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Sabaton
15.02.2016, Music Hall, Innsbruck 
 
"Bisch a Tiroler, bisch a Mensch!" !+ lässt Joakim kurzerhand vom Stapel und damit hat er wohl auch den letzten Skeptiker einer restlos befriedigten und sagenhaft abfeiernden Crowd der beinahe ausverkauften Halle auf seine Seite gezogen...
DarksceneTom
DarksceneTom
(142 Live-Berichte)
Eine Montagsshow von Sabaton im Heiligen Land Tirol? Da war doch was. Sechs Jahre ist es her, dass die Schweden erstmals heimischen Boden betraten und im Komma Wörgl (zum Livereview) ein richtig fette Party zünden durften. Knapp 200 Nasen wohnten der Fete damals bei und richtig: Alestorm waren auch damals die "lustigen" Vorboten. Aber genug der Geschichte. Sabaton sind mittlerweile ein ganz anders Kaliber und haben sich nicht nur nur konsequente Veröffentlichungen auf konstant hohem Niveau, sondern insbesondere durch ihre unermüdlichen Tourneen, die die Schweden in den letzten zehn Jahren wohl in jedes Loch des Kontinents geführt haben, zu einer ganz großen Nummer der Szene entwickelt.
Völlig zurecht sind Sabaton eine der populärsten Bands unserer Zeit und man kann zu den Skandinaviern stehen wie man will: Sie haben sich ihren Erfolg absolut verdient. Dennoch stand die Frage im Raum, ob sowas im bekannt schwierigen Raum Innsbruck an einem Montag funktionieren kann, zumal die Werbung auch eher spärlich war? Eine am Ende der Nacht mit 900 (!) frenetisch feiernden und rundum zufriedenen Fans, bestens gefüllte Music-Hall gibt die eindrucksvolle Antwort. Die ausgelassene, für Tiroler Verhältnisse geradezu unfassbare Stimmung ist nur das berühmte Sahnehäubchen, aber dazu später mehr.



Reden wir dennoch kurz über die kleinen Schattenseiten des Abends. Während sich alle drei Bands, der Soundmischer und auch die Fans als "Vollprofis" zeigen, gibt's hier und heute nur seitens der Veranstalter kleine Macken zu notieren. Das beginnt mal gleich mit dem größten Ärgernis: Laut Ticket und HP ist heute um 19:00 Uhr Einlass, der Beginn der ersten Band mit 20:00 vorgegeben. Denkste! Während in den ersten Minuten noch einen lange Menschenschlange vor den Toren steht, müssen Bloodbound bereits 45 Minuten vor dem offiziellen Beginn auf die Bretter. Sehr schade für viele, die die Schweden gerne gesehen hätten und auch schade für die gute Band. Naja, passend zu diesem Störgeräusch in einer absolut superben Konzerthalle, die Potential für Großes hat, ist dann wohl auch, dass es kurz vor Acht scheinbar kein offenes Bier mehr gibt. OK, man nimmt Coroner im Plastikbecher, aber wundern darf man sich dennoch und nun endlich zum Thema des Referates:

Bloodbound

Bloodbound betreten kurz nach 19:00 die Bühne und mit ihnen jene Vorband, auf die ich mich heute wirklich freue. Die Schweden erfüllen meine Erwartungen voll und ganz und bestätigen den guten Eindruck ihrer richtig starken Studioalben mit Bravour. Der Sound ist zu früher Stunde schon ebenso gut im Saft, wie das von Minute zu Minute größer werdende Publikum. Die Bollnäs-Mannen bieten ihren bombastisch angelegten Metal manierlich im traditionellen Erbe der 80er und 90er Jahre und mit melodischen Bombast Power Metal Anleihen der Neuzeit. All das ist immer wuchtig und zu jedem Moment verdammt hymnisch. Die Show von Bloodbound ist kurzweilig und richtig cool und weil die Schweden einen Sänger haben, der nicht nur aussieht, wie unser Professor (bitte zwei Hörnchen zum nächsten Redaktionsmeeting auf die Glatze kleben!) , sondern der auch noch richtig gut singt, tut es auch wenig zur Sache, dass die Keyboards und die Chöre vom Band kommen. Kein Wunder, dass Bloodbound für klasse Metal Hymnen wie "Moria" oder "Stormborn" amtlich gefeiert werden und ihren Support Slot somit nach knapp 40 Minuten mit Bravour beenden.

Wer ein Herz für Hammerfall, Helloween oder auch Sabaton hat, der muss Bloodbound mögen. Jederzeit gerne wieder!





