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King Diamond, Sepultura, Threshold, Tank, Orchid, Orden Ogan, Attic
19.05.2013, Amphietheater, Gelsenkirchen 
Rock Hard Festival  
Der König ruft und das gemeine Volk scheut weder Kosten, noch Mühen ihm zu folgen. Die Headlinershow von King Diamond und die gemütliche Festivalatmosphäre lockte eine stattliche DS-Abordnung gen Gelsenkirchen…
DarksceneTom
DarksceneTom
(142 Live-Berichte)
Es begab sich im Herbst des Jahres 2012, exakt an einem Samstag in einer versifften Kneipe der Innsbrucker Bogenmeile. Die Information, dass der König einen seiner raren Auftritte in Europa geben würde, ließ uns das Wasser im Mund zusammenlaufen. Als wir dann erfuhren, dass dieser am Rock Hard Festival 2013 und mit allen jeher vom Fan erträumten Kulissen und fettem Bühnenaufbau stattfinden würde, hatten sich große Teile der Darkscene Crew volley dazu entschlossen, diese – vielleicht letzte - Chance auf eine würdige Show King Diamond Headlinershow wahrzunehmen und nach Gelsenkirchen zu reisen. Tags darauf wurden bereits Flüge und Hotels gebucht und so stand über ein halbes Jahr vorher fest, dass Darkscene King Diamond und dem Rock Hard Festvial 2013 mit einer anständigen Abordnung seine Ehre geben würde.



FREITAG, 17.5.13:

Tagwache 03:30 Uhr.
Gezählte 14 Innsbrucker Metal Immigranten waren es dann, die sich auf verschiedensten Wegen und mit Verkehrsmitteln aller Art auf die Reise machten, um sich am Freitag des Pfingstwochenendes im Amphitheater Gelsenkirchen einzufinden, um der durchwachsenen Wetterprognose mit Tiroler Hartnäckigkeit und konstant freiliegenden Waden zu trotzen. Dass gerade einer der Mitinitiatoren des Trips und der wohl größte King Diamond Fan der Crew, in keiner der Reisegruppen dabei war, und sich als Alternativprogramm aktuell Moorpackungen, Schlammbäder und Kurschatten in die Figur brennt, lassen wir einfach mal unkommentiert stehen.

Ankunft: 12:00 Uhr. Blick übern Pott. Nebel, Nieselregen, gefühlte 7 Grad. Hoffnung auf Sonne gleich Null. Kurze Hosen Wetter für einen anständigen Tiroler Festivalerprobten!

Aufgepeppt mit zwei Wiener Exil-Legionären vom Stormbringer Mag (für große Teile der Livefotos bedanken wir uns bereits an dieser Stelle bei Reini, während wir Mike zu einem außerordentlich süffigen Biertrinkkumpanen ernennen), fand sich somit eine durchaus schlagkräftige Ösi-Abordnung ein, um den Pott bereits am ersten Tag des Festivals richtig anständig zu rocken. Den Start in unser Festivalreview übernimmt sodann unser Bruder Cle, der gemeinsam mit Chris, DD und meiner Wenigkeit einen Überblick über das musikalischen Geschehen gibt, während ich mir erlauben werde, von einigen zusätzlichen, subjektiv absolut unumgänglichen, "Fanreise-Details" dieses Pfingstwochenendes zu berichten…

… here we go…

Hellish Crossfire

Der Wetterbericht im Vorfeld verströmte mehr Horror als das Gesamtwerk des Diamantenkönigs. Umso größer daher die Erleichterung, dass die Wolken trotz höllischem Sperrfeuer von der Bühne dicht halten. Hellish Crossfire können zufrieden sein, denn trotz nicht gerade frühlingshafter Temperaturen füllt sich die Arena schnell mit Thrash Begeisterten, mit Bierbechern bewehrten Zuschauern. Und die Nürnberger wissen ihre Rolle als "Festivalwecker" perfekt auszufüllen. Mit ihrem old-schooligen Material und jeder Menge gekonntem Gitarrenposing provozieren Sie bereits zu früher Tageszeit die ersten Sprechchöre.

Ein toller Start in den ersten Tag und der anwesenden Darkscene-Crew schmecken auch schon die ersten Schluck Veltins, das sich als besser als sein ihm vorausgeeilter Ruf erweist!
(BruderCle)

Fleshcrawl

Wie kündigte sie Frank Albrecht vom Rock Hard an: Die schwedischen Schwaben, oder so ähnlich. Ja stimmt, Entombed & Co lassen ständig grüßen, speziell im Gitarrensound. Nach einer längeren Pause sind Fleshcrawl also wieder zurück auf den Bühnen dieser Welt. Mit "As Blood Rains From The Sky", ihrem wohl bekanntesten Track, starten die Deutschen in ihren Set und die Stimmung im Publikum ist sofort gut.

