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Iron Maiden
29.06.2013, Open Air Arena Aach-Singen, Aach 
 
Wer diese Iron Maiden Machtdemonstration erlebt hat, der weiß nicht nur, dass er die absoluten Meister erlebt hat, sondern der weiß auch, dass diese Band immer noch viel zu grandios und zu agil ist, um sich auf die faule Haut zu setzen...
DarksceneTom
DarksceneTom
(142 Live-Berichte)
Es gibt sie auch heut noch, jene magischen Momente im Leben eines hart gesottenen "Metal Reliktes", die einen völlig übermannen und die einen, ob ihrer Genialität und Macht, einfach auf Ansage umhauen. Klar hat man nach knapp zweieinhalb Dekaden des Fandaseins und unzähligen großen Konzerten schon sehr viel erlebt. Wenn sich aber eine Legende, die große musikalische Liebe und die unumstritten beste Metal Band aller Zeiten aufmacht, eine ihrer grandiosesten und legendärsten Tourreisen zum 25-jährigen Jubiläum erneut zu zelebrieren, dann weiß man, dass "etwas ganz Besonderes" in der Luft liegt und man wieder einen jener "besonderen" Momente erleben darf, die man heutzutage und ob der Abgebrühtheit und Routine bei Weiten nicht mehr so oft erhaschen kann, wie früher.

Die diesjährige "Darkscene Rock Tour" war im Grunde schon gebucht, als die ersten Gerüchte über die lang erhoffte "Maiden England" Aufführung im Internet kursierten und es stand bereits letztes Jahr fest, dass diese Tourreise das lang ersehnte letzte Puzzlestück im Dreigestirn zu den sagenhaften Open Air Auftritten zu "The Early Years" und "Somewhere Back In Time" Welttourneen sein würde. Die Vollendung der Zelebrierung der ersten sieben Iron Maiden Gottalben, von denen jedes einzelne für sich ein absolutes Meisterwerk und makellos ist. Während wir die ersten beiden Machtdemonstrationen noch im sonnigen Italien, am wettersicheren Gods Of Metal Festival in Bologna erleben durften, sollte uns das letzte fehlende Stück nun nach Singen / Aach an die deutsche Bodenseeseite führen und nach einem saukalten und trüben Rock Hard Festival und der totalen Land-Unter-Hochwasserkatastrophe am Hi Rock Festival, wusste der Wettergott unserer Breitengrade auch heute wieder mit "Hitgarantie" zu überzeugen. Fiel der Start in das Abenteuer noch sonnig und freundlich aus, durfte man sich auf die Prognosen verlassen die vorhersagten, dass die "Wall Of Death" des Atlantiktiefs Singen exakt zwischen Mittag und den Morgenstunden des nächsten Tages übertölpeln würde. Gesagt getan. Die Prognose war bombensicher und traf punktgenau ins Schwarze. Den Beteiligten schwante nach der ausgefochtenen Schlammschlacht beim Sonisphere Festival in Jonschwill vor drei Jahren Schlimmstes, zum totalen Chaos wie einst sollte es aber gottlob nicht kommen (zum Bericht aus der Schlammhölle Sonisphere 2010).



Dass all die Schmuddelprognosen eine knapp 50-köpfige Iron Maiden-Crowd jedoch nicht vom ausgiebigen Feiern und Bangen im Bus abhalten würde, stand fest. Die Bierdosen wanderten in rauen Mengen in den Container, die Pinkelpausen wurden auch immer dringender und auch der Sound wurde konstant lauter. Partybus macht immer Spaß! Auch der Ausstieg in Singen war prompt arrangiert, als man die Anschlagtafel der Bar mit dem 1,50er-Bier entdeckte. Einen perfekteren Ort zum kollektiven "Vorglühen" konnte man sich kaum wünschen, zumal der Marsch zum Gelände auch grade mal fünf Minuten dauern sollte. Nach der einen oder anderen Vorglührunde stellte sich dann auch das Konzertgelände als sehr geeignet vor.
Das Angebot an Ständen mit Futter und Getränk auf der etwas hoch gelagerten Ebene über dem eigentlichen Konzertareal Singens (gottlob eine satt angewachsene Wiese und kein Acker!) wäre bei schönem Sommerwetter sicherlich amtlich gewesen. Heute ist der Versorgungsbereich halt eher ein Schlammpodest, das man lieber schnell verlässt, um festen Boden unterm Schuhwerk zu erhaschen.

Fürs Wetter kann man halt nix. Der just beim Anmarsch einsetzende Kapital-Wolkenguss versprach zwar konstant Grauenvolles, sollte aber gottlob bereits am späteren Nachmittag die Spitze der Sauwetterskala darstellen. Regenponchos um 2 Euro sind heute ein fairer Deal und der absolute Verkaufsrenner des Tages. Das Bier um € 4,50 hingegen ist eine absolute Sauerei!

