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9.0
Marillion sind ein Paradebeispiel dafür, wie es eine einst so große Band lernen und akzeptieren musste, vom Megaact (mit "Misplaced Childhood" und "Clutching At Straws" sackte man Mitte/Ende der Achtziger ein paar Bündel Platin ein) zum - überspitzt gesagt - Insidertipp abzusteigen. Also, kleinere Brötchen backen heißt die Devise seit gut fünfzehn Jahren, weil selbst eine Reunion mit Ursänger Fish wäre ein fragliches Unternehmen. Nichts desto trotz: mit den damaligen Einnahmen dürften die Herrschaften noch eine Zeit über die Runden kommen. Aber lassen wir solche Spekulationen, der aktuelle Sangeskünstler Steve Hogarth ist inzwischen eh nicht mehr wegzudenken und gerade er verlieh den letzten Releases einen wundersamen, ja nahezu magischen Touch.
Tja, das aktuelle Werk "Marbles" klingt noch eine Spur moderner, verträumter und zerbrechlicher als sein bereits sehr ästethisch in Szene gesetzter Vorgänger "Anoraknophobia" aus dem Jahre 2001. Sämtliche Electronicsamples, Chöre und sphärische Bögen dominieren das Geschehen, schnelle Gitarren- oder Keyboardsoli, hektischte Breaks und blumige "'80er" Harmonien sind dagegen inzwischen äußerst selten anzutreffen. Alles Attribute, die mich persönlich keineswegs stören, denn die Briten haben es ohnehin nicht nötig, sich selbst zu limitieren oder es anderen recht machen zu müssen. Ach was, genau so muss moderner Rock klingen! Wegweisend ist da schon mal die etwas flottere Single "You're Gone" und "das ebenso rassige "Don't Hurt Yourself". Oder der fast vierzehnminütige Opener "The Invisible Man", der chamäleonartig seine Stimmung wechselt, eigentlich erst gegen Ende so richtig ins Rollen kommt und somit schon mal die starre Kinnlade des Hörers für die gut siebzig anstehenden Minuten "vor-lockert" (...). Ebenso die viergeteilten "Marbles" Themen bieten völlig ungezwungene, fast schon als Ambient-Poprock zu bezeichnende Kost, die zum mitwippen, mitsummen oder tanzen animiert. Ach ja, Parallelen zu Vast oder den modernen U2 Werken wie z. B. "Pop" sind unüberhörbar. Dabei haben sich die fünf von der Insel vor allen Dingen mit den teils Trance- artigen, gänzlich filigranen Tracks "Angelina" und "Drilling Holes+ übertroffen - eine Gänsehautstimmung wie hier gibt's sonst nur bei Pink Floyd! Fazit: Marillion haben sich abermals von typischen Erwartungen emanzipiert. Elf dezent-anschmiegsam-romantische Phonperlen sind nämlich vor Ort, die großteils zum feinen dahinschwelgen und chillen verleiten, sprechen, um es auf den Punkt zu bringen, eigentlich vielmehr Fanscharen ob genannter Seicht-Kapellen an, die abends auch mal gern im flackernden Licht die Seele baumeln lassen. Weitere Anspieltipps daher irrelevant - alle darauf vertretenen sind von der ersten bis letzten Minute eine Art Balsam für die Körper, Geist und eben - Seele. Trackliste
Mehr von Marillion
Reviews
01.04.2020: With Friends From The Orchestra (Review)05.03.2017: Marbles In The Park (Review) 04.11.2012: Sounds That Can't Be Made (Review) 07.03.2011: Live at Cadogan Hall (Review) 29.11.2009: Misplaced Childhood (Classic) 24.10.2009: Less Is More (Review) News
07.02.2022: Kunstvolles Video zu "Murder Machines"08.11.2019: Neues Video und Tourdates 05.03.2018: "All For One" DVD/Blu-ray Infos 10.01.2017: Livescheibe und Tourdaten 2017. 01.07.2016: Geben die *F.U.C.K.* Tracklist bekannt 07.04.2016: Albuminfos und Tourdates. 27.03.2014: Headlinen "Night Of The Prog" Festival. 22.04.2011: Marillion & Saga: Doubleheadliner Tour 2011 27.01.2011: "Live At Cadogan Hall" DVD Trailer. 01.09.2009: "weniger ist mehr" 30.09.2008: Mit offiziellem Bootleg |
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