Eine wahre Perle echter US Güte ist es, dieses in blutiges Rot getränkte Kleinod aus dem Jahre 1987. Auf Enigma Entertainment erschienen (=US Originalpressung) und "irgendwann" auch durch Intercord dem europäischen Markt leicht zugänglich gemacht, ist dieses großartige Album eines der unterbewertetsten Werke einer der besten, im Underground jeher verehrten, von der breiten Masse aber nie wirklich zur Kenntnis genommenen, Bands aus den Staaten.
Dabei fing doch alles so gut an, für die Jungs aus Oregon: Im Jahre 1981 - mit einem fünf-track Demo am Start - wird die Truppe von Shrapnel Chef Mike Varney entdeckt, volley unter Vertrag genommen und auch gleich zu Beginn der Karriere zwei mal auf den legendären US-Metal Samplern der Öffentlichkeit präsentiert. Woran es dennoch lag, dass der letzte Funken nie springen wollte, sei dahingestellt. Vielleicht mag die Tatsache, dass der Vorgänger zu hier bekundetem Wunderrundling,
"Men’s Best Friend" (1984), im Gegensatz zum allerorts gelobten und im Jahre 83 unters Volk gemischten selbstbetitelten Debüt, recht harmlos, weichgespült und eigentlich eher pudelig schwach, denn wild war; vielleicht waren besagte Vertriebsprobleme Grund genug, nie die gebührende Akzeptanz zu ernten, oder vielleicht waren auch die damals (nicht) inszenierten Werbecampagnen für
"Reign In Terror" nicht viel wert. Keine Ahnung, verständlich ist der Zustand in Anbetracht der unbändigen Stärke des Werkes nie und nimmer, aber sie sind ja (leider) kein Einzelfall, die wilden Hunde, die ihrem Namen im Jahre 1987 mehr als nur alle Ehre machten und der Welt zeigten, wo und vor allem wie dick der Köter seine Eier hat.
"Reign In Terror" ist die totale US-Power Vollbedienung. Eingehüllt in ein bis heute nicht wegzudenkend und ungeheuer organisches Soundfell, bolzen sich die DOGS neun gnadenlos hart und dennoch wunderschöne Powerbolzen aus den Pfoten.
Tollwütige Gitarrenwände, dass es einem die Ohren bis zum Nackenfell zurückbügelt, brechen an allen Ecken und Enden von den Wänden um absolut großartiges Songwriting zwischen brutaler Härte und großen Gefühlen zu krönen und der damals neu verpflichtete Sänger Michael Furlong (veröffentliche übrigens im Jahre 1984 mit
"Head On Rock N Roll" eine eher seicht tönende Soloscheibe) versprüht ohnehin den rauen Charme eines heißhungrigen Dobermanns und hat sehr großen Anteil daran, dass die
Wild Dogs zu einer wahren Waffe mutierten. Diese Rudel war einfach nicht zu halten. Wie ein tollwütiger Haufen Berserker fressen sich die
Wild Dogs durch ihre neun – bis heute zeitlos guten – US Power Metal Hymnen, die - vom gnadenlos speedigen Brecher „Spellbound“ mal abgesehen - großteils im Midtempo gehalten und wohl genau deshalb so bretthart und unwiderstehlich sexy klingen. Allein die knochentrocken abkackende Hymne eines Openers
"Metal Fuel (In The Blood)" pfählt den geneigten Starkstromkonsumenten an den nächsten Torpfosten. Fettes Riffing, geile mehrstimmige Background Chöre, tolle Vocals und geiler Refrain machen solche Nummern auf ewig zu Heiligtümern, zu Grundnahrungsmitteln für den Maniac. Das spannend und mitreisende
"Man Against Machine" mit seinem grandiosen Aufbau, das einprägsam hymnische
"Call Of The Dark" oder das fast epische
"Streets Of Berlin", mit seiner wohltuend schönen Gitarrenmelodie, sind Power Metal Perlen absoluter Höchstkultur und ebenso wie das ungeheur live-taugliche
"We Rule The Night" oder
"Psychoradio" allerhöchster Genuss für Feinschmecker mit Hang zum zeitlose Guten.
Die
Wild Dogs zelebrieren tolle Refrains die trotz großer Melodien und unter die Haut gehender Klasse weit weg vom Mainstream glänzen. Die begnadet und eigenständige Gitarrenarbeit von Jeff Mark gipfelt, neben durchwegs knatternd und donnernden Riffwänden, in famosen Solis und die sensationellen Melody-lines - die zu jeder Sekunde sowohl dem Hard Rock wie auch dem Power Metal gerecht werden – sind ohnehin nicht von dieser Welt.
Allein wegen ihrem Meisterwerk
"Reign Of Terror" stehen die
Wild Dogs ganz oben im US-Metal Olymp. Solch gitarrenlastige Ohrwürmer mit oberfetten Powerrefrains, rasenden Melodien, grandiosem Riffing und einer einfach nur mitreißenden Metal Voice, lassen diese gebündelte, rohe Rudelpower vier hungriger Raubtiere noch heute zu einem schmerzhaft schönen Trip in die Welt der 80er werden und stellen eines der nostalgischsten und dennoch zeitlosesten Werke seiner Zeit dar.
So klingt erdig unverfälscht kraftvoller US Metal in der Schnittmenge von
Armored Saint,
Vicious Rumors,
Malice und
Badlands.
Ein Muss! Ein Killer!