Einigermassen ungewöhnlich, weil fast schon vertrackt und dezent modern starten Dreamtide, das Zweitprojekt der Fair Warning Handwerker Engelke, Behrens und Lüderwaldt, in ihr drittes Album. Was kurze Momente für Irritation sorgt, entpuppt sich aber gottlob als Fehlalarm, denn spätestens beim eingängigen Refrain zeigt bereits "A Fool’s Crusade" vom großen Melodiegespür der Deutschen. Immer wieder mit dezenten 70er Tastentönen versehen, ist es einmal mehr gewohnt perfekt und songdienliche Handarbeit, die mit unaufdringlichen Details, schönen Solis und tollen Harmonien brilliert, ohne den Hitfaktor der geschmeidigen Songs zu stören und Dreamtide weiterhin zur obersten Qualitätsgüte zählen lässt. Dabei ist es völlig egal, ob man sich an herrlichen Ohrwürmern der Marke "I Don’t Wait" oder "King Of Scum" labt, die Seele zu schönen AOR Rocksongs der Klasse "Same Star" baumeln lässt, oder einfach nur der balladesken Kunst von "Dancing When The Night Falls" oder "Tell Me How It Feels" lauscht: Dreamtide zeigen ihre Klasse zu jedem Moment und auch wenn nicht jeder der 14 Tracks absolut höchsten Hitfaktor hat, die ein oder andere durchschnittliche Nummer ohne Frage auf der Strecke bleibt, und ein wenig saftigerer Einsatz von Brüderchen Strom durchaus effizient gewesen wöre, macht sich nie wirkliche Langeweile breit und dürfte das Ergebnis, das übrigens doch eine Ecke softer scheint, als die ersten beiden Werke, Bekennern reifer Rockmusik einmal mehr gefallen.

Auch wenn mir die Scheibe nicht so grandios scheint, wie die absolute Ohrwurmperle "Here Comes The Flood" (2001) (die für mich bis heute zu den unterbewertetsten deutschen Melodic Rock Scheiben zählt) und die ein oder andere harte Gitarre dem Gesamtwerk sicher recht gut getan hätte: Fans der Band, Freunde gepflegt AOR lastiger Hard Rock Kunst und das übliche Fair Warning Klientel, kann aber auch bei "Dream And Deliver" nicht wirklich was falsch machen. Solch zeitlos undaufdringliche Songs, sind ja schließlich nicht die Regel, schon gar nicht aus Deutschland.