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Cover  
Saviour Machine - II (CD)
Label: Frontline Records (Pila 1994, MCM & Massacre 1995)
VÖ: 1994
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Art: Classic
DarksceneTom
DarksceneTom
(3173 Reviews)
So viel Schönheit kann nur göttlich sein!

Vieles das mir zu Saviour Machine durch Mark und Bein geht, wurde bereits im Classic zum genialen Debüt gesagt. Für mich persönlich gehören die ersten beiden Alben der Kalifornier jedoch unweigerlich zusammen. Wohl, weil ich damals beide Meisterwerke zugleich mein Eigen nennen durfte und sie abwechselnd, über Monate meinen Player blockierten, um mich ein eine völlig neue, eine ungeahnt schöne musikalische Welt entführen durften. Er war Liebe auf den ersten Blick und wahre Liebe währt bekanntlich ewig. Früh genug entdeckt, durfte ich Saviour Machine folglich gottlob zweimal live erleben und ebenso wie ihre gottgleiche Kunst, war es ebenso unbeschreiblich magisch, wie scheinbar unmöglich, das livehaftig Erlebte in Worte zu fassen. Diese Starre der Wehrlosigkeit bezieht sich auf die Alben von Saviour Machine ebenso, und egal wie ich es angehe, meine Worte werden der Ausstrahlung und Schönheit ihrer Musik nie gerecht werden.

Dennoch muss ich mich meinem unweigerlichen Willen, diese Band immerwährend jedem Nichtsahnenden näher zu bringen weiterhin beugen. Ich werde nicht müde, diese Band und ihre Musik als "das Größte" zu preisen, das man für Geld kaufen kann und deshalb muss auch "II", das 1994 erschienene zweite Album dieser Apostel des Epic Progressive Metal, in unserer Classic-Abteilung Raum finden.

Im Vergleich zum makellosen Debüt gingen Saviour Machine auf "II" noch epochaler zu Werke und ließen erstmals erahnen, was uns später mit "Legend" in schier ungreifbarer Wucht ereilen und beinahe überfordern sollte. Die Band um die Brüder Eric und Jeff Clayton präsentierte Nathan Van Hala als neuen Bestandteil, und nicht zuletzt sein klassisch barockes Pianospiel sorgte mit den noch dramatischer und noch epischeren Kompositionen dafür, dass Saviour Machine ihren einzigartigen Mix aus progressivem Metal und düsterem Rock noch mehr in die Klassikecke rückten. Da ich mich nun einfach nicht im Stande sehe, dieses Meisterwerk gebührend in Worte zu fassen, wollen wir dieses Classic als geistige Einheit aus Textauszügen und Beschreibungen sehen, um somit der Schwere und der raumfüllenden Wucht der episch Kreation dieser Kathedralen eines musikalischen Gesamtkunstwerkes zumindest halbwegs gerecht zu werden.

"Come with me and soon prepare to pass
Through the beautiful gates of symbolic conviction
That challenged the reign.
Stay with me, don't be afraid to believe
In man's infinite search for the truth in his world
And his right to portray the romantic face of legend
And life."


Wenn sich die von trister Schönheit erfüllten Klavierklänge mit kongenialer Schwermut und Leere gepaart aufmachen, um in diese Kathedrale düsterer Musik zu geleiten, wird einem kalt und warm zugleich. "Saviour Machine II" ist noch theatralischer als das Debüt dieser Ausnahmeband, die ihresgleichen für immer vergeblich suchen wird. Wenn Eric Claytons beschwörende Vocals den gebannten Hörer mit sanften Pianountermalungen und dezenten Chören in dieses Meisterwerk lotsen, dann ist man sich ziemlich sicher, dass es einen Himmel geben muss.
Schönheit kann man kaum besser definieren. Gleichzeitig zelebrieren Saviour Machine mit "II" genau jene Kunst, die dem Menschen all seine inneren Hoffnungen und Ängste vor Augen führt. Angst, Schwermut und Trauer. Die Furcht vor Leid und dem Tode werden hier unweigerlich mit Hoffnung und Ehrfurcht auf eine, bis dato nicht da gewesene Ebene transportiert. Man ist bereits nach wenigen Minuten mitten in einer epochalen Predigt, die sich um das Manifest Eric Clayton wie ein riesiges Luftschloss aufbaut und den Hörer nicht loslassen will.