Alestorm

Aua. Der Schon wieder muss ich über diese Larifaricombi aus Schottland schreiben und wieder will das, was ich bei einem Auftritt von Alestorm empfinde so rein gar nicht zur Publikumsreaktion passen. Egal, mir sind die lustigen Männer aus Perth livehaftig schon mehrmals sauer aufgestoßen und auch wenn die Knaben allesamt skurrile T-Shirts mit Hundevisagen tragen und einen suspekten Bananen-Enten-Backdrop haben, werde ich sie nie wirklich verstehen. Auch werde ich den Erfolg dieser Band nie wirklich kapieren. Muss ich vielleicht auch nicht. Alestorm kommen hier und heute jedenfalls wieder mal bombig an. Mir ist es ein Rätsel, aber Leute fahren scharenweise auf den Piraten-Klamauk der Schotten ab und ihre einfach gestrickten Songs werden frenetisch mitgesungen. Die Halle steht schon zu früher Stunde beinahe Kopf, wenn Alestorm die Bontempi-Fanfaren ihrer Seemanns-Sauflieder anstimmen. Musikalisch durchschnittlich, stimmlich noch weniger, zünden Schunkelkolosse wie "Captain Morgan's Revenge", das "Hangover"-Cover oder "Over The Seas" eine amtliche Partybombe nach der nächsten.

Letztendlich stehe ich mit meiner Skepsis also mit einer kleinen Minderheit am Rande der Halle und am Ende einer gefeierten Alestorm Show, die dem Gros der Anwesenden offensichtlich richtig Spaß gemacht hat, dürfen sich die gut gelaunten Spaßcombo -Insulaner getrost zu einem mehr als gelungenen Gig gratulieren. Ob ich's nun verstehe oder nicht, ist da völlig egal....



Setlist Alestorm:
1. Keelhauled
2. Over the Seas
3. Magnetic North
4. Drink
5. Captain Morgan's Revenge
6. Midget Saw
7. Nancy the Tavern Wench
8. Hangover
9. (Taio Cruz cover)
10. Rum
11. Shipwrecked
12. The Sunk'n Norwegian
13. Walk the Plank





Sabaton

"That's how the big boys do it!" Ein legendärer Satz, der einfach immer wieder mal treffend und manchmal einfach unumgänglich ist. Sabaton dürfen sich diese Plakette mittlerweile locker auf den Brustpanzer und ihre üppigen Bühnenaufbauten schreiben. Oft hatten wir bereits die Ehre, schlecht waren die Schweden live noch nie. Vielmehr steht fest, dass man Sabaton auf jede Bühne dieser Erde stellen könnte, weil sie eine klasse Liveband sind und mit ihrer authentischen Energie einfach mitreißen. Zuletzt häuften sich ja immer wieder mal die Kritiken von wegen Ballermann-Band mit penetranten Bieransagen und übermäßiger Partystimmung. Klar, das "Noch ein Bier"-Geschrei der Fans werden Sabaton wohl nicht mehr lost, andererseits ist die immer wieder aufkeimende Kritik wohl gleichzeitig auch ein großes Lob an die Schweden, die es mittlerweile und sicherlich nicht umsonst, geschafft haben zu einer der größten Bands der Szene zu werden.
Fest steht, dass Sabaton nicht durch Bier, sondern durch tolle Alben, coole Livesongs und unermüdliches Touren zu ihrem Status gekommen sind und sich ihren Erfolg hart und ehrlich erarbeitet haben! Neider und Gönner wird es immer geben, vor Allem wenn eine Band den Status des Underground verlassen hat und in großen Hallen spielt. Das kennen wir schon seit Ewigkeiten, am Ende war und ist es aber immer noch die Musik und natürlich die Intensität und Klasse der Liveperformance die zählen und genau da macht Sabaton seit Jahren keiner was vor.



Auch heute ist die Show ein Triumphzug auf absolutem Weltklasseniveau! Bereits beim beständigen "The Final Countdown"-Intro geht die Halle steil und wenn dann endlich die "Ghost Division" über Innsbruck hereinbricht, gibt es kein Halten mehr. So eine frenetische Stimmung kennt man hierzulande eigentlich gar nicht. Ich kann mich jedenfalls nicht erinnern, dass in Heiligen Land Tirol in den letzten 25 Jahren irgendeine Metalband derart abgefeiert wurde. Das hat was vom glorreichen Sabaton-Marsch, den wir damals in London erleben durften und es ist mehr als nur beeindruckend.

