Nachdem bis jetzt ausschließlich US Amerikanische Göttergaben den Weg in meine Classix Kiste gefunden haben wollen wir uns der Völkerverbindung halber nun auch mal einem europäischen Werk widmen und allen Vorurteilen zum Trotz, obendrein gleich ein amtliches German Metal Produkt würdigen.
Waren
Risk auf ihren ersten Scheiben noch ein klassischer deutscher Thrash Export auf zwar gutem, aber nicht unbedingt bahnbrechendem Niveau und bei mir eigentlich in erster Linie wegen der herrlichen Sebastian Krüger Artworks in die Vinyl Abteilung gewandert, so wandten sich die Herren beim hierbei gehuldigten Meisterwerk einer weit reiferen und durchdacht atmosphärischen Stilrichtung hin.
"The Reborn" ist eine der eigenständigsten und besten Heavy/Power Metal Scheiben, die je über die Grenzen unserer potenten Nachbarn geflattert kam und zählt noch heute zu den absoluten Highlights des Genres.
Bereits das sehr feine und düster gehaltene Marshall Cover verdeutlicht, dass die Band nicht mehr unterwegs ist um lustige Storys zu erzählen und unbeschwerten Thrash zu verbreiten.
"The Reborn" ist ein ernstes, wuchtiges Werk, das hart aber nur im Midtempobereich um sich brütet und trotz der ausgefeilten und teils komplexen Songs wohltuend rau klingt. Nummern wie der monumental beeindruckende und sehr vielschichtige Opener
"Last Warning", das stampfend mächtige
"Turn Back To Ecstacy" oder das packende
"No One Will Remember" bestechen durch arschhart wälzende Rhythmen, sehr originelle orientalische Arrangements und bombastisch vorgetragene Chöre die ohne jeglichen Kitsch eine fesselnde Stimmung aufbauen und beeindrucken.
"Be No More", einer der geilsten, druckvollsten und kompromisslosesten Midtempoabschädler aller Zeiten bringt wohl selbst die lahmsten Rüben zum Beuteln und das mit unkonventionell aber genialen Refrain veredelte
"Lullaby" ist eine der unkommerziellsten und intensiven Power Balladen der Geschichte.
Risk brillieren durch sehr interessante Gitarrenharmonien in teils orientalischem Gewand, schleppend druckvoll und enorm heavy gehaltene Songs, raue aber fabelhafte Vokals und sehr undeutsch klingende mächtig wälzende Chöre. Durchhänger gibt’s absolut keinen zu vermelden, die trocken und ungeschliffene Produktion passt perfekt zum Sound der Truppe, könnte auch heute nicht besser sein und die Songs wirken auch nach dem x-ten Durchlauf noch interessant und packend.
Ich könnte mir denken, dass ein Großteil jener, die dieses Review lesen noch nicht mal einen Ton dieser Scheibe gehört haben und so würde ich jedem Fan harter Metal Klänge empfehlen sich mal mit
"The Reborn" zu befassen und seine Kohle anstatt in irgendeinen belanglosen Newcomer Clone lieber in eine der besten und eigenständigsten europäischen Metal Veröffentlichungen aller Zeiten zu investieren.