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9.0
Sean Reinert und Paul Masvidal, ihres Zeichens Drummer und Gitarrist bei Cynic, sind ja nicht unbedingt Death Metal-Leichtgewichte – begleiteten sie doch Chuck Schuldiner 1991 auf seinem vierten und wohl besten Death-Album "Human" und konnten so erstmals ihre Fähigkeiten als Ausnahmemusiker einem breiten Publikum demonstrieren. Zwei Jahre später folgte dann "Focus", das Hammerdebut von Cynic, einer der wohl ungewöhnlichsten Bands im Prog-Genre. Trotz unbestrittener musikalischer Klasse und einem veritablen Kultstatus wurde es in der Folge still um Cynic und die Musiker verdingten sich in diversen Projekten wie Aeon Spoke oder Portal. Und dann, als kein geschmackssicherer Prog-Fan mehr dran glaubte, war es plötzlich da, wie aus heiterem Himmel erschien nach 15 Jahren Cynics Comebackalbum "Traced in Air".
Eines darf man gleich vorweg sagen: einfacher Stoff wird auf "Traced in Air" nicht geboten. Wer jedoch das Debut kennt, wird das auch nicht ernsthaft erwartet haben. Ganz im Gegenteil – Cynic 2008 sind sogar noch etwas schwerer verdaulich als vor 15 Jahren. Es ist in der Tat schwierig, dieses Album zu beschreiben, zu vielschichtig und komplex sind die Soundgebilde, die Paul Masvidal und Konsorten hier geschaffen haben, und es bedarf sicher einiger Anläufe, bis dieses Album seine ganze Wirkung entfalten kann. Hier wechseln harte Metal-Parts mit jazzigen Akustikgitarren, wahnwitzige Rhythmen und außergewöhnliche Melodien verschmelzen zu großartigen Songs, die so viele Ideen beinhalten, wie andere Bands auf 10 Alben nicht zustande bringen. Dieses Album eignet sich in seiner Stilvielfalt zum Bangen genau so wie zum meditativen Zurücklehen. Beinahe gänzlich gewichen sind die Death Metal-Elemente, Paul Masvidals hoher, unverzerrter Gesang, der den Hörer zusammen mit spacigen Soundeffekten in neue musikalische Sphären trägt, wird nur mehr sporadisch von Neuzugang Tymons Death-Growls unterbrochen. Fest steht auch, dass Cynic nicht nur als Musiker, sondern vor allem als Komponisten ungemein gereift sind, denn trotz der ausufernden Komplexität sind die einzelnen Songs immer noch als solche wiederzuerkennen, Riffs, Melodien und sogar Refrains stehen trotz aller musikalischer Hochleistungsathletik immer noch im Vordergrund. Als Anspieltipps eignen sich das beinahe schon hitverdächtige "Integral Birth" und das anfänglich ungemein stressige "Evolutionary Sleeper" mit seinen vertrackten Cynic-Trademark Highspeed-Gitarrenriffs. Als absoluter Pluspunkt stellt sich auch die ungewöhnlich kurze Spielzeit von nur 35 Minuten heraus. Somit ist sichergestellt, dass Traced in Air, das der Hörerschaft doch einiges an Konzentration abverlangt, niemals durch Überlänge überanstrengt. In der Kürze liegt bekanntlich die Würze und somit sind die 35 Minuten die ideale Länge für wiederholten Genuss dieses absolut gelungenen Comebacks der Florida-Prog-Ikonen. Vom Professor gibt’s für dieses kleine Meisterwerk 9 von 10 Rhythmuswechseln pro Sekunde und den nicht uneigennützigen Tipp an Paul Masvidal und Sean Reinert, sich beim Komponieren in Zukunft bitte doch einige Jahr(zehnt)e weniger Zeit zu lassen, sonst ist das (übrigens wunderschöne) Digibook-Cover von Traced in Air bis zum nächsten Cynic-Release bis zur Unkenntlichkeit abgegriffen. Evolutionary Sleeper (live) Trackliste
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Reviews
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