"The time will come and so the band played on
To offer a prayer for the rising aware that will
Soon touch the robe and gaze
At the stare of this Saviour Machine."


Wieder ist es eine beklemmende Leere, die sich nach dieser Eröffnung breit macht. Glockenschläge, das behutsame Klavier, dezente Streicher, Ruhe, Inbrunst und eine akustische Gitarre verführen im instrumentalen "The Gates" zum Tagtraum. Packender kann man ein Album nicht inszenieren, und während man sich bereits vollends der Magie dieses Werkes hingibt, sich in der Ruhe zurecht zu finden versucht, überkommt einen der erste schaurige Wink der Wahrheit.

"I've nothing to give, nothing to take, I've no one to run to and no one to save, I've no one to strengthen and no one to please, I'd rather die standing than live on my knees.
I refuse to believe I'm condemned to deceive.
You will see for the truth in embodied in me.
Enter the Horror, Enter the Saint, Enter the Idol"


"Enter The Idol" bietet nach dem behutsamen Einlass symphonischen Bombast. Die Stimme steht wie am gesamten Album wie ein gottgleich schönes Manifest im Mittelpunkt. Berauschende Melodien, wuchtige Drums und orientalische Akzente sorgen für beklemmende Atmosphäre und verkünden Unheil. Der Glaube an das Gute ist allgegenwärtig, die vertonte Versuchung kitzelt ihr Opfer aber mit verlockender Hartnäckigkeit, und was man bereits hier glaubt zu vermuten, nimmt immer mehr Fahrt auf.

"A prayer for the dying, a kiss for the last. A tear for the crying, a hit for the cast."

"The Hunger Circle" wirkt weiter beklemmend. Progressive bizarre Songstrukturen und leicht verzerrte Vocals kämpfen gegen abstrakte Klänge, um im Refrain wie eine Gottheit zu erstrahlen und zum ersten ganz großen, epischen Höhepunkt der Messe zu geleiten. Auch hier scheint die Sünde der Versuchung allgegenwärtig, um all das Schlechte und Böse gut zu heißen. Der musikalische Spagat, die grenzwertige Reise schafft ein Auf und Ab der Gefühle. Bizarres und Klares gehen Hand in Hand, und auch wenn die Schönheit am Ende siegen soll, ist man sich sicher, dass die Reise von bittersüßen Verlockungen geprägt und der Widerstand des Loslassens unbändig sein muss.

"Child in silence - I've seen the way. The tears run down your face.
Child of violence - I know that you've been. Dying in this place.
Child without mercy - they've haunted you with Whispers in the dark.
Child in exile - they violate and strain you With their mark.

Child in darkness, I've heard when you scream in the night,
In this fear of letting go, in the light, I'll be standing there to hold you."


Epische Inbrunst, betörende Schönheit und fesselnde Dramatik berauschen den geläuterten Hörer. "Child In Silence" hat alles, was Musik benötigt um ihren Hörer mitten ins Herz zu treffen. Tieftraurig und doch so verheißungsvoll geleitet dieses Gebet in jenen Teil des Albums, der den Hörer beruhigen, ihm aber auch Schmerzen bereiten und ihn schwach machen soll. Anfällig, verletzlicht und wie ein Opferlamm für den Einbruch des Bösen und den drohenden Konflikt aufbereitet.

" Touch the light that crawls from the page,
Ascension of heroes strengthen the saints
Ascension of heroes that call from the stage.

I've loved you with all my heart and my soul, The conflict within is leading me home, The ghost and the godsend are standing alone, The birth of a new world awaits in your hands, With only your hopes and your dreams may you stand.

