Flower Kings Tieftöner Jonas Reingold spendiert der Gemeinde nun schon das dritte Album seiner Spielwiese
Karmakanic und bereits der 20-minütige Opener
"Send A Message From The Heart" macht leider Gottes jegliche Lockerheit und Coolness, die Cover und Titel versprechen zunichte. Es hat sich nix geändert im Hause
Karmakanic. Es dominiert der ausufernde, schwer durchsichtige Prog Rock. Fans der Band werden jubeln, alle
Flower Kings Freunde bereits hier werden vor Freude lechzen. All jene jedoch, die allein durch die schicke Verpackung angezogen wurden werden wohl nach einem Testlauf des Openers das Weite suchen.
"Who’s The Boss In The Factory" scheint einmal mehr schwer verdauliche Kost für Genre-Freaks zu sein. Die Songs sind ohne Frage perfekt dargeboten, astrein produziert und aller Ehren wert. Für „normale“ Musikfreunde und durchschnittliche Prog Rock und Metal Fans klingen solch Tracks wie dieser abgefahrene Opener aber einmal mehr zu überladen, zu ausufernd und zu wenig schlüssig. Und genau das ist schade, denn es geht auch anders! Klar können Jonas und Mannen auch anders und sie zeigen es auch. Das coole
"Let In Hollywood" zeigt seine Würze in der 5-minütigen Kürze und weiß ebenso zu begeistern, wie ein sehr rockiges
"Two Blocks From The Edge" und das finale, ungeheuer melancholische
"Eternally Pt. 2". Natürlich darf man den zwischenzeitlich eingestreuten Mammut-Titeltrack nicht tot schweigen. Klar geht’s hier wieder massiv und teils extrem auf die Zwölf, auch hier kann man aber nach einiger Zeit die Quintessenz entdecken und die Daumen nach oben recken.
Am Ende bleibt ein wirklich geiles Album das einmal mehr den freakigen Spagat zwischen Hardrock, Prog, Jazz und Fusion zeigt. Ein Werk dem man am zweiten Blick weit mehr abgewinnen kann, als man Anfangs glauben wollte und dessen einziger Schwachpunkt der störrische Opener ist. Da dieses Ungetüm eines Songs aber eben leider gleich am Eingang auf den Ohrenzeugen wartet und mit ausufernder Länge abschreckt, wage ich zu bezweifeln, dass sich viele Passanten wirklich bis dahin wagen, wo’s wirklich zu schmecken beginnt.
Karmakanic zeigen sich auf
"Who’s The Boss In The Factory" also handwerklich top, der Einsatz stimmt auch, die Taktik jedoch, die streift knapp am Nichtgenügend. Wäre dieses Album und seine Tracklist nämlich auch so fucking cool, wie das Coverartwork und sein Titel, dann hätte ich und wohl auch viele andere auch weit mehr Spaß mit ihm gehabt.
Wer reinhören will, der soll also bitte beim zweiten Track starten!
"Let In Hollywood"