Soviel zu den Rahmenbedingungen, die beim pünktlich zur ersten Band des Tages getätigten Eintritt in die eigentliche Arena somit abgesteckt wären…



Voodoo Six

Kompetente, aber durchaus austauschbare Hard Rock Klänge mit breitspuriger Ausrichtung sind es, die uns beim Einlass erwarten. Voodoo Six sind die nette Band von Nebenan und machen ihre Sache heute richtig gut. Fett knarzender und amtlich groovender Hard Rock mit einer Note Blues, guten Melodien und einer amtlichen Southern Rock Kante geht ohnehin immer. Richtig brauchen tut die x-te Band im Fahrwasser von Black Label Society, COC, Audioslave und dem bluesigen Flair von Whitesnake aber im Grunde niemand, weshalb sich die DS-Crew dazu entschließt den "nicht ganz günstigen", aber zumindest schmackhaften Mini-Cheeseburger um flockige € 3,50 zu verschlingen. Es gäbe aus meiner Sicht tausende bessere und verdientere Bands für diesen höchst lukrativen Openerposten, aber dass das Musikbusiness nicht gerecht ist, wussten wir ja schon vorher, und dass die Londoner ganz dick auf der Sympathiekarte von niemand geringeren als Steve Harris himself stehen, spricht Bände. Grundsolide Hausmannskost!

Ghost

Das große Pissen hat mittlerweile gottlob ein Ende gefunden. Die Regenponchos werden im "Hulk Hogan Style" abgestreift und ohne die Schwitzmatte am Körper trinkt sich nun auch das Bier weit entspannter. Man war höchst gespannt auf die Ghost-Performance, die heutigen Rahmenbedingungen sind aber wohl kaum jene, bei denen der okkulte Rock der geheimnisvollen Schweden richtig zünden kann. Der Sound ist weit schlechter und ruhiger als noch bei Voodoo Six und so können die mystischen Retro-Songs weder ihre Aura ausbreiten, noch können sich die Melodien und Grooves der Nordmänner um Neo-Frontpapst Papa Emeritus II. so richtig entfalten. Auch das Gesamtkonzept der düsteren Messe, die sakrale Extravaganz und die betörende Ausstrahlung der Kapuzenmänner und ihres Frontpredigers wollen auf einer so großen Bühne nicht recht wirken. Ghost sind eine Band für einen dunklen Club in dem Kerzen, Weihrauch und Nebelschwaden die Stimmung dämpfen. Hier und heute sind sie für Fans ihrer Musik zu harmlos und für Nichtsahnende wohl nicht mehr als ein netter Hingucker. Der Ghost Set und die Performance an sich sind natürlich absolut in Ordnung. Die kurze Spielzeit wird für einen guten Querschnitt aus "Opus Eponymous" (zum Review) und die neue Ohrwurmmesse "Infestissumam" (zum Review) genützt und trotz der widrigen Umstände holen sich die Herren am Ende des Sets einen amtlichen Applaus ab. Warum ein überragender Hit wie "Elizabeth" hingegen nicht den Weg in die Setlist findet, ist ob des mageren Sounds heute zwar ziemlich egal, verständlich ist es aber kaum…



Sabaton

Sabaton sind eine Bank, ganz egal wo und auf welcher Bühne dieser Welt die Schweden antreten und selbst wenn sie einmal nicht zu den Klängen von "The Final Countdown" auf die Bretter marschieren. Das gilt auch hier und heute. Trotz Pisswetters und trotz einer Setlist, die sich selbstbewusst zweigt und sich keineswegs auf die ganz großen Hits konzentriert (was in Anbetracht der Kulisse sicher durchaus clever gewesen wäre), wissen Sabaton die Menge auf ihre Seite zu ziehen. Und das, obwohl auch die Schweden in Singen alles andere als einen fetten, geschweige denn klaren und lauten Sound zur Seite haben, was vor allem dem bombastischen Element ihres Sounds deutlich schadet und ihm einiges ab Wucht nimmt. Dass Joakim und Mannen dennoch alles geben versteht sich von selbst und ist nur einer der Gründe dafür, dass gegen Ende des würzigen Sets abertausende Fäuste gen Himmel steigen, um der Band Respekt zu zollen. Kein Wunder, denn bei unbändigen Hits wie "Ghost Division", "Carolus Rex", "The Art Of War" und dem immer wieder unwiderstehlichen "Primo Victoria" kann man einfach nur gewinnen und für ausgelassene Stimmung sorgen.
Da fällt es dann nicht mal ins Gewicht, dass Sabaton mit "The Lion From The North" und "Swedish Pagans" zwei Songs im kurzen Set haben, die durchaus ihren Platz für zwei richtig große Hits hätten räumen können…

