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Deathstars
26.10.2014, Backstage, München 
 
Knallhart, cool, sexy, heavy und martialisch tanzbar. Der Sound der Deathstars spricht für sich und die Schweden sollten es uns heute mit einer superben Death-Glam Clubshow in München richtig besorgen...
DarksceneTom
DarksceneTom
(142 Live-Berichte)
Das Darkscene-Kommando hat Stress! Samstag Accept in München (Live Review), Mittwoch In Solitude und Beastmilk im Weekender (Live Review) und am Wochenende die moderne Metal-Vollbedienung im Allgäuerland und abermals in der Weißwurstmetropole. Wer rastet, der rostet. Die Mega-Konzertwoche des Jahres hat es definitiv in sich. Nach einer optisch unfassbar opulenten und auch musikalisch bis auf einige jüngere Schwächlinge, absolut großartigen, ja grandiosen In Flames Show vor geschätzt 4000 frenetischen Fans in der BigBox Kempten, zeigte das Radar bereits am Sonntag die Fahrt nach München an, um den Deathstars erstmals in Form einer Clubshow beizuwohnen.

Während der Anreise noch nichtsahnend, merkten wir dann erst am Abend, welches Glück wir hatten. Beinahe hätten wir die Reise ins Backstage München umsonst angetreten. Nachdem der Motor des Deathstars-Tourbus am Samstag am Weg von Graz nach Italien Feuer fing, musste der Italien-Gig abgesagt werden. Der München-Gig war gottlob nicht in Gefahr und schlussendlich zeugte auch der massive Nebel auf der Bühne davon, dass es im Tourtross offensichtlich auch keine gesundheitlichen Probleme durch Rauchgasvergiftungen gegeben haben kann.
Soviel vorweg: Die Bands waren bestens in Form, in perfekter Stimmung und in Topform.



The Dead And Living:

Den Beginn machten The Dead And Living. Hierzulande noch eher unbekannt, zeigen die Skandinavier eine richtig gute Show. Optisch richtig cool, passt auch der fett tönende Sound des Vierers perfekt ins Motto der Nacht. Irgendwo in einer punkig angehauchten Mitte aus den Deathstars und Avatar, gewürzt mit einer Brise 90er Jahre Gothic-Rock der Marke Sundown, Hardline oder Secret Discovery, konnte heute für The Dead And Living fast nichts schief laufen. Vor allem knackige Songs wie "The Devils Song", "Mayday, Mayday", "Dance With The Dead" und "Angel Eyes" locken die Crowd im Backstage schon vor dem Headliner aus der Reserve. Groovig, auf den Punkt gespielt und tanzbar. So soll Sound dieser Gangart klingen und gerade bei diesen Nummern punkten The Dead And Living auch weit mehr, als bei ihren Punk-Momenten, die eher belanglos scheinen. Cooler Gig einer guten Band, die für Genre-Freaks durchaus relevant werden könnte. Dass Frontman Coroner im Zuge der knapp 45 Minuten gefühlte 200 x "Munich" ins Mikro haucht, fällt da auch nicht mehr groß ins Gewicht.



Deathstars

Zugegeben, ich hatte ja so einige Vorurteile vor dieser Show und obwohl ich den Auftritt im Vorprogramm von Rammstein gelungen und einige Songs der Deathstars (insbesondere das aktuelle Album) richtig gut finde, war ich mir nicht sicher, ob mich die Schweden heute restlos überzeugen würden. So viel vorweg: Die Schweden lieferten eine Hammershow ab, zeigten dass ihr fetter Sound vor allem auf der Bühne richtig perfekt funktioniert und überzeugten jedermann im Backstage restlos!

Um kurz nach 21:30 betreten die Deathstars die Bühne und legen mit "Temple Of The Insects" los. Nicht der erwartete Opener, aber einer von vielen superben Songs der großartigen, neuen Scheibe. "The Perfect Cult" ist in meinen Augen definitiv das bisher beste Deathstars Album (zum Review) und perfektioniert alle Attribute dieser Band. Auch live sollte es den vier coolen Herren heute gelingen, ihr Steak auf den Punkt zu braten. Untermalt von einer stylischen Lightshow zelebrieren die Deathstars den perfekten Spagat aus harten Riffs und Grooves, den kongenialen Mix aus tanzbarem Hitfaktor und coolem Sound zwischen Metal, Glam, Idustrial, Goth und Pop. Die Setlist ist ein Hitfeuerwerk und verzeiht keine Verschnaufpausen. Das ultracool groovende "Metal" und das stampfende "New Dead Nation" bringen jedermann in Kürze auf Betriebstemperatur und nicht nur Frontman Andreas "Whiplasher Bernadotte" Bergh schwitzt schon nach wenigen Minuten wie die Sau.



Dass die Deathstars nicht gekommen sind, um hier irgendwelche Livespielchen zu treiben, erkennt man auch sofort. Wohl nicht zuletzt von der monströsen Tour mit Rammstein geprägt, pumpt man einen Song nach dem anderen, ohne erwähnenswerte Pause ins Backstage. Ansagen bleiben kurz und bündig, jegliche Soloeskapaden bleiben auch außen vor. Hier gibt's 80 Minuten voll auf die Zwölf. Knallhart, cool, sexy und martialisch tanzbar. Der Sound spricht für sich, die Deathstars sollten es uns heute richtig besorgen. Hab ich die Band bisher zwar cool gefunden, bin ich nach dieser Show erst so richtig von ihr überzeugt. Nicht nur, dass die vier Herren, allen voran Frontman Whiplasher und seine beiden Flanken, die Dreadlock-Rampensau Skinny am Bass und Mastermind Emil "Nightmare Industries" Nödtveidt an der Gitarre, die wohl coolsten Bühnenerscheinungen des Jahres sind, und auf der Bühne nicht nur verdammt gut aussehen, sondern auch das coolste Posing seit Nikki-fucking-Sixx präsentieren. Auch musikalisch können mich die Deathstars heute richtig überzeugen.
Die Schweden spielen einen mitreißende Set. Ohne Erbarmen voll auf die Glocken. Der Sound ist voluminös und fett, die Lichtshow ist cool und bietet den idealen Rahmen für eine perfekte Clubshow.