Böse Zungen, als auch weniger Böse, behaupten des Öfteren, Fleshcrawl wären überbewertet, immer wieder mal ein Ohrwurmrefrain reiche nicht, um richtig gute Songs abzuliefern. So nickt man anfangs noch anerkennend mit und denk sich "klingt ja doch geil", bis nach 3 - 4 Songs das Ganze abflaut, ermüdend wirkt, sodass sich manch einer doch lieber wieder in Gespräche vertieft, und/oder sich einen halbvollen Becher gewöhnungsbedürftigen Bieres für stolze "Dreifuffzich" holt.



Denial Of God

Anschließend entern die dänischen Black Metaller Denial Of God die Bretter, die als Ersatz für Nachtmystium ins Billing rutschten. Ist Black Metal schon eher ungewöhnlich auf dem RH-Festival, sind auch die Dänen selbst nicht die ganz gewöhnliche BM-Band. Das zeigt sich schon im schleppenden Opener "Funeral" vom aktuellen Album, der sogleich einigen Besuchern ein paar Fragezeichen auf die Stirn pinselte.

Ihre Musik ist dennoch ´mal was anderes, als das übliche Gebretter, von doomig bis melodiös, immer wieder durchrissen von schnellen Eruptionen, wenn auch durchaus manchmal etwas langatmig, ist sie sicherlich nicht jedermanns Sache. Vielleicht sollte man auf einem Festival, mitten am Nachmittag und vor Partypublikum etwas flotter zu Werke gehen, als Tipp. So ließen die oftmals überlangen Songs von Denial Of God eher geteilte Meinungen unter den Besuchern aufkeimen, doch für diejenigen, die sich darauf einlassen, bieten sie gutes Entertainment, auch fürs Auge durch allerhand Klamauk wie Grabsteine, Grablichter, oder auch dem Outfit - der Unterhaltungswert passt!
(Chris)

Bruder Cle hat die Situation bereits zu früher Stunde wie üblich souverän im Auge. Nach wenigen Flugstunden von Innsbruck via Frankfurt nach Düsseldorf und den obligaten Eröffnungsbierchen im Hotel, schmeckt einem Tiroler eben auch das Veltins. Ist ja gar nicht so bitter und je mehr desto besser, weshalb sich mein Job am Eröffnungstag ausschließlich auf Audrey Horne konzentrieren sollte.

Audrey Horne

Die Norweger waren für definitiv das erste Highlight, zumal ich noch nie eine Show des coolen Vierers erleben durfte. Auch wenn die neue "Youngblood" Scheibe (zum Review) nicht die Klasse des selbstbetitelten Vorgängers erreichen konnte, musste der Gig dieser Typen einfach gut werden. Und er wurde es. Es war ein erwartet explosiver Auftritt. Die Band, und vor allem die beiden cool posierenden Gitarristen und Fronter Torkjell Rød, massiv um mitreißendes Stageacting bemüht und sozusagen "cool as fuck". Leider hatten Audrey Horne ebenso mit schlechtem Sound zu kämpfen hatten, wie die meisten Bands des Freitags, weshalb Neueinsteiger und Nichtkenner der Songs unter solch widrigen Voraussetzungen wohl eher schwer zu fesseln und von der Klasse der Hits zu überzeugen waren.
Eingefleischte gingen bei Knallern wie "Bridges and Anchors", "Show And Tell" oder dem überragenden "Blaze Of Ashes" dennoch steil und wurden keineswegs enttäuscht. Vielmehr stand am Ende der würzigen Show fest, dass die nächste Audrey Horne Clubshow fix im Kalender vorgemerkt werden muss! Diese Band ist keine Revolution, aber sie hat Feuer und ihre im Grunde unspektakuläre Kunst hat einfach das gewisse Etwas!