1. Ghost Division
2. Gott Mit Uns
3. Carolus Rex
4. The Lion From the North
5. Karolinens bön
6. Swedish Pagans
7. The Art of War
8. Primo Victoria
9. Metal Crüe



Iron Maiden

Der Wettergott scheint immer noch halbwegs gnädig. Dauerregen und intensive Wolkenbrüche machen weiterhin Pause. Nieselregen kann hier und heute ohnehin keinen mehr erschrecken, weshalb das Bier mittlerweile richtig gut schmeckt, während sich die Lichter um ca. 21:15 verdunkeln, um wie gewohnt zu den Klängen von UFO’s "Doctor Doctor" die Götter anzukündigen!

Man glaubt sich ja schon längst abgebrüht, das Adrenalin prescht aber unweigerlich immer wieder aufs Neue in die Zellen, wenn sich Iron Maiden vorstellen. Es liegt einfach Magie in der Luft, wenn die Briten auftreten und die "Maiden England" Bühne ist dann auch genau so wie erhofft. Die Eiswelt von 1988 wurde mit allen Figuren und Details rekonstruiert und das mystisch fette Intro von "Moonchild" zieht einen sofort in seinen Bann. Man weiß genau was kommt, und trotzdem haut es einen amtlich aus den Latschen. Es ist einfach zu perfekt, wie diese Herren noch heute musizieren. Es ist zu beeindruckend, mit welcher Energie und Kraft sich Bruce Dickinson bis heute jede noch so schwierige Zeile aus den Lungen haucht und es ist einfach immer wieder unglaublich, welche Hitdichte, welche Genialität und welche Schönheit die Songs von Iron Maiden offenbaren. Melodien ohne Ende! Klasse ohne Ende! Hits ohne Ende! Wie oft hat man diese Songs schon gehört und dennoch übermannt einen ihre Aura immer wieder aufs Neue. Iron Maiden auf ihrer "Maiden England Tour", das ist wieder mal eine absolute Machtdemonstration in purer Perfektion!



Das ist die Quintessenz des Heavy Metal! Angefangen bei der opulenten Bühne mit den coolsten Eddies seit Langem, hin bis zum kristallklaren Sound und der perfekten Band. Vom Publikum (das gefühlterweise zwischen 6 und 96 Jahren alt ist) und den gewohnt ausgelassenen Reaktionen ganz zu schweigen. Saugute Stimmung bei Sauwetter. Jeder kennt die Lyrics und jeder brüllt, schreit und singt was das Zeug hält. Alle sind glücklich und es könnte keinen triftigeren Grund dafür geben, als ein perfekt zelebriertes Konglomerat einiger der besten Metal Songs, die je geschrieben wurden. "Can I Play With Madness", "The Prisoner", "2 Minutes To Midnight" sind ein Dreigestirn, das nicht von dieser Welt ist. Unfassbar genial. Der Sound ist so klar, so druckvoll und transparent, wie er sein muss. Die Band einmal mehr großartig und in ihrem Stageacting immer noch genau so, wie eh und je. Adrian Smith und Dave Murray sind und bleiben das Gitarren-Nonplusultra. Traumharmonien, Jahrhundertsoli und unsterbliche Melodien an allen Ecken und Enden. Preis gegeben mit einem Gefühl, das nicht von dieser Erde scheint und mit gewohnt herrlichem Understatement. Herr Janick Gers ist halt auch wieder dabei und Nicko McBrain ist mit seinen schlappen 61 Lenzen zwar der Greis der Band, funktioniert aber immer noch perfekt wie ein Schweizer Uhrwerk. Steve Harris pumpt und post mit seinem Bass wie eh und je und Bruce Dickinson, der unermüdliche Blickfang und Entertainer ist ohnehin fit wie ein Turnschuh. Jede Gesangslinie sitzt perfekt, die Performance ist ein Genuss und genau so erhaben, wie sie für eine Band dieser Größe sein muss.



Die Neuauflage "Seventh Son Of A Seventh Sun"-Tournee ist für jeden Maiden Maniac ein Traum. Die beiden "Fear Of The Dark" Beigaben "Afraid To Shoot Strangers" und "Fear Of The Dark" sind würdig und sinnvoll, das frühzeitige Abfeuern von historischen Metal Monumenten wie "The Trooper", "The Number Of The Beast" und "Run To The Hills" zeugen von Größe und selbstsicherer Klasse. Wer sich so was leisten kann der weiß, dass er noch unzählige todsichere Hits im Petto hat und genau so ist es. Natürlich müsste ein vollständiger Iron Maiden Set unzählige Stunden andauern, allein für ein unfassbares "Phantom Of The Opera" und das unwiderstehliche "Wasted Years" würde ich dieser Band jedoch immer wieder aufs Neue an jedem Ort der Welt einen Altar erbauen.

