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1983 wartete jeder auf 1984, das Jahr in dem laut George Orwell der Überwachungsstaat Realität werden und überhaupt alles anders werden sollte. Die Monate vergingen, der 1. Jänner 1984 kam, aber Newspeak blieb uns erspart und auch auf Big Brother sollte man noch viele Jahre warten müssen.
Dafür erschien mit "1984" ein neues Album von Van Halen, damals absolute Giganten und Götter des Stadionrocks, die weltweit Millionen von Alben verkauften. Und tatsächlich sollte mit diesem Album alles anders werden, zumindest bei David Lee Roth, Eddie Van Halen, Michael Anthony und Drummer Alex Van Halen. Das Cover von "1984" zierte ein zigarettenqualmendes Baby mit Engelsflügeln, was einigen konservativen Plattenläden schon zu viel des Guten war – ein Sticker verdeckte den beanstandeten Glimmstängel. Doch nicht nur das Cover sorgte für Kontroversen, besonders die älteren Fans Van Halens hatten anfänglich ihre Schwierigkeiten mit "1984", auf dem die Band neue musikalische Gefilde erkundete. Waren Van Halen zuvor für ihren erdigen Hard Rock und das virtuose Gitarrenspiel Eddie Van Halens bekannt, wurde 1984 zur Überraschung vieler von einem Keyboardintro eröffnet. Die folgende Nummer "Jump" sollte zum größten Hit der Bandgeschichte werden, weltweit in den Singlecharts die Nummer 1 erobern und wird auch heute noch auf jeder Metalfete und in jeder Landdisco rauf und runter gespielt. Jump war dominiert von Eddie Van Halens Keyboards, sein Gitarrenspiel war in dem Song beinahe nicht existent, der Song stellte somit eine banduntypische Fusion von Rock und Popelementen dar. Dafür gab es in "Panama", der 2. Singleauskoppelung, umso mehr hartes Riffing zu hören. Der Song ist ein klassischer Van Halen-Rocker, purer Gitarrenrock, vorangetrieben von Alex Van Halens stampfenden Drums und einem David Lee Roth in Höchstform. "Top Jimmy", der dritte Song, beginnt verhalten mit einem Riff, das auf Flageolet-Tönen aufgebaut ist. Der Song swingt locker dahin um dann für das Gitarrensolo kurz zu explodieren und dann wieder zu relaxen. Top Jimmy – He's the king! "Drop Dead Legs" setzt diese Richtung fort, ein entspannter Rocker, der schließlich in einem wahnsinnigen Gitarrensolo gipfelt und Seite 1 (für die Vinyljünger und Senioren unter unseren Lesern) stilvoll beendet. Als Opener von Seite 2 folgt dann der meiner Meinung nach beste Song des Albums: Eingeleitet von einem treibenden Drumintro prügeln uns Van Halen "Hot For Teacher", einen schnellen, harten Rock'n'Roller um die Ohren, ein wahres Fest für jeden Headbanger, in dem David Lee Roth darüber sinniert, wie sich wohl ein pubertierender Schuljunge fühlt, der sich in seine Lehrerin verknallt hat. Nach dieser Speedgranate ziehen Van Halen im nächsten Song, "I'll Wait", dann wieder die Bremse an. Diese düstere Ballade, übrigens auch als Single ausgekoppelt, wird dominiert von Keyboards, und stellt somit neben Jump die zweite Nummer dar, in der es deutliche Popeinflüsse mit für die 80er typischen Wave-lastigen Synthies zu hören gibt. Dieses Element lässt I'll Wait dann auch heute im Gegensatz zum restlichen Songmaterial etwas angestaubt klingen, nichtsdestotrotz ist es aber ein Spitzensong mit toller Atmosphäre. Bis auf das sehr melodiebetonte Solo bleibt auch hier Eddies Gitarre im Hintergrund. Das folgende "Girl Gone Bad" wird eingeleitet von einem von Eddies typischen Gitarrenintros und geht dann in einen schweren, treibenden Rocker mit exquisitem Riffing über. Abgeschlossen wird 1984 von "House of Pain", einem der rüderen Van Halen-Songs, und genauso wie der Vorgänger atmosphärisch dunkel. Beide Songs stellen wieder einwandfrei unter Beweis, welch genialer Ausnahmegitarrist Eddie Van Halen ist. Kein anderer verbindet technische Perfektion und Feeling so wie er und bleibt dabei trotzdem immer songdienlich. Denn bei dieser Band hat man jederzeit auch das Gefühl, es mit einem organischen Gefüge zu tun zu haben, in dem jedes der vier Ausnahmetalente gleichwertig ist. Auch Michael Jackson erkannte, welch unfassbar genialer Gitarrist Eddie Van Halen war, und engagierte ihn um auf seinem Megahit "Beat It" vom Jahrhundertalbum "Thriller" – bis heute mehr als 100 Millionen verkaufter Einheiten - ein Solo zum Besten zu geben. Nach 1984, das nicht nur mir endgültig den harten Gitarrenrock erschloss, begann für Van Halen eine neue Ära: Exzentriker David Lee Roth nahm die Mini-LP "Crazy From the Heat" mit Coverversionen von u.a. den Beach Boys auf und landete damit einen Überraschungshit. Lee Roth, der sich musikalisch weiter als Solokünstler betätigen und sowieso neue Horizonte erkunden wollte, verließ kurz danach Van Halen (andere Quellen behaupten, er wurde gefeuert), nicht ohne pressewirksame Dreckschleudereien sowohl von seiner als auch der Seite der verbleibenden Bandmitglieder. Für ihn kam Montrose-Sänger Sammy Hagar und führte Van Halen mit dem Nachfolgealbum "5150" in noch poppigere Gefilde, die sich zwar musikalisch einwandfrei, für Metalfans aber zunehmend weniger interessant gestalten sollten. Und David Lee Roth scharte eine Supergroup um sich, der Bassgott Billy Sheehan und Frank Zappas Ex-Gitarrist Steve Vai angehören sollten. Der Professor verleiht diesen grenzgenialen 33 Minuten 10 überdimensionierte Penismikros, alternativ dazu 10 BH-Wurfgeschosse, 10 Langhaarperücken für D. L. Roth oder wahlweise 10 braune M&Ms. Trackliste
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Reviews
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