Das die Songs der Deathstars live einen amtlichen Zacken härter und rauer tönen als auf Platte ist natürlich auch ein Plus. Genau so werden aus guten Albumsongs perfekte Livenummern. Death Glam lautet die Attitüde der Band und sie passt perfekt zu dem, was wir heute erleben. Wer zu jener Gattung gehört, die immer noch glaubt, die Deathstars würden Mädchen-Goth Rock zelebrieren, der sitzt seit Jahren am falschen Dampfer und sieht sich von Beginn an getäuscht. Wer dachte, hier eine poppige Gothic Tanzparty zu erleben, der hat sich amtlich getäuscht. Fett und wuchtig gehen die Deathstars in die Vollen und schmettern ihren Industrial-lastigen-Death-Glam ins super gefüllte Backstage. Das Publikum geht von Beginn an mit und wer glaubte, die Crowd der Deathstars würde in erster Linie aus Lack und Leder und vornehmlich tanzfreudigen Mädels bestehen, der sieht sich ebenso getäuscht. Das Publikum ist definitiv ein Metal Publikum. Ebenso wie der Sound amtlich heavy ist und richtig metallisch rüberkommt. Die Deathstars rocken auf der Bühne richtig hart und dementsprechend dauert es auch nicht lange, bis es den vier Herren der Schöpfung die coole Schminke von den weißen Gesichtern wäscht.
Das Backstage kocht, die Band pumpt und ein Hit jagt den anderen.



Vor allem live funktioniert der martialisch harte Groove der Schweden natürlich absolut perfekt. Die Hitdichte ist beachtlich. Das sensationelle "All The Devils Toys" ist ein erwarteter Höhepunkt, "Tongues" grooved erbarmungslos und "Death Dies Hard" bereits zu Beginn der Show ein weiterer absoluter Bringer. Schwachpunkte zu orten ist nahezu unmöglich. Klar kommen die Industrial-Parts vom Band und auch einige Backing-Chöre sind von der Konserve. Das ist aber bei den meisten Acts genauso der Fall und völlig irrelevant. Viel beachtlicher ist, wie präzise diese perfekt eingespielte Band das brettharte Gerüst ihrer Songs zelebriert und sich nebst herrlichem Posing von Minute zu Minute noch intensiver in ihren schweißtreibenden Rausch spielt. "Explode" ist live genau so geil wie auf Platte, das monströs wuchtende "Synthetic Generation" ein absoluter Knaller und der "The Perfect Cult"-Titeltrack nur einer von vielen Übersongs der aktuellen Scheibe. Hier bleibt kein Auge trocken und selbst der letzte Zweifler ist spätestens jetzt restlos überzeugt. Eine unterkühlte Hymne wie "Chertograd" lässt nur kurz Raum zum Luft holen. Spätestens beim Death-Glam Ohrwurm "Night Electric Night", dem treibenden "Play God" und dem energiegeladenen "Semi Automatic" ist wieder kollektives Bangen und Tanzen angesagt.



"Blood Stained Blondes" beendet den regulären Set und jeder im Publikum singt die hymnische Melodie mit. Kurze Pause und schon feuern die Deathstars mit "Fire Galore" einen weiteren Hit ihres aktuellen Studioalbums in die Halle. Eine beeindruckende und mitreißende Performance neigt sich dem Ende zu. Das großartige "Cyanide" und das live massiv wuchtende "Blitzkrieg" beenden eine superbe Show. Schachpunkte Fehlanzeige. 18 Songs, 18 Live-Hits! Kein Wunder, dass der Whiplasher selbstbewusst lächelnd und betont stolz von der Monitorbox auf die ersten Reihen herabsieht. Arschcooler Hüftschwung inklusive.
Das Backstage hat gekocht, die Band war voll am Anschlag und absolut überragend!

Die Deathstars haben eine grandiose Live-Performance abgeliefert. Selten hab ich Musiker so vor Schweiß auf der Bühne tropfen gesehen und selten hat mich eine Band, von der ich im Vorfeld zwar überzeugt, aber nicht restlos begeistert war, livehaftig so auf ihre Seite gezogen!



Setlist Deathstars:
1. Temple of the Insects
2. Metal
3. New Dead Nation
4. All the Devil's Toys
5. Tongues
6. Death Dies Hard
7. Explode
8. Synthetic Generation
9. The Perfect Cult
10. The Greatest Fight on Earth
11. Chertograd
12. Night Electric Night
13. Play God
14. Semi-Automatic
15. Blood Stains Blondes
---
16. Fire Galore
17. Cyanide
18. Blitzkrieg



Egal, ob man sich nun als Fan der Deathstars bezeichnet oder nicht. Der Industrial-Death-Glam der Schweden ist live eine absolute Wucht und eine solche Liveshow dieser vier saucoolen Typen wird jedem gefallen. So viel steht fest...








@C
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