Das wars von meiner Seite für heute. Mehr wäre beim besten Willen und nach den obligaten 4 Bieren einfach nicht mehr möglich und vom Rest des Abends berichtet gottlob mein Zimmerkumpane Didi….
(DarksceneTom)

Ashes Of Ares

Als der neue Geheimtipp und ein historischer Moment den man sich nicht entgehen lassen sollte wurde der heutige Co-Headliner im Vorfeld vom Rock Hard Team angekündigt. Und ich muss gestehen, dass auch in mir eine leichte Nervosität bzw. Vorfreude aufkommt als um exakt 20:00 Ashes Of Ares die angebliche Kult-Power-Metal-Band um Ex-Iced Earth Goldkehlchen Matt Barlow, Ex-Nevermore Drummer Van Williams und dem ehemaligen Iced Earth-Gitarristen Freddie Vidales zum ersten Mal seit der Bandgründung im August des vorgegangen Jahres eine Bühne betritt. Trotz allem, die Ernüchterung kommt oft schneller als erhofft. OK, Matt Barlow's immer noch unverwechselbare Götterstimme ist noch voll da und lässt für ein paar Sekunden so etwas wie Gänsehautstimmung im Amphitheater aufkommen. Die Band lässt technisch auch nichts anbrennen und leistet einen guten Job. Doch eine langjährige Erfahrung der einzelnen Musiker und ein fortwährender Reifungsprozess der drei Gründungsmitglieder macht noch lange nicht eine gute Band, oder mit anderen Worten ein neues Vermächtnis, sondern wenn man es so sagen will, eher aus Gold, Scheiße! Die Tatsache, dass die Jungs erst seit April im Studio sind um ihr Debütalbum für Nuclear Blast einzuspielen und kein einziger Song vorab veröffentlicht wurde, macht die Sache nicht unbedingt leichter. Schade, der Stimmung hätten ein paar Iced Earth bzw. Nevermore Songs darüber hinaus nicht Schlecht getan. Aus vermutlich rechtlichen Gründen wird darauf leider komplett verzichtet und kein einziger bekannter Song gespielt. Unterlegt wird das ganze Fiasko noch dazu von einem grottenschlechten Live Sound der zudem total matschig rüber kommt und somit den Großteil des Publikums mehr langweilt als unterhaltet. Ein paar wenig Unverbesserliche bangen sich zwar auch bei den fad monotonen Klängen ohne irgendwelchen Wiedererkennungswert die Rübe ab, unter massivem Alkoholeinfluss und Realitätsverlust rockt aber sogar noch der Mambo Kurt jeden Kindergeburtstag in Grund und Boden. Ich für meinen Teil verabschiede mich nach enttäuschten knapp 30 Minuten zum zweitwichtigsten Ort des Festivals dem Schwenkgrill und schmeiße mir die 3. Bratwurst des Tages in die wohlgeformte Figur.

Das Rock Hard ist zwar bekannt dafür dass immer wieder auch unbekannte Insiderbands verpflichtet werden und quasi die große Chance bekommen, aber Ashes Of Ares waren bedauerlicherweise nie und nimmer ein Co-Headliner sondern der unangenehme Griff ins Clo und ein Auftritt am frühen Nachmittag hätte es meiner Meinung auch leicht getan. Fragt sich im Endeffekt nur, welche Drogen hat der Nuclear Blast Manager der die Band aus dem Nichts heraus verpflichtet hat zu sich genommen und übt er seinen Job noch aus ? ;)
P.S. Ich gebe dem Studioalbum das für den Spätherbst angekündigt ist dennoch eine zweite Chance und lasse mich gerne eines besseren belehren.
(DD)

U.D.O.

Nach dem absolut verzichtbaren Auftritt von Ahses Of Ares und einer kurzen Umbauphase ist die Bühne endlich frei und die Zeit reif für den ersten Headliner des Festivals.
U.D.O., unumstritten wohl eine der stärksten Live-Bands aus dem traditionellen Metal-Sektor und zu Recht einer der beliebtesten deutschen Metal-Export-Artikel, haben dieses Jahr die Ehre, den ersten Tag mit einem Best Of Set unsterblicher Hits ihrer nun schon bereits seit über dreißig Jahren völlig zu recht andauernden Karriere zu beenden. Die Frage die sich vermutlich der Großteil der inzwischen zahlreich versammelten Kuttenträger im Publikum stellt ist banal: Gelingt es dem inzwischen auch schon etwas betagteren Frontmann auch diesmal wieder, genügend Argumente vorzubringen, die seine treuen Fans wiederholt überzeugen können. Nun, die Antwort ist so simpel wie erwartet: Ja, ER kann! Der Edelstahl Made in Solingen wird wohl erst dann eingeschmolzen, wenn die Legende mit dem steckengebliebenen Reibeisen im Hals das Zeitliche segnet und die Radieschen von unten betrachtet.



