Nun ja, über die Vermarktungs- bzw. Fanverarschungspolitik von KISS kann man ja denken was man will und auch über die musikalischen Fähigkeiten des Ultraplatinquartetts kann man sicher streiten. Dass die Herren um Gene Simmons schon seit ungefähr 300 Jahren auf Abschiedstournee sind dürfte hinlänglich bekannt sein und dass sich die alten Kohlescheffler die derzeit so populäre Variante eines Gigs mit Orchester nicht entgehen lassen würde war ja auch fast zu erwarten.

Im Gegensatz zu all den teils obersinnlosen Releases der letzten Jahre ist dieses Teil aber ein absolut berechtigter Kracher geworden. Im Feber dieses Jahres zum 30. Bandjubiläum vor 35.000 absoluten Maniacs in Melbourne aufgezeichnet bieten KISS genau das, was man von ihnen sehen will, nämlich eine kultig 80er lastige Show, mit massig Pyros, vielen Hits und höchstem Unterhaltungsfaktor.

Der in drei Akte gesplittete Set startet mit klassischer Kiss Show durch. Vier geschminkte Rentner in herrlichen Kostümen und phänomenalen Plateaustiefeln, stehen auf einer absolut beeindruckenden Bühne, rocken sich durch Hits wie „Calling Dr. Love“, „Strutter“ oder den Minirockzwirbler „Lick It Up“ und machen Party pur.
Der zweite Akt behandelt die Schmuseseite der Bandhistory, wird in einem feinen Akkustikset, mit Unterstützung des komplett auf KISS-Style abgeschminkten Streicherensembles des Melbourne Symphonic Orchestra, einem ebenfalls geschminkten Kinderchor und überragenden Publikumsreaktionen sehr stimmungsvoll umgesetzt.
Act III ist dann Vollbedienung pur. Aufgetuned mit dem gesamten 60 Mann Orchester legen KISS mit „Detroit Rock City“ los, stampfen den urigen „God Of Thunder“ (inkl. kultiger Gene Simmons Schwebe- und Blutspuckeinlage) und absolute Partyhits wie „Shout It Out Loud“ und „Rock And Roll All Night“ in die frenetisch abfeiernde Masse. Das brennend an die Decke krachende Schlagzeug bei „Black Diamond“ fehlt ebenso wenig wie der Überhit und Jahrhundertsong „I Was Made For Loving You“. Die Bühne erstickt in Pyros und sowohl Band als auch Show lassen keine Wünsche offen. Die Songs sind perfekt auf das Orchester abgestimmt, klingen unverfälscht rockig, sehr druckvoll und passen perfekt zur ungewöhnlichen Instrumentalisierung.

Alles in allem ein rundum geile Show, die zeigt, welche Ausnahmestellung KISS bis heute haben und die auch all jenen die nicht gerade die größten Fans der Band sind, Spaß machen dürfte und einen guten Überblick über das Bandschaffen bietet.

Die erste der beiden Disks beinhaltet mit "The Symphony Story" ein interessantes und ausführliches Makin-Of, viele Background Infos, Audiokommentare der Band und Sinnloserweise erneut den dritten Akt des Konzerts. Auf der Konzert Disc ist zudem noch ein TV Auftritt mit Streicher Version von „Sure Know Something“ zu beäugen.
Ich bin wirklich kein übergoßer KISS Fan und viel mehr als ein, zwei Nummern haben mir auf einer einzenlen Scheibe der Kult Truppe eigentlich nie gefallen, diese DVD macht aber absolut Laune, zeigt die Ausnahmestellung der Rock Titanen und lohnt eine Investition durchaus.