. sicherlich ersparen!

Ich schließe die Akte mit erhobenem Zeigefinger und einer der peinlichsten Textzeilen der letzten Zeit: „…ficken ficken geht nicht, Lümmel Lümmel steht nicht…“

So geht’s wirklich nicht Herr Karakus!