Und die musikalische Zeitreise lässt wieder einmal keinerlei Wünsche offen. Die Mannen um Udo Dirkschneider gehen an diesem Abend jedenfalls kein Risiko ein. Der Großteil der Show basiert so wie es sich für eine richtige Headlinershow gehört, fast ausnahmslos auf Meilensteinen der Bandhistory. Mit "Metal Machine" wird lediglich ein neuer Song vom kommenden, Ende Mai erscheinenden "Steelhammer" Album (zum Review) vorgestellt. Ältere Semester und Nackenbrecher wie "Animal House", "They Want War" oder "Break The Rules" geben sich die Klinke mit Hits der zweiten U.D.O. Ära und so werden Stampfer wie "Man And Machine", "Rev-Raptor", "Vendetta" und "Leatherhead" ebenso frenetisch und präzise in die mittlerweile brodelnde Meute abgefeuert.
Der Sound ist endlich einmal richtig druckvoll, laut, klar und knallhart abgemischt und so wird das Gelsenkirchner Amphitheater zum ersten und letzten Mal an diesem ersten Festivaltag so richtig vorzüglich beschallt. Die Lichtshow fährt im Gegensatz zu den vorherigen Bands auch schwerere Geschütze auf und unterstreicht einen tadellosen Auftritt, zumal sich auch die beiden Neuzugänge Jovino und Heikkinen live wirklich gut integriert haben. Nun Gut, die beiden Gitarrensoli hätte es gottlob wieder einmal nicht gebraucht, aber Mr. Sir Udo Dirkschneider ist eben keine Dreißig mehr, mittlerweile im rentenfähigen Alter angelangt, und hat sich diese notwendigen Erholungspausen wohl verdient.

Udo war und ist zudem kein Mann großer Worte. Viel mehr als ein Hallo und die Ankündigung der nächsten Titel kommen da nicht. Ist auch nicht weiter tragisch, das Publikum will auch keine überlangen Vorträge vom Metalgott sondern stattdessen lieber Stahl geschmiedet in Solingen inhalieren! Songs wie "24/7" oder "Timebomb" halten die Masse am Kochen, doch der Sturm bricht sich erst Bahnen, als im Zugabenteil die ersten Töne des aufgetischten, unkaputtbaren Accept Klassiker "Metal Heart" ertönen. Mit "Balls To The Wall" wird noch einmal mächtig Dampf im Pott gemacht, ehe sich die Jungs gänzlich vom Publikum verabschieden. Auf das berühmte "Heidiheidoheida" und den Nackenbrecher "Fast As A Shark" sowie die Göttergabe "Princess Of The Dawn" muss heute aus Zeitgründen leider verzichtet werden, da die Uhr bereits 23:00 geschlagen hat.

Alles in allem war es wie erhofft eine mehr oder weniger perfekte erste Headliner Show und ein makelloses Metal Konzert mit einer sehr gelungenen und abwechslungsreichen Songauswahl, die fast nur klasse Songs auf der Setlist hatte, einen gewohnt starken leicht vergreisten Sir Udo samt Band präsentierte, und zugleich Lust auf den zweiten Festival Tag machte.
(DD)



Setlist U.D.O.

1. Rev-Raptor
2. Thunderball
3. They Want War
4. Metal Machine
5. Leatherhead
6. Screaming For A Love Bite
7. Vendetta
8. Head Over Heels
9. Solo
10. Burning Heat
11. Man And Machine
12. 24/7
13. Solo
14. Animal House
15. Break The Rules
16. Timebomb
---
17. Metal Heart
18. Balls To The Wall

SAMSTAG, 18.5.13:

Tagwache 06:00: Blick übern Pott. Nebel. Hoffnung auf Sonne gleich Null.

Aber zumindest kein Regen. Aber das Wetter ist für das Vorhaben des Tage vorerst irrelevant, denn wenn der Fußballfreak und bekennender "Projekt-Dortmund"-Fan schon mal in Schlagweite des Westfalenstadions, sorry des Signal Iduna Parks ist, dann kann das Samstagnachmittagsprogramm des Festivals den Fussballfreak, trotz des vielversprechenden Desaster-Mustasch-Naglfar Drippelpacks, keineswegs davon abhalten, die Bahnfahrt in die "Verbotene Stadt" anzutreten. Wir mussten einfach nach Dortmund und wir mussten all den Prognosen, wir würden niemals Karten für ein Match der Klopp-Truppe kriegen trotzen. Anders wäre es mit dem Gewissen nicht zu vereinbaren gewesen und siehe da: Die "Schwarz-Gelbe-Stadt" nahm uns dankbar auf, die Karten für die Nordtribühne (wo sonst, sollte ein leidgeprüfter Wacker Innsbruck Fan auch sonst stehen wollen) waren im Handumdrehen vor Ort erstanden und der Tag für den Tiroler Fußballverrückten mit Liebe zur Identität und zur herzerfrischenden Fußballphilosophie des BVB somit mehr als gerettet. Wir hatten ohne Zweifel unseren zusätzlichen Headlinergig am Nachmittag des Pfingstsamstags. Soviel stand fest und es war sensationell! Die Stimmung und die Kulisse ebenso unfassbar, wie der unverhoffte Sieg der Hoffenheimer.
Forza BVB!