Ascension of heroes - Are waiting command,
Ascension of heroes - Awaiting the stand."


Die zuckersüß aufbereitete Versklavung findet in der Traumballade "Ascension Of Heroes" ihren Höhepunkt. Mit betörenden Gesängen, die nicht von dieser Welt scheinen, mit einem Refrain, der einen die Tränen willenlos die Wangen runterkullern lassen soll, entführen Saviour Machine ihr Gefolge mit diesem Song in einen nicht enden wollenden Traum. Einen Rausch der Schönheit und Ehrfurcht. Transparent und klar. Nie überladen oder gar kitschig und in all seiner Pracht die perfekte Basis, für das sakral düstere Sakrament, das die Mitte dieses Albums und dieser Reise darstellen wird.



"Are you ready for the unveiling?
We have met the enemy and he is us.
Break the silence, Take the fear ...
Rape the sorrow, Wipe the tears. Rise, rise"


Nach der strahlend hellen Schönheit, ist es dann am instrumentalen "Paradox", die Wolken zu verdunkeln und Endzeit herauf zu beschwören. Wir sind am intensivsten Punkt der Predigt angelangt. Schwarze Wolkentürme bauen sich am Himmel auf. Stürmische Winde werfen sich in orientalisch mystischem Klangkleid um den Hörer. Eine furcht einflößende Gitarrenmelodie zieht sich durch das knapp Viertelstündige Manifest und erzählt von Bosheit und dem Teufel. "The Stand" ist das Kernstück von "Saviour Machine II". Düster und dunkel inszeniert, in abstrakte Klänge gehüllt. Dunkel und bedrohlich hart. Hier ist die Balance aus Klassik, Gothic und Metal allgegenwärtig. Die Gesänge sind beschwörend und hektisch und das edle, hebräisch anmutende Klangkonglomerat, die immer wieder einkehrende Ruhe und behutsame Epik gipfeln immerwährend in bombastischen Höhepunkten.
Die Hand des Teufels berührt den Hörer mit neckischer, bitterböserer Sänfte.

"Drink the blood of the lamb, Await the stand.
Drink the blood of the lamb, Await the stand.
Standing in the fire, He said to me:
”If you don't reject this power it may destroy you"
For we have seen the great interval, and we have lived
To see The monster sleeping; But some will say
The monster was me.

I will hold his ashes in my hands,
Dreaming out loud, moving in metaphors, dancing away."


Der Hörer ist ausgelaugt. Geküsst von Satans Hand. Der Sünde knapp entgangen. Die Sinne betört und die Emotionen zerrissen. Saviour Machine wissen ganz genau, wie sie es schaffen nach diesem kräfteraubenden Eklat für Einklang zu sorgen, ohne die Spannung zu schmälern. Es ist Zeit für die nächste Ballade, die zweite von Gott gesandte Schönheit namens "American Babylon". Die sagenhaften Melodiebögen, die Dramatik und die Klangexplosion, die hier aufgebaut und umgesetzt werden suchen ihresgleichen bis heute. Die Gesangsperformance ist unsagbar genial! Worte völlig fehl am Platz.

"Building towers that come fourth in men. Shifting powers consuming us within,
The will puzzle the apostles till the end.
Enter into the silence, into the dying life of America,
The brave, the slave, the grave."


"Ceremony" muss Brücken bauen. Den Weg zum zeremoniellen Ende geleiten. Fort von all der Angst und Erschöpfung. Hin zum Abgesang. Zur Erlösung. Zum epochalen Finale von "Saviour Machine II".

"And now we're closer to the light. And now we must prepare the way.
Remove the ancient boundaries to give the son of man
His day, To roll away the stone and rise to the throne
In awaited resurrection, the Ceremony rites."




Das große Finale steht unweigerlich bevor. Die "Ouverture" geleitet zum versöhnlichen Ende. Am Ende muss die Hoffnung überleben und "Love Never Dies"offenbart die Wahrheit und ist genau jene schwermütig romantische Halbballade, die das Ende des Albums kongenial begleitet.

