Klassischer Bombast Metal Stoff ist es, der uns mittels Südwind aus Richtung Bosporus erreicht. Die komplette Handwerkstruppe von Neverland besteht aus der türkischen Prog-Power Combo Dreamtone, die sich mit der griechischen Sängerin Iris Mavraki, sowie prominenten Gaststars der Güte Hansi Kürsch (Blind Guardian), Mike Barker und Gary Wehrkamp (Shadow Gallery) sowie Tom Englund (Evergrey) verstärkt hat um die Europäische Union mit astreinen Hymnen aus Fantasywelten zu beglücken. Wer hier sofort an eine weitere Tralala-Truppe im Sog aller Rhapsody oder Gamma Ray Klassiker denkt, hat nicht ganz unrecht. Solch ein farbenfrohes Fantasy Artwork kann nicht lügen. Es dominiert die Harmonie, es herrscht das Orchestrale, es regiert die Melodie. Dennoch sind Neverland weit mehr als die hundertste Kitschmelodiktruppe von der Stange. Zumindest objektiv muss man feststellen, dass die vorliegende Aufdringlichkeit von hohem Niveau ist, all der unübersehbare Klebstoffanteil ohne weiteres von hoher Qualität zeugt. Kraftvolle Riffs und harmonische Arrangements machen "Reversing Time" zu einer anständigen Ansammlung klassischer Genrehymnen, von denen wohl nicht nur "Shooting Star", das Kürsch’sche "To Loose The Sun", das höchst eingängige "Mountain Of Joy" oder die schöne Ballade "Everlasting Tranquillity", dem geneigten Bombast-Melodik-Fan ein breites Grinsen in die Dauerwelle föhnen werden. Neverland gehen ohne übliche Chorarrangements der Güte Hollywood zu Werke, ziehen all ihre Opulenz vielmehr aus filigran klassischen Arrangements und manchmal ein wenig sehr ausufernd und proggig scheinender Instrumentalarbeit der Marke Majestic.

Abwechslung wird hier so hoch geschrieben, wie es in einem übersäuerten Genre eben noch machbar ist. Ruhige Momente wechseln mit knackigen Parts und gewohnt schnellen Melodieansammlungen, über allem steht die Harmonie, Ecken und Kanten sucht man ohnehin vergebens und so bleibt am Ende der Reise zwar kein Meisterwerk, aber ein bombastisch professionelles Metal Album mit fetter Produktion und großem Ohrwurmpotential.
Die einschlägige Fanschar sollte sich mit Neverland jedenfalls locker in den kommenden Sommer retten können und der übersättigte Hymnenmetalhasser lässt ohnehin getrost die Finger von "Reversing Time".