Trotz des, durch Oberleitungsprobleme entstandenen Vollchaos am Dortmunder Hauptbahnhof, trotz ausgelebter Hähnchenallergie (sprich Durchfallorgie nach dem üppigen KFC-Kübel) und dank des freundlich flotten Jusuf im Taxi, war die DS-Abordnung dann aber gottlob zumindest wieder während D.A.D. in der Arena und so konnte auch der heiß ersehnten Queensryche Show nichts mehr im Wege stehen. Vorab sollen uns aber die eisern am Festivalgelände ausharrenden Kollegen davon erzählen, was die DS-Fußballfreaks auf ihrer Fanreise zum Lokalrivalen der Schalker leider versäumt haben.

Slingblade

Slingblade sind in der Tat ein Geheimtipp und die Schweden rund um Sängerin Kristina finden auch im Amphitheater schon zu früher Stunde viele begeisterte Fans. Scheint, als hätte sich die Band auf ihrer letztjährigen Tour mit Bullet so einige Freunde gemacht. Das NWOBHM-lastige Material der Band besticht vor allem durch das geniale Riffing von Johan Berg und Tobias Ander sowie das King Diamond-artige Textkonzept über Molly Black, einem mörderischen, schwedischen Teenie-Girl.
Und so vergeht die Zeit trotz fast schon eisiger Temperaturen auch wie im Fluge.
(Bruder Cle)

Horisont werden leider die heutigen Opfer der Nahrungsaufnahme der vor Ort befindlichen Belegschaft. Das DS-Geschwader schwärmt aber wieder zeitig am Gelände aus und während die "BVB-Teile" der Redaktion noch mit dem Chaos am Hauptbahnhof und den Folgen einer Magenverstimmung zu kämpfen haben, schleppen sich Bruder Cle und Chris zu den beiden "harten" und "dunklen" Bands des Tages:

Desaster

Die Könige des Black Thrash treten immer an, um zu gewinnen. Und das ist auch heute nicht anders. "Necropolis Karthago" und "Devil’s Sword" sind ein klasse Einstieg und die Arena feiert begeistert ihre Helden. Die beschränkte Festivalspielzeit verlangt natürlich Opfer und so fehlen heute heiß ersehnte Hits wie "Queens Of Sodomy", "Razor Ritual" oder "Tyrants Of The Netherworld". Aber Desaster haben auch so genug Giftpfeile à la "Teutonic Steel", "Satans Soldiers Syncicate" oder "Hellbangers" im Köcher, um das Publikum mitten ins Herz zu treffen. Als man dann zum Finale auch noch die Slayer-Coverversion "Black Magic" ins Rennen wirft, ist die Stimmung endgültig am Siedepunkt angelangt.
Ein schöner Tribut an den gefallen Helden Jeff. Die Bandhymne "Metalized Blood" beschließt den regulären Set, bevor man noch mit einer Killerversion von Kreators "Tormentor" ein außerplanmäßiges Geschoss ins Festivalrund feuert.
Eine tolle Mannschaftsleistung, aus der wie immer Infernal mit seiner coolen Bühnenpräsenz heraus sticht.
(Bruder Cle)



Naglfar

Nachdem der offensichtlich taube Mischer von Desaster einige Leute nach hinten vertrieben hatte (wenn er der Band mit der hoffnungslos übersteuerten Gitarre und dem generell viel zu lauten Sound einen Gefallen tun wollte, war es jedenfalls ein Schuss ins Knie.), lockten Naglfar wieder nach vorne. Dass es Soundtechnisch eben auch anders geht, zeigt sich dann anschließend auch gleich: Plötzlich ist der Sound wieder super, deutlich leiser, also unter der Schmerzgrenze, klar und verständlich.
Die Skandinavier arbeiten sich natürlich hauptsächlich durch Titel jüngeren Datums, doch kommt auch der "Vittra" -Klassiker "As Twilight Gave Birth To The Night" zum Zuge, der Götz Kühnemund und dem Rock-Hard-Festival-Team gewidmet wird. Absolut sicher bewegen sich die Jungs auf ihrem Terrain und funktionieren perfekt, die Songs versprühen Tiefe und lassen keine Wünsche offen.

