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Am Anfang war ja bekanntlich die Schöpfung. In Form von Therion auch noch rüpeliger Death Metal, wie man den ersten Gehversuchen der 1988 gegründeten Formation (die sich ursprünglich Blitzkrieg und kurzerhand unter dem Einfluss von Celtic Frost auch Megatherion nannte) noch recht deutlich anhören kann. Lauscht man heute den ersten Demos der Band (zusammengefasst übrigens am ersten offiziellen Output "Of Darkness…" im Jahre 1991 via Deaf Records) an, würde man kaum glauben, in welch prächtiges Wesen sich Therion entfalten sollten.
Jener farbenprächtige Falter, jene Band von und um Ausnahmekönner Christofer Johnsson, die als eine der wenigen von sich behaupten kann, Revolutionäres geschaffen zu haben, Vorreiter und Ikone gleichermaßen zu sein. Jene Therion die man heute kennt traten eigentlich erstmals im Jahre 92 mit "Beyond Sanctorum" in Erscheinung. Zwar noch sehr hüftschwach, jedoch schon mit dem gewissen Mut zu Experimenten ausgestattet, konnte man mit diesem Werk ebenso erste kleine Erfolge verbuchen und Aufsehen in Insiderkreisen erwecken, wie mit dem mutigen "Ho Drakon Ho Megas". Therion verpackten ihren Death Metal bereits Anfang der 90er in jazzige Strukturen, elektronische Spielereien, orientalische Sprengsel und bereits zu dieser Zeit ließ sich die Liebe zur Klassik ebenso herauslesen, wie der Hang zu choralen Arrangements aber auch Gothic. Die Zeit schien reif, reif für einen ebenso mutigen wie wichtigen Schritt, der im Jahre 1995 auch unbeirrt vollzogen wurde. Es war an der Single "The Beauty In Black", Johnsson und Mitstreiter allerorts bekannt zu machen und sie über Nacht zu Vorreitern einer ganzen Szene zu küren. Die Death Metal Wurzeln waren weit behutsamer in den Sound integriert, die rüde Boshaftigkeit der Anfangstage fast gänzlich abgestreift und durch klassische Zitate ersetzt. "Lepaca Kliffoth" war einmal mehr sehr experimentell, voll von brillanten Ideen und ein schlicht großartiges und originelles Düstermetal Album, das jedoch auf breiter Ebene noch immer keinen großen Erfolg brachte. Die Liste der Ideen, die Reihe der mit niedrigem Budget nicht realisierbaren Nummern wurde also immer länger und Johnsson spekulierte gar mit einem Ende der Band, sollte sich seine Vision von orchestral schwerem Metal mit Gothic-Einflüssen und Chorgesängen nicht endlich würdig realisieren lassen. Nuclear Blast willigten ein, stockten das Budget von Therion auf (sie sollten sicher nicht bereuen, dass das folgende Werk zum bis dato teuersten der Label History wurde…) und die Aufnahmen zu "Theli", dem bahnbrechenden Meisterwerk, dem der Mastermind aufgrund seiner völlig neuen und sehr unkonventionellen Schönheit nicht viele Chancen bei den engstirnigen Metal Fans ausmalte und das er zwar als sein Meisterstück, jedoch als wohl letztes Therion Werk prognostizierte, konnten beginnen. "Theli" wurde zum Erfolg, steigerte seine Verkaufszahlen von Woche zu Woche (die Tour mit den damaligen Überfliegern Amorphis trug das ihre dazu bei) und erntete durchwegs großartige Kritiken. Therion waren in kürzester Zeit ganz oben angelangt, setzten neues Maßstäbe im Metal/Gothic Bereich. All die revolutionären Attribute die Celtic Frost einst mit "Into The Pandemonium" noch recht räudig umsetzten wurden hier aufgegriffen, Death Metal wurde mit Gothic gepaart und durch herrliche Klassikarrangements zu einzigartiger Klangcollage veredelt. Verstärkt durch einen Rockchor, einen klassischen Chor, massive Keyboardeinsätze und eine Vielzahl an symphonischen Momenten, erschufen Therion die nahezu perfekte Verbindung aus hartem, düsteren Metal und majestätischer Klassik, in der Opernstimmen auf einer Stufe neben Death Metal Vox, harte Gitarren wie selbstverständlich neben klassischen Instrumenten aller Art um sich wüten durften. Dramatische Bläser, getragene Tastentöne und eine atmosphärische, fast soundtrackartige Instrumentalabfahrt gebieten Einlass in dieses so künstlerisch wertvolle Kunstwerk um wie ein Paukenschlag vom - von Orff’s "Carmina Burana" abgewandelten - Eröffnungsorkan "To Mega Therion" abgelöst zu werden. Schon ist man mittendrin in der – trotz vieler Samples erstmals standesgemäß umgesetzten - Vision von Christofer Johnsson’s Musik. In einer bis dato nicht gehörten Größe verschmelzen Klassik, Metal und Gothic zu einem wundervollen Ganzen. Unaufgesetzt aneinandergeschmiegt gehen (teils bekannte) klassische Melodien mit fetten Metal Riffs gemein, werden exotische Klangspiele mit harten Druckwellen verschmolzen. "Theli" klingt trotz aller Extravaganz, trotz alle exquisiten Inszenierung zu jedem Moment sehr roh und weit weg von filigraner Prog Spielerei. Hat man diesen schier unbändigen und zur damaligen Zeit wahrlich völlig neu klingenden Eröffnungsorkan erst mal verdaut, stellt sich ein Hit nach dem anderen vor. Das herrlich aufgebaute und bretthart riffende Metal-Chorinferno (...für kids nicht zu verwechseln mit metalcore!) "Cults Of The Shadow" mit seinen herrlichen Flötenspielen, das rockig verträumte "Nightside Of Eden", oder das mit bratenden Riffs überladene und ungeheuer druckvoll inszenierte Metal-Klassik-Duett "Invocation Of Naamah", sind aus heutiger Sicht sicher nicht immer perfekt, keineswegs bis ins Detail hochgenial inszeniert und auch nicht grandios produziert. Für seine Zeit jedoch war, ist und bleibt "Theli" immer noch völlig unerreicht und ein bis heute mitreisender Wegbereiter für so vieles, das im Genre Gothic Metal noch folgen sollte. Auch wenn all die im Jahre 96 zu Tage beförderten Zutaten auf dem ebenso genialen, jedoch weit ruhiger und massentauglicherem "Vovin" noch verstärkt wurden, auch wenn die „echten“ Orchestermusiker erst bei diesem Werk den Platz im Budget fanden und die rundum perfekte Inkarnation der Therion Kunst bekannterweise im Jahre 2004 bei "Lemuria/Sirius B" (zum Review) (dem schlicht genialsten Album der Band, das alle Stärken perfekt vereinte) erschaffen wurde: "Theli " ist und bleibt ein Meilenstein für den Heavy Metal und daran kann nicht mal das absolut miese Artwork etwas ändern! Diese Scheibe muss man kennen! Trackliste
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Reviews
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