"Angel In Disguise" ist das zweite Album, das die Franzosen
Shannon nach ihrem selbstbetitelten 2003er Debüt in die Reihe stellen. Unscheinbar, weil trotz aller guter Ansätze doch recht kitschig verpackt, erwarte ich mir von Anfang an gleich gar nix, werde aber durchaus positiv überrascht. Wer
Shannon heißt und am Cover eine Dame platziert, darf sich nicht wundern, wenn der potentielle, unwissende Kunde an ein Album mit Frauenstimme glaubt. Wer aus Frankreich kommt, kann auch nicht voraussetzen, dass auch nur irgendwer auf diesem Planeten daran glaubt, dass der hartmetallische Inhalt im Jahre 2008 bedeutend sein könnte.
Shannon stellen solche Vorurteile jedoch gehörig auf den Kopf und werden trotz solcher Startschwierigkeiten durchaus ihre Fans finden.
Klassischer Westküsten Hard Rock/Melodic Metal mit knarzenden 80er Riffs, coolen (teils mehrstimmigen) Refrains und durchwegs saftig treibenden Rhythmen ist es, der mich von Beginn an am Hoden packt und von alten Zeiten träumen lässt. Auch wenn Fronter Patrice Louis gesangstechnisch manchmal leicht im
"Joacim Cans-Korsett" gefangen scheint, auch wenn man natürlich in keinster Weise auch nur irgendwelche Neuigkeiten auf
"Angel In Disguise" entdecken darf,
weiß dieses sehr nostalgisch ausgerichtet Stück Musik fast ausnahmslos zu gefallen.
Es ist mir ein Rätsel wie im Grunde so unrockbare Menschen wie die Franzosen dermaßen US-mäßig zu Werke gehen können. Trotz vieler Melodien zeigen sich
Shannon mit superb warmem Gitarrensound, kommen ihre Songs durch die Bank auf den berühmten Punkt, der in vorliegendem Falle irgendwo zwischen
Dokken,
Wycked Synn,
Fifth Angel,
Steelheart und
Pink Cream 69 liegt.
Um Herrenjeans zum Beulen und Damenslips zum schmelzen zu bringen fehlen
Shannon zwar noch der allerletzte Flocken Coolness, Treffsicherheit und Rock Attitüde, geneigte Melodic Rock Fans die lieber nach Übersee äugen, als sich mit europäischen Zunftvertretern zu befassen, können bei Nummern wie dem kantigen Ohrwurm
"Do You Know", einem knarzenden Hit wie
"Hungry For Love", oder dem mit mehrstimmigen Gesängen aufpolierten
"No More Lies" überhaupt nix falsch machen. Die Produktion ist auch genau so wie sie sein soll, der immer noch schwanzorientierte Hard Rock Fan älteren Semesters wird beim Schmachtfetzen
"On And On" die ein oder andere übrig gebliebene Rock Maus der 80er auch noch zum Spagat zwingen, und wer ein wenig Staub und Blues in seinem Morgenbierchen will, der wird beim erdigen Gitarrenrocker
"Keep On Rolling" ebenso bedient, wie bei
"No Better Times".
Shannon sind eine der positivsten Überraschungen des bisherigen Jahres und ein gefundenes Fressen für Fans oben genannter Klänge. So ein cooles Album mit dermaßen viel glaubwürdigem US-Flair und kleinen Hits, die Ende der 80er ohne Wenn und Aber die MTV Charts geknattert hätten, muss ein Herr Don Dokken erst mal hinkriegen!