Dass diese Art der Musik natürlich in wohliger Dunkelheit besser funktionieren würde, liegt schon in ihrer Natur, aber dieses Privileg ist am RH-Festival sowieso nur den Headlinern bestimmt. Naglfar sind längst an der Spitze der internationalen Death/Black-Szene angelangt und verteidigen diese Position hier und heute souverän, ganz wie man es von den Schweden gewohnt ist - ganz klar eines der Festivalhighlights!
(Chris)



Mustasch / Ensiferum

Nachdem die DS-BVB-Crew den Samstag Nachmittag mitten in der Fanorgie des Westfalenstadions genoss, und weder die Härtnerfraktion, noch die Darkscene’sche old-school Abordnung ihr Wohl bei Mustasch und Ensiferum suchen wollte, geben wir zu den beiden Bands kurz wider, was uns die restliche heimische Belegschaft berichten konnte. Bei Mustasch war das Fazit eh schon vorher klar. Die Schweden um Ralf Gyllenhammar kann man ohnehin auf jede Bühne dieser Erde stellen ohne Bedenken zu haben. Wie bei der von Darkscene präsentierten Show im Innsbrucker Weekender Club (zum Livereview) vor intimer Schwitzkulisse, funktionieren die vier Kerle auch auf jeder Open Air Arena und zu jeder Tageszeit. Breitbeinig, cool ohne Ende und auch verbal höchst unterhaltsam, rocken Mustasch mit ihren schweißtreibenden Groovemonstern eh immer alles in Grund und Boden. So wars auch am Rock Hard Festival und wer bei Killern wie "Double Nature", "Black City" oder "Down In Black" nicht mindesten drei Biere schluckt und abrockt, der kann eh kein Guter sein.
Anders verhält es sich für die "älteren Semester" bei Ensiferum. Der Folk-Viking-Metal der Finnen ist zwar auch auf jeder Bühne funktionell und macht einem Gros der Crowd höllisch Spaß, in Anbetracht der Genre-Konkurrenz ist der Stoff der Truppe aber zu wenig tiefgängig, zu inhaltslos- und seelenlos. Natürlich hat’s vielen Leuten gefallen, natürlich beteuert jeder Augenzeuge, dass die Kombo amtlich Party und Stimmung gemacht hat. Für unsereinen wären Ensiferum trotz eines bekundet souveränen Gigs aber ohne Zweifel die klassische "Band der Bratwurst" gewesen.



D.A.D.

Der Nachmittag neigt sich zu Ende, immer noch geplättet von der unfassbar geilen Stimmung im Dortmunder Fußballtempel und eigentlich ziemlich geschafft vom Chaos der Rückreise in die Stadt der Schalker, kämpfen wir uns dann endlich während der letzten Songs der Dänen von D.A.D. ins Amphitheater. Den Auftritt der Band um den extrovertierten Tieftöner Stig Pedersen zu weiten Teilen versäumt zu haben, lässt sich aber locker verschmerzen, zumal sich der Erfolg bzw. die heraufdiskutierte Klasse von D.A.D mir persönlich eh nie erschlossen haben. Klar haben die Herren mit "Sleeping My Day A Away", "Bad Craziness" oder "Laugh And A Half" einige Songs am Start, um die man Anfang der 90er zwangsläufig nicht herumgekommen ist, und bei denen der große Zeh somit unweigerlich mitwippt. Richtig viel Herausragendes hatten D.A.D. aber meiner Meinung nach nie zu bieten und bis auf die freakige Einlage mit dem Feuerwerk sprühenden Helm, einen "mobilen" Drumriser und saftige Bühnendeko mit vielen Pyros, find ich auch das heute gesehene einmal mehr nicht wirklich wesentlich, sondern einfach nur "nett".

D.A.D. waren nach Ashes Of Ares zweifellos der zweite überaus entbehrliche Co-Headliner dieses Festivals, was wir in Anbetracht der anstehenden Darbietung großer und unsterblicher Momente unserer metallischen Frühtage aber neuerlich problemlos mit einem kühlen Hellen zu durchaus kühler Stunde runterspülen…



Queensryche

Trotz des faden Beigeschmacks, der die Seifenoper der "Familie Ewing" im Queensryche Lager seit geraumer Zeit überschattet, stand schon im Vorfeld fest, dass die heutige Show einfach göttlich werden musste! Die Rückbesinnung zu den Wurzeln der Band ist nach den durchwachsenen Alben der letzten Jahrzehnte mehr als löblich. Dass die Tourshirts und die Bühnendeko deshalb nicht gleich mit Totenschädeln protzen müsste, liegt allerdings auch für jeden Fan der Band auf der Hand. Ein Totenkopflogo passt nicht zu Queensryche, nicht zu deren Anspruch und Intention. Das Simpsons-Tourshirt geht eigentlich auch gar nicht. Aber egal. Ein Genuss sollte die heutige Performance natürlich dennoch werden.