Es folgt ein Killer auf den anderen und die Party hält bis zur letzten Sekunde absolutes Topniveau. "Far From Fame" ist bärenstark, der Monstermosher "Uprising" nach wie vor einer der größten Bandhits. Besser haben Sabaton nie geklungen. Wessen Nacken hier starr bleibt, der lebt nicht mehr und beinahe jede verdammte Kehle der Halle grölt mit. "Midway" fegt über Innsbruck hinweg und ja, sie sind da: Die "Noch ein Bier"-Chöre des Publikums und Joakim kann sich noch so bemühen, den Leuten zu sagen, sie sollen doch Sabaton schreien. Dieser Zug ist abgefahren und das werden die Schweden auch nicht mehr los. Andererseits soll es ja auch schlimmere Sorgen für Metal Bands geben, als dass ihnen jeden Tag hunderte, ja tausende zujubeln, während man grinsend auf der Bühne stehen darf und ein kühles Blondes auf Ex vernichtet. Da kann man die ein oder andere Bieransage auch locker verschmerzen, vor allem wenn die Meute bei "Gott mit uns" (ok....sie singen leider "Noch ein Bier") abgeht wie ein Turbozäpfchen im jungfräulichen Hintern.



Man muss sich nochmal kurz durchschütteln ob der Ekstase in der Halle. Die Stimmung ist sagenhaft, die Band trotz des Erfolges immer noch genauso glaubwürdig, sympathisch und voller Spielfreude, wie zu ihren Anfangstagen, als wir sie noch in intimsten Rahmen erleben durften. Nicht nur wir sind ebenso sichtlich überrascht von der Menge und der "Montagsstimmung" an einem der, wie Joachim Broden richtig erkannt hat, "wohl 10 schönsten Plätzen der Erde!". Das Grinsen der einzelnen Bandmember reicht mittlerweile von einem Ohr zum anderen. Verständlich, wenn man auch vom aktuellen Longplayer "Heroes" (zum Review) Megahits wie das großartige "Resist And Bite", "Soldiers Of 3 Armies" oder den ultimativen Livesmasher "To Hell And Back" aus dem Ärmel zaubern kann. Stimmung pur, Entertainment pur, Spaß pur! So soll eine Metal-Party gefeiert werden, so verschmerzt man auch die "Wind Of Change" Einlage und spätestens bei stampfenden Evergreens wie "The Art Of War" oder dem treibenden "Attero Dominatus" steht sowieso alles und jeder Kopf!

70 Minuten sind um, die Helden verlassen erstmal kurz die Bühne, um mit "Night Witches" den Endspurt einzuläuten. "Bisch a Tiroler, bisch a Mensch!" lässt Joakim dann kurzerhand noch locker vom Stapel und damit hat er wohl auch den letzten Skeptiker einer restlos befriedigten und glücklichen Crowd auf seine Seite gezogen.



Spruch des Jahres und natürlich auch die nackte Wahrheit. Gleichbedeutend überragend, wie der ultimative Sabaton-Hit: "Primo Victoria" kann und wird überall und immer auf diesem Globus wie die sprichwörtliche Bombe einschlagen. Mehr geht nicht. Hier kann und muss man einfach mit. Besser geht Metal in seiner Livedarbietung einfach nicht und es könnte ewig so weiter gehen. Die ganze Halle dreht durch. Beinahe die ganze Halle springt mit Sabaton und ihrem unwiderstehlichen Groove auf und ab! Großartig. Mehr davon denkt man noch, als mit "Metal Crüe" das bewährte Finale durch die Music-Hall donnert.

Aus und vorbei. Die Fans feiern ihre Band noch minutenlang weiter und wir dürfen zufrieden und vollends befriedigt von einer der besten und eindrucksvollsten Metal Shows erzählen, die Innsbruck in der letzten Dekade erlebt hat.
Bitte mehr davon und bitte auch gern in der coolen MUSIC HALL Innsbruck!



Sabaton Setlist:

1. The Final Countdown (Intro)
2. The March to War / Ghost Division
3. Far from the Fame
4. Uprising
5. Midway
6. Gott mit uns (Noch ein Bier)
7. Resist and Bite
8. Wolfpack
9. The Lion From the North
10. Carolus Rex
11. Swedish Pagans
12. Soldier of 3 Armies
13. Attero Dominatus
14. The Art of War
15. Wind of Change Intermezzo (Scorpions cover)
16. To Hell and Back
----
17. Night Witches
18. Primo Victoria
19. Metal Crüe

Die Fotocredits gehen einmal mehr an unseren (derzeit wieder mal alkoholfrei fastenden) Mr.Barnes:

HIER geht’s zur Sabaton Galerie.

HIER gehts zur Alestorm Galerie.

HIER gehts zur Bloodbound Galerie.



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