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18.03.2016, Weekender Club, Innsbruck
"Sitting here wonderin' 'bout things, That only the Lord knows...."
Zeilen eines unsterblichen Trouble-Songs, der die Situation um die aktuelle Tour von The Skull ein wenig umschreibt. Die Vorzeichen für jene Show, die mein prognostiziertes, mein persönliches Konzerthighlight der ersten Jahreshälfte werden sollte, sind schlecht. Dass The Skull im Jahre 2016 ebenso wenig vor vollen Hallen spielen würden, wie es die heiligen Trouble in den 80er und 90er Jahren getan haben, war im Vorfeld klar. Dass so wenig Metalheads und Musikfans den Weg in den Weekender Club finden würden, um einer absoluten Legende und Weltklasseband ihre Ehre zu geben, ist dennoch eine Schande! Frevel auf höchster Ebene, aber leider auch nichts Neues in Tirol. Dass Eric Wagners Vater in dieser Woche verstorben ist, ist natürlich die nächste Watsch'n. Hut ab vor diesem Profi, dass er die heutige Show, die gleichzeitig das vorzeitige Ende der Tour darstellt weil Eric die Heimreise antreten muss, dennoch in Überlänge performt, ist nicht hoch genug einzuschätzen. Da stellt sich die Kleinigkeit, dass beiden ursprünglich geplanten Vorbands ausfallen als beinahe unwichtige Randnotiz dar. Hier und heute geht es ohnehin nur um The Skull! Ich muss mich gleich vorweg dafür entschuldigen, dass ich The Skull in den Folgezeilen immer wieder als Trouble bezeichnen werde. Ja, es gibt mittlerweile zwei Bands und die, die heute noch unter dem Banner Trouble unterwegs sind, haben mit "The Distortion Field" vor drei Jahren ein ziemlich heißes Eisen vorgelegt (zum Review). Die wahren Trouble sind aber nun The Skull und das Gespann um Eric Wagner und Ron Holzner ist so sehr Trouble, dass es sich für alteingesessene Fans einfach nicht anders anfühlen kann. Genau deswegen und weil Eric und Ron mit The Skull und ihrem superben "For Those Which Are Asleep " (zum Review) ein perfektes Album abgeliefert haben, dass das umfassende Erbe ihrer Ex-Band perfekt verinnerlicht, kann und muss das heute zur ultimativen Messe werden. Treffend dazu fahren The Skull auf der aktuellen For Those Which Are Asleep European Tour mit einer großartigen Songauswahl auf, die den Bogen von den ganz frühen Trouble-80er Doom-Tagen bis hin zu den ultralässigen 90er Werken spannt. So ein Klassiker-Set, gepaart mit den perfekt dazu passenden neuen Songs konnte nur großartig werden und er wurde es auch! Passend zum tragischen Geschehen um Eric's Dad beginnen The Skull mit einem ihrer größten Hits der Vergangenheit: "R.I.P." vom selbstbetitelte 90er-Album (zum Classic Review) rockt und doomt wie Sau und reißt von Beginn an jeden vom Hocker. Auch die jüngere Kundschaft, die die Songs der Amis vielleicht nicht so intensiv verinnerlicht hat wie unsereiner, ist ebenso von Anfang an geplättet, wie wir. Der Sound im Weekender ist staubtrocken, fuckin' heavy und genau richtig für den rohen und ehrlichen Vibe von The Skull. Die Gitarren knarzen und drücken kantig und ehrlich, die Rhythmusfraktion schiebt wie die berühmte Dampflok und auch wenn Eric Wagner's Vocals zu Beginn etwas ruhig ausfallen, sie sind makellos und perfekt! Was folgt ist makellos und für alte Fans der Band eine absolute Offenbarung. Wir kriegen beinahe zwei Stunden lang geniale The Skull / Trouble-Songmanifeste um die Ohren gebrettert und zwar in einer Coolness und Wucht, wie man es sich erhoffen, aber nicht zwingend erwarten durfte. Eric Wagner ist sowieso nach wie vor eine der coolsten Frontypen der Szene. "As tears goes by" hat Mick Jagger einst so schön gesungen und ja, die Zeit geht nicht spurlos an einem vorbei. Auch nicht an Ron Holzner und Frontman Eric Wagner. Während Holzner mit seiner kompromisslosen Südstaatenoptik, US-amerikanischem Dauerkaugummi und stoischer Coolness den lässigen Donald-Trump-Wähler mimt (man weiß es nicht, aber man darf Böses vermuten...), ist Eric Wagner wie eh und je das Epizentrum der Band. Optisch hat sich Wagner natürlich mit seinen knapp 60 Lenzen am Buckel natürlich etwas verändert. Ganz so schnittig wie in den 90er Jahren steht ihm sein schwarzes Hemd nicht mehr, aber die unglaublich lässige Aura und die betont coole Gangart von Eric sind immer noch unvergleichlich. Bis aufs Äußerliche hat sich nämlich rein gar nix getan beim US-Fronthippie, der