Die Setlist ein Traum, gespickt mit Songs, die man seit Ewigkeiten oder noch gar nie live zu Ohren bekam. Großartig! Queensryche kommen zwar ohne jeglichen Headlineransatz im Bühnendesign und Showbereich nach Gelsenkirchen, ihre superbe Performance entschädigte dafür aber problemlos. Von Beginn an mit perfektem und transparentem Sound gesegnet, bieten die Amis ein Gourmetset. Einen Streifzug durch die Essenz ihres Schaffens bis einschließlich "Empire". Dass die Abordnung um Michael Wilton, Eddie Jackson und Scott Rockenfield ihren exzentrischen Leader Geoff Tate mit Todd La Torre perfekt nachbesetzen konnten, wusste jeder, der den kleinen Möchtegernrockstar bereits mit Crimson Glory live erleben durfte. Diese Mann hat eine göttliche Stimme und klingt heute über weite Strecken so exakt nach Geoff Tate, dass man bei geschlossenen Augen selbst als eingefleischtester Queensryche-Maniac keinen Unterschied hören kann.
Todd singt wie der junge Tate und auch auf die Gefahr hin, dass der kleine Mann (den man noch beim Frühstück im Hotel ganz "Bratt-Pitt-like" mit großer Wollmütze und Sonnenbrille begrüßen durfte) in ferner Zukunft mal im selben Club wie ein Ripper Owens oder Blaze Bayley begrüßt werden kann, muss man hier und heute seinen Hut ganz tief vor ihm ziehen. Genial, wie uns diese Band einen Gänsehautschauder nach dem anderen über beide Arme zaubert. Unfassbar wie herrlich, zeitlos und unabnützbar jeder einzelne Klassiker überm nächtlichen Himmel erstrahlt.



Was soll ich sagen, von Beginn an herrscht Ausnahmestimmung bei Fans niveauvoller Klänge: "Queen Of The Reich", "Speak", das sagenhafte "Walk In The Shadows" vom unfassbaren "Rage For Order" (zum Classic Review), "The Whisper" und "En Force" sind ein Paket völliger Ausnahmekunst. Es bleibt keine Sekunde zum Durchatmen. Man schwelgt in Erinnerungen. Man weiß, dass die erste Liebe ewig hält und zwischendurch überlegt man sich einmal mehr ganz kritisch, dass ein Leben einfach viel zu kurz ist, um all die großartige Musik, die man seit Jahrzehnten liebt, ausreichend zu genießen, während man täglich von neuen Klängen davon abgehalten wird, sich den wahren Klassikern ausreichend zu widmen. Solche Songs wird es nie mehr geben. Die zwei neuen Nummern (vom sehr guten neuen Album) geben zwar einen äußerst vielversprechenden Eindruck auf die neue Scheibe, fallen im Direktvergleich zu den unantastbaren Momenten der Jahrhundertklassiker aber selbstredend deutlich ab.
Gleich Abhaken und weiter im Programm der Unsterblichkeit! "Child Of Fire", das mächtige "The Warning" und der bewährte Livehit "The Needle Lies" (früher hat hier übrigens jeder gewusst, welche Textzeile wann vom Publikum gesungen werden sollte, liebe Jungspunde!) bringen die Hormone wieder in Schwung. "Prophecy" und das einfach nur traumhafte "Roads To Madness" sind der nächste ganz große Höhepunkt!

Hab ich das mit der Gänsehaut schon erwähnt? Egal.
In Anbetracht eines Jahrtausendhits wie "Eyes Of A Stranger" bleibt dafür ohnehin keine Zeit. "Operation Mindcrime" ist und bleibt eines der zehn besten Alben aller Zeiten. Aber wem sag ich das?
Hauptset beendet! Durchatmen ist angesagt, während man ganz genau weiß, was jetzt noch kommen muss. Dann sind sie da, die zerbrechlichen Klänge von "Take Hold Of The Flame". Unglaublich. Gänsehaut total! Perfekt und noch in tausenden von Jahren ebenso göttlich wie "Empire", eines von vielen perfekten Beispielen für intelligente, musikalisch anspruchsvolle und dennoch eingängige Rockmusik. Beispielhaft für das übermenschliche Schaffen, mit dem Queensryche im Zeitraum von 1984 bis 1990 Millionen von Menschen bekehren konnten und einen großen Anteil daran hatten, dass der Heavy Metal salonfähig wurde, und dass unserer geliebten Musik auch von übelsten Kritikern bereits in den 80er Jahren das Prädikat "Intelligenz" und "Anspruch" verliehen werden durfte.

