Wenn man von DEN Vorreitern aller in den letzten Jahren und Jahrzehnten einhergedümpelten Gothic und Dark Wave Truppen reden soll, dann fällt neben den heiligen
Sisters Of Mercy und
The Mission wohl unausweichlich der Name
FIields Of The Nephilim. 1984 aus den Tiefen der britischen Gosse entstiegen haben uns die fünf düsteren Herren unzählige traumhafte Kompositionen aus den tiefsten Magengegenden hinterlassen, an deren Intensität und Macht wohl selbst in Dekaden noch die meisten Nachahmungstäter zerstauben werden.
Nachdem bereits das Debüt
"Dawnrazor" ein mächtiger und beeindruckender Hieb war, stellt für mich der selbstbetitelte 88er Sprössling das absolute Karrierehighlight dieser einzigartigen Band dar. Vom superben Opener
"Endeominada" eingeläutet wird eine Lehrstunde in Sachen Düster Rock zelebriert, unglaubliche Atmosphäre erschaffen und ein sagenhafter Moment nach dem anderen aus den Nebelschwaden der heimischen Anlage gequält. Wer Übernummern wie
"Moonchild",
"Love Under Will" oder
"Chord Of Souls" nicht von Beginn an zum Partyhit der nächsten Allerheiligenfeierlichkeit erklärt, dem fehlen sicherlich ein oder mehrere Gefühlsnerven oder Hirnstränge und wem beim schier unsagbaren Blutdrucksenker
"Last Exit For The Lost" nicht sämtliche Glühbirnen zu Schwarzlichtern mutieren, dem kann auch der tiefste Nebel keinen Herbst einreden. Die sensationellen Vokals von Carl McCoy erbieten schlicht Ehrfurcht und würden wohl noch den letzten Möchtegernbösewicht verschüchtert wimmernd aus dem dunkelsten Loch vertreiben, die Gitarrenläufe wirken ebenso lethargisch wie auch cool und tiefgängig und die Songs fressen sich wie Kontrastmittel in die Venen – beklemmender, düsterer und besser geht’s kaum.
So dämonisch, brutal und dunkel wie
FIields Of The Nephilim kann der urigste Skandinavier trotz kiloweisse Schminke nie klingen und an die im Gegenzug präsentierte Schönheit und Genialität der Songs können auch nur sehr wenige Dunkelmänner unserer Zeit andüstern. Wer sich auch nur irgendwo mit Dark Wave oder Gothic befassen will, der kommt an
"The Nephilim" genau so wenig vorbei wie an den restlichen Scheiben der einst so beindruckend eingestäubten Düstercowboys aus England und natürlich McCoys gelungenem Solostreich
Nefilim.