Ich halte es mit unserem Professor: Das Positivste und Stilsicherste an diesem Album ist, abgesehen von der aufkeimenden Hoffnung darauf, daß die Protagonisten noch sehr jung und ausbaufähig scheinen, ohne Zweifel die Abbildung des Clockwork Orange T-shirts im Booklet!

Finnen sind ein eigenwilliges Volk, schätzungsweise grundsätzlich depressiv und eigentlich auch selten lustig. Eben so selten jedoch schleichen sich wirklich schlechte Musiker in die ständig neu aufkeimenden Bands, scheint das künstlerische Niveau im hohen Norden doch sehr ansprechend. Wie gut, dass es jetzt The Wandering Midget und deren knapp einstündige Debüt-EP gibt. Es herrscht die 80er Underground Attitüde, sticht schlechte 4-spur Produktion ins Auge. "Eyes Wide Open" wird als „Classic Doom Metal“ verkauft und sieht man im Begriff Doom zermürbende Langeweile und tieftraurige Monotonie, dann liegt man hier auch goldrichtig. Unterirdischer Gesang, der mit der Umschreibung „weinerlich“ sicher nicht kaschiert werden kann, gänzlich unausgereifte Handwerkskunst und seltenst wirklich funktionierende Songgebilde, machen die sechs überlangen Tracks der drei Burschen aus dem finnischen Keller selbst für den End-80er-Demotape geeichten Zeugen zur wahren Belastungsprobe. Klar kann man hier den Begriff „retro“ strapazieren, um über die ohrenscheinlichen Mankos hinwegzusehen, in Zeiten, wo allerdings an jeder Ecke Skandinaviens potente Newcomer aus dem gefrorenen Boden sprießen, muss man leider die weiße Fahne über einen schuntig und völlig unprofessionellen Release wie diesen schwenken und zur Aufgabe raten!

"Eyes Wide Open " wird seiner Zeit einfach nicht gerecht, und auch wenn ich The Wandering Midget ihre Liebe zu Gottbands der Marke Count Raven oder Saint Vitus wirklich abkaufe und diese auch löblich finde, kann und muss hier einfach gesagt werden, dass solch ein Produkt im Jahre 1988 als demo tape evtl. erträglich gewesen wäre, die Veröffentlichung eines solchen heutzutage jedoch absolut aussichtslos scheint.
Sollte beim nächsten Mal nicht Produktion, technisches Können und vor allem der Gesang runderneuert zur Geltung kommen, werden The Wandering Midget den Sprung aus ihrem Proberaum sicher nicht schaffen und schon bald wieder Geschichte sein.
Bad shot boys – sorry!