Sagenhaft! Die Bühne spielt großes Kino. Im Gegensatz zur "Final Frontier" Hallentour geizen Iron Maiden diesmal nicht mit Pyros, Feuerwerk und technischem Schnickschnack. Die Backdrops, die Videosequenzen und die großen Videowalls machen alles, was Stadionrock machen soll. So geht das meine Herren Möchtegernheadliner der neuen Generation und wenn sich dann das "Seventh Son Of A Seventh Son"-Epos und ein herrlicher, überdimensionaler Eddie unter stimmungsvoller Lichtshow neben Dickinson (mit kurzerhand gerichteter Neufrisur) breit machen, gibt’s ohnehin keine Zweifel mehr.
Grandios zu jeder Sekunde. Episch. Erhaben und makellos in Bild und Ton!



"Scream For Me Singen!"
Die Menge tobt, knapp 30.000 Kehlen sind heißer vom Feiern, Schreien und Mitsingen. Das überdimensionale "The Clairvoyant" erinnert einmal mehr an sagenumwobene Donnington-Livevideos alter Tage und "Fear Of The Dark" ist der Mitsinger schlechthin, bevor "Iron Maiden" standesgemäß das Ende des regulären Sets verkündet und den großartigen "7th Son"-Fronteddie mitsamt pochendem Herzen Preis gibt.

Pause. Donnergrollen. Kriegslärm. Kampfflugzeuge. Jeder weiß was kommt. Winston Churchill intoniert "Aces High". Das grenzgeniale Gitarrenlead bricht die Spannung und jeder dreht wieder kollektiv durch. Welch ein Hit! Was für eine überdimensionale Gesangslinie und wie geil singt sie Dickinson noch heute. Gänsehaut und Pyros tanzen zum Quadrat und das sicher nicht zum ersten Mal heute Abend! Warum muss denn so bald Schluss sein denkt man sich, während "The Evil That Men Do" das Letzte aus den Stimmbändern der Fans rausholt, während die Lightshow wieder alle Stücke spielt und die Stimmung konstant am Anschlag ist.
Ich kann mich nur wiederholen: Grandios. Hier und heute geht kein einziger Fan vom Feld, ohne überglücklich zu sein. Es gibt keinerlei Grund zu Kritik. Vielmehr kann und muss nach dem finalen "Running Free" und dem obligaten Monty-Python Rausschmeißer einfach nur von Superlative erzählt werden. Von einer Darbietung, die nicht nur alles Erhoffte gehalten, sondern sogar noch übertroffen hat.



Wer Iron Maiden hier und heute gesehen hat, der weiß nicht nur, dass er die absoluten Meister erlebt hat, sondern der weiß auch, dass diese Band immer noch viel zu grandios und zu agil ist, um sich auf die faule Haut zu setzen.
Auch wenn die Studioalben nicht mehr so überirdisch sind, wie einst. Iron Maiden müssen uns noch lange erhalten bleiben. Der Heavy Metal braucht echte Headliner für Stadien. Er braucht Bands, die es im Handumdrehen schaffen vier Generationen von Fans zu fesseln und zu begeistern und er braucht noch heute jeden einzelnen der Iron Maiden Gottsongs. Diese sind wie die Mutter der Schöpfung und von mir aus können Maiden in den nächsten Jahren gern immer und immer wieder auf Stadiontour gehen, um die alten Hits immer wieder aufs Neue in ein Meer enthusiastischer Fans zu schmettern.
Dagegen wird keiner was haben. Das hat man hier und heute bei einem der ohne Zweifel besten Iron Maiden Konzerte, die man je erleben durfte, wieder mal eindrucksvoll bestätigt bekommen!

UP THE IRONS!



Setlist Iron Maiden:

1. Moonchild
2. Can I Play with Madness
3. The Prisoner
4. 2 Minutes to Midnight
5. Afraid to Shoot Strangers
6. The Trooper
7. The Number of the Beast
8. Phantom of the Opera
9. Run to the Hills
10. Wasted Years
11. Seventh Son of a Seventh Son
12. The Clairvoyant
13. Fear of the Dark
14. Iron Maiden
-
15. Churchill's Speech / Aces High
16. The Evil That Men Do
17. Running Free



Für die Fotos bedanken wir uns bei unserer Rocktours-Gefährtin Meike Märchenhaft!

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