heute genau so locker, entspannt und charismatisch auf er Bühne steht, wie einst bei legendären Shows am Dynamo Open Air. Auch dort waren Trouble immer eine der coolsten Bands und sie sind es immer noch. Richtig beeindruckend ist aber, dass Eric Wagner auch heute noch die perfekte Stimme besitzt und exakt gleich klingt wie in jungen Jahren. Mit seiner, wie eh und je betont relaxten Ausstrahlung und dem obligatorischen Kreuz an der Brust, schlenzt er mit Zigarette über die Bühne, trinkt ein Bierchen nach dem anderen und hängt während der Soloparts locker am Merch-Stand um eine zu rauchen, sich seine Band anzusehen und den Fans die Hand zu reichen. So geht Trouble ... sorry The Skull: Dafür waren die Amis immer schon bekannt und genau damit haben sie dem Rest der Doom-Gemeinde immer schon dezent den Mittelfinger gezeigt. Wo andere Doom-Bands ausschließlich weinerlich und depressiv agieren, haben Trouble immer schon die gehörige Dosis Coolness und US-Feeling in ihre Songs eingebaut: Cooler kann man Doom nicht spielen. Wo andere Doomster in Schwermut und Selbstzweifel versinken, legen The Skull eine Lässigkeit und ihre selbstverständliche Hippie-Note drauf, um den Doom-Teufel mit psychedelischen Zutaten und eine massiven Brise Rock und Metal richtig toben zu lassen. Genau das tun die Herren auch heute. Wie selbstverständlich feuern The Skull einen Hit nach dem anderen ab. Ein Killerriff jagt das nächste und drückt massiv in den Weekender. "The Mob Rules!", die Meute muss Bangen und Eric Wagner singt völlig unangestrengt, locker und perfekt. Besser geht's nicht, unsterbliche Klassiker wie "Come Touch The Sky", "End Of My Daze" oder das überragende "Plastic Green Head" ziehen einem heute noch genauso amtlich die Schuhe aus, wie damals. "Assassin" vom "Psalm 9" Manifest, das für die aktuelle "The Skull" EP richtig fett neu aufgenommen wurde, donnert und doomt uns in Grund und Boden und schürt Gänsehaut. Perfekt. So geht das. Die Musik spricht für sich. Jeder Song ist ein Killer und jeder einzelne Zuseher ist mitgerissen und überzeugt! Dass die Songs von "For Those Wich Are Asleep" ebenso perfekt einschlagen würden, stand im Vorfeld schon fest. Die Selbstsicherheit, mit der The Skull ihre neuen Manifeste in die Setlist einbauen ist beeindruckend. Warum sollte man auch Zweifel haben, wenn man großartige Songs wie "Touch Of Reality", "Trapped Inside My Mind", den EP-Track "The Longing" und die beiden Übernummern "Till The Sun Turns Black" und das obercoole "A New Generation" aus dem Köcher zaubern darf. Für solche zeitlos genialen Doom-Monumente würden 90% der weltlichen Bands ihre Seele verkaufen. The Skull haben das nicht notwendig. Sie glauben sowieso an den Herrgott und vielleicht war er es höchstpersönlich, der ihnen das Doors-mäßige "End"-Intro zum absoluten Monstersong "For Those Wich Are Asleep" eingehaucht hat, der erwartet beeindruckend rüberkommt und für staunende Mäuler bei manch Ungläubigem sorgt. Hier darf getrost das Zitat vom Albumreview unseres Thunderstryker notiert werden: "Als Referenz bieten sich für diese Offenbarung eines Songs nur die größten Taten der Geschichte langsamer Musik an!" Amen. Genau dasselbe gilt für diese großartige Show, diese ultracoolen Musiker und jeden einzelnen der heute erlebten Übersongs aus über 30 Jahren unsterblicher und auch wegweisender Doom-Geschichte. "Kult" ist ein blödes Wort und es ist mindestens fast so blöd wie "True". Wenn eine Band jedoch wirklich das Attribut Kult verdient, weil sie immer schon anders, besser und vor Allem cooler war, als die meisten anderen, dann sind es Trouble ... ah sorry The Skull. Perfekter, cooler und lässiger als The Skull kann man Doom Metal / Doom Rock im Hier und Heute nicht zelebrieren. Live geht das auch nicht besser und jeder einzelne der es versäumt hat, darf sich getrost ärgern, schämen oder von mir aus auch in den Arsch beißen. Es war genial, es war für jeden Fan dieser Musiker ein erwartetes Highlight und mehr kann und will ich gar nicht mehr dazu sagen. Großartigeres und emotional Wertvolleres wird 2016 für mich persönlich wohl kaum kommen! In diesem Sinne: "Sitting here wonderin' 'bout things, That only the Lord knows..." Für die Livepix bedanken wir uns bei Alex Petrov und HIER gehts zu seiner Artist-Site. |
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