O.k., es ist definitiv KEIN Metal Album, echte METAL Fans müssen spätestens jetzt sofort und überhaupt umgehend dieses Review verlassen um nicht zu einem verkohlten Stück Asche am schuntigen Teppichboden zu zerbröseln und hätte ich nie diese ominöse blaue Schachtel mit dem Grünen Apfel drin erhalten (Infos zu dieser suspekten Promomasche per Anfrage!), wäre dieses Stück Musik wohl auch nicht auf unsrer Seite gelandet.
Also noch mal an alle Engstirnler deren Fassade gerade gehörig bröckelt: Hier gibt’s KEINEN METAL, sondern elektronisch getragenen Synthie Pop, noch dazu mit deutschen Vocals und somit den Top-3-Staatsfeind für sehr viele die-hard Metal Fans engeren Korsetts. Jeder aber, der melancholisch romantisch und einfach wehmütig schöne Musik im Stile von sentimentalen Wolfsheim oder auch Depeche Mode mag, jeder einzelne, der zwischen allen Riffs und bölkenden Grooves auch gern mal ein wenig vor sich hin träumt um sehnsüchtig dem Tag zu entfliehen, der ist hier genau richtig. Bei einem poppig düsteren Elektro-Album mit leichter Dark Wave Attitüde. Dem Debüt einer Band namens Bernstein!

Hinter Bernstein steckt weder ein Schmuckstein, noch ein großer Komponist amerikanischer Herkunft, noch die sagenumwobenen, vom Artwork her verdächtig präsent scheinenden "Tubular Bells" eines Mike Oldfield, sondern drei Musiker aus Hessen. Das Trio sieht sich weder der Electro-, noch der Gothic Szene zugehörig, werkelt vielmehr selbstbewusst zwischen vielen prägenden Stilen. So wartet "Lichtwärts" neben eingangs erwähnten Attributen mit ebenso massiv wie dezent eingesetzten Computerbeats, melancholischen Klanglandschaften und sehr viel Emotion auf. Bernstein‘s unaufdringliche Stimmungsbilder zeigen sich ebenso tanzbar und eingängig, wie auch schwermütig und verträumt. Die Musik wirkt intelligent und nachdenklich, erwachsen und reif.
Bernstein biedern sich keiner Szene an, genau deshalb finde ich persönlich dieses Album so schön und genau deshalb kann und wird "Lichtwärts" wohl Musikfans aller Arten bereichern.

Wer reinhören will, soll als prägende Beispiele das absolut hitverdächtige "Paradies", tanzbaren Stoff a la "Tanz mein Engel", oder das melancholische "Am Meer" antesten.