"Walk by faith and walk by sight, You're sanctified with blood and light,
In days of roses, nights sublime, The prince of passion lives divine.

Love never dies - Love never denies,
Love never lies - Love desperately cries,
Unto the other side, Unto the unborn child in your eyes."


Es ist vollbracht! Der Anfang ist das Ende. Der Erste und der Letzte. Alpha und Omega sind das Symbol für das Umfassende. Das Endlose. Eine Totalität, für Gott und insbesondere für Christus als den Ersten und Letzten. "Saviour Machine II" spinnt den musikalischen Faden zum Intro. Das intensive Ende ist erreicht und wird gottgleich umgesetzt, als ob Scharen von Engeln den Hörer ein letztes Mal mit ihrer sanften Schönheit berühren würden.

"Lord, into your hands I commend my spirit.
Alive to see legions of angels awaiting the sacred Incarnation.
The time has come, and so the band played on, Releasing his power and shouting in tears,

It is finished; do you see
The Light of Saviour inside this Machine?"


Nachdem diese letzten Klänge wie Glockenschläge verhallen, kann und darf nichts kommen. Man muss das Gehörte verdauen und den Rausch der Klänge verarbeiten. Der Geist ist leer. Das Herz erfüllt. Erfüllt von einer Berg- und Talfahrt der Emotionen, an deren Ende der Reise aber dennoch ein alles überstrahlendes Licht scheint.

"Saviour Machine II" ist ein Manifest. Diese Band hat eine kompromisslose Kunst erschaffen, die sich in Worten nicht ausreichend beschreiben lässt. Die traumhaften Klanggebilde zwischen Licht und Schatten, die Gefühlswelten und Träume aus Dunkelheit und Licht, in die man sich auch Jahre danach ein ums andere mal gern verführen lässt sind unvergleichlich. Diese Klänge, verdeutlichen die tiefsten Sehnsüchte, Ängste und Hoffnungen und sind in ihrer Schönheit und erhabenen Klasse mit nichts irdischem vergleichbar.



Die Kunst von Saviour Machine ist eigenständig, düster und dramatisch. Ihre Musik ist wie eine Droge, die in eine wunderschönen Traum entführt. Wie eine Sucht, die niemals enden will. Intensiver kann ein musikalisches Monument nicht wirken.

Nein, Saviour Machine II ist kein Metal Album und der Frage, ob es nun ein düsteres Rock Album mit massivern Klassik und Opernakzenten ist, werden wir hier auch nicht auf den Grund gehen. Ohne jeden Zweifel jedoch ist dieses Album das schönste, das intensivste und das betörendste Stück Musik, in das sich meine Wenigkeit je fallen lassen durfte.
Genau deshalb haben Saviour Machine seit dem allerersten Kontakt, den ich einst mit den Gebeten ihrer Kunst aufgenommen habe ihren ureigenen Altar in meiner Kathedrale der Musik inne. Genau deshalb ist diese Band ohne Wenn und Aber, und trotz meiner unbändigen Liebe zu vielen anderen großartigen Bands, meine Antwort drauf, wer die vielleicht beste Band aller Zeiten ist.

Ich wiederhole mich in Ehrfurcht: Die Kunst von Saviour Machine in Worte zu fassen scheint unmöglich. Es ist mir nicht möglich, all die Gefühlswelten, die sich beim Hören dieses Albums in mir aufbauen zu vermitteln. Auf Saviour Machine muss man sich einlassen. Man muss sich in ihre Kunst verlieren, um tief im Herzen zu empfinden, wie erhaben und schön sie ist.

So viel Schönheit kann nur göttlich sein!
Trackliste
  1. Saviour Machine I
  2. The Gates
  3. Enter the Idol
  4. The Hunger Circle
  5. Child in Silence
  6. Ascension of Heroes
  7. Paradox
  1. The Stand
  2. American Babylon
  3. Ceremony
  4. Overture
  5. Love Never Dies
  6. Saviour Machine II
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