Dafür verneigen wir uns auch heute! Seifenoper hin oder her. Es war grandios!



Setlist Queensryche

1. Queen of the Reich
2. Speak
3. Walk in the Shadows
4. The Whisper
5. En Force
6. Redemption (new song)
7. Fallout (new song)
8. Child of Fire
9. Warning
10. The Needle Lies
11. Prophecy
12. Roads to Madness
13. My Empty Room
14. Eyes of a Stranger
---
15. Take Hold of the Flame
16. Empire

SONNTAG, 19.5.13

Tagwache 6:30! Der Mensch lernt offensichtlich auszuschlafen. Blick übern Pott: Kaiserwetter! Angst vor Regen gleich Null! So soll das sein, wenn der König kommt.

Attic/Gospel Of The Horns

Die Lokalmatadoren von Attic gehen bei Mittagssonne in Leder und Schminke auf die Bühne und das Amphitheater ist bereits anständig gefüllt. Schlechter Gitarrensound und Anfangs gar keine zweite Axt machen einen Festivalauftritt für eine junge Band sicher nicht leicht. Dennoch kommen Attic mit den Songs ihres wirklich starken "The Invocation" (zum Review) Debütalbum am Tag des King Diamond Auftrittes natürlich gut an. Auch wenn ich die Band auf Platte noch ein gehöriges Stück besser finde als live, kann man den Jungs, die im Windschatten genialer Newcomer wie Portrait angetreten sind, ohne Zweifel zu ihrem Auftritt gratulieren.
Dass Gospel Of The Horns dann die heutigen Opfer des Stöberns am Metal Market und des Verzehrs der gefühlterweise 78. Bratwurst des Wochenendes wurden, war beinahe prognostiziert. Ihr dreckiger Sound machte aber auch über drei Ecken gehört durchaus Sinn und auf Platte kann man sich die alteingesessenen Australischen Black/Thrasher ohnehin zu jeder Tageszeit antun.

Orden Ogan

Der Bratwurst sei Dank. Nachdem der Körper wieder Kraft getankt hat, kann man sich das nächste Bierchen schnappen um wieder im sonnig warmen Oval des Amphitheaters Platz nehmen und sich die Sauerländer von Orden Ogan reinpfeifen. Mit ihrem bärenstarken "To The End" Album (zum Review) und dementsprechend viel Selbstvertrauen im Gepäck, starten die Mannen in den warmen Ledermänteln von Beginn an makellos in ihren Set. Der Sound ist gut, die Bühnenpräsenz und Darbietung so gekonnt, wie man es von Orden Ogan gewohnt ist. Was bleibt ist eine knappe Dreiviertelstunde bester Metal Unterhaltung mit wohldosierter Portion Bombast und Melodie, aber auch genügend Biss, um nie zu langweilig zu werden. Wie immer souverän, sympathisch und publikumsnah angeführt von Frontman Seeb ist auch die heutige "Orden Ogan" Show am RHF ein neuerlicher Beweis dafür, dass deutscher Power Metal auch ohne Kitsch und Kleister funktioniert, und dass man nicht unbedingt die Teutonenkeule schwingen muss, um auch im Jahre 2013 amtlichen Speed/Power Metal mit Klasseformat zu kredenzen.

Auch wenn Teile der "Anti-German-Metal-Belegschaft" unserer Reisegruppe mit der Fieberblase hadern, war es der erwartet starke Auftritt einer sehr guten Band, von der man noch einiges hören wird!



Orchid

Sonntagnachmittag, Sonne, Bier und Rauch. Woodstockfeeling am Metalfestival geht auch. Als ein sichtlich bemühter Götz Kühnemund die durchaus gehypten Amis von Orchid ansagt, hört fast jeder hin. Die Band aus San Francisco ist momentan in aller Munde, und wer die bisherigen Alben und EP’s der Hippie-Doomer kennt, der weiß dass der mediale Rummel nicht zu Unrecht herrscht. Leichte Nervosität und Unsicherheiten ob des ersten Auftritts vor Metal Publikum verfliegen dann auch rasch. Orchid sind eine saucoole Truppe und eine noch viel coolere Liveband. Mag einem der Retro-Doom Sound mit dezent psychedelischer Note auf Platte schnell zu altbacken und lasch klingen, knarzen die staubtrockenen und coolen Grooves und Riffs, und vor allem der sagenhaft geile Gesang von Theo