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7.5
NIGHTWISH können die Songs schreiben, Tarja hat die Stimme: Getrennt voneinander fehlt beiden die entscheidende Note! So geschehen bei einem musikalisch genialen, jedoch durch eine Allerweltsstimme abgewerteten "Dark Passion Play" (zum Review); Ebenso zu beobachten bei einem in (aus metallischer Sicht wohlgemerkt!) Sachen Songwriting teils leider nicht unbedingt zwingenden "My Winter Storm", dessen großes Highlight die Stimme von Diva Tarja ist.
Die harmlos nette Vorab Single "I Walk Alone" hat bereits bestätigt, was jeder halbwegs realistische Metal Fan ahnen konnte. TARJA kann ohne die genialen Kompositionen von Tuomas Holopainen nie und nimmer als ernsthafte Konkurrenz für die ex-Werke ihrer ex-Band angesehen werden, kann und wird in hartmetallischen Kreisen auch nicht viel Staub mit ihrem schön gestaltet und perfekt produzierten Debüt aufwirbeln können. Dass "My Winterstorm" deshalb zu keinem Moment schlecht sein muss, steht aber dennoch fest. Auch wenn das Werk über weite Strecken doch ein wenig langatmig weil sehr getragen scheint, und die opulent und tiefgängig musikalischen Fragmente bis auf Tarjas wie immer unglaublich schöne Stimme im ersten Moment nicht wirklich bahnbrechend wirken, entpuppt sich bei genauerer Inspektion, bei intensivem Hörgenuss ein absolut hochklassig und wunderschönes Album, das die Künstlerin TARJA eigenständig zeigt und genau dort brillieren lässt, wo sie sich aufgrund ihres unglaublichen Stimmvolumens am Wohlsten fühlt. So kann man sich manch herzergreifende Ballade ("Minor Heaven", "Oasis") problemlos zum nächsten Adventkränzchen reindrücken, weiß der Großteil der musical mäßigen Stücke durchaus zu gefallen. Auch wenn die großen Highlights, bis auf das in bombastischer Mischung aus Musical und Kate Busch vorgetragene "Sing For Me", das traumhaft schöne "The Reign", das extravagante "My Litttle Phoenix", oder das tiefgängige "Boy And The Ghost" – zumindest nach den ersten vier bis fünf Durchläufen – doch recht rar sind, und die balladeske Ausrichtung des Werkes auf Dauer leicht langatmig scheint, sich die aufgebauten Pluspunkt bei einem fatal unpassenden Cover des ALICE COOPER Smashers "Poison" auch schlagartig zu verringern wissen, kann man "My Winterstorm" ohne Wenn und Aber als gelungenen Befreiungsschlag einer reifen Künstlerin werten. Fakt ist, dass "My Winterstorm" sich in seiner Form des Konzeptalbums unterm Kopfhörer und am Stück gehört sicher weit besser entfaltet, als nebenbei geschnupft. Ebenso Fakt ist, das dieses Werk kein Metal Album, sondern ein getragen klassisch angehauchtes Stück symphonischer Rock Musik und somit eher für die Andrew Lloyd Webber Fraktion, denn für gängige Metal Fans empfehlenswert ist. Irgendwie ist auch Fakt, dass ich während des Hörens dieser Scheibe – ebenso wie beim letzten NIGHTWISH Monument - immer wieder hin und hergerissen bin, sie einerseits absolut gelungen, andererseits auch wieder recht unspektakulär finde. Vielleicht entwickelt sich "My Winterstorm" tatsächlich immer weiter und wächst zu einem Album, dem diese Kritik trotz allen Lobes nicht ganz gerecht wird. Zu diesem Zeitpunkt meines Gefühlsstandes halten sich Licht und Schatten die Waage. Reinhören kann – vor allem für Freunde klassisch schöner Rocktöne - aber sicher nicht schaden, zumal die Sache an vielen Strecken wirklich wunderschön und stimmungsvoll erschallt, in ihrer prachtvollen Inszenierung durchaus unter die Haut und wohl auch als Ersatzbefriedigung für enttäuschte NIGHTWISH Fans durchgehen kann. Steift man die ungeheuer hohe Erwartungshaltung also ab, findet man sich damit zurecht, dass TARJA kein Metal Album, sondern ein symphonisches Stück Rock Musik mit viel Klassik- und Musical Elementen erschaffen hat, dann muss man irgendwie doch den Hut vor "My Winterstrom" ziehen! Im Endeffekt kauft sich meine Wenigkeit dieses durchaus schöne Werk allein wegen der tollen Stimme aber ebenso wenig, wie die neue NIGHTWISH allein wegen der tollen Musik. Ich warte einfach drauf, bis wieder zusammen ist, was zusammen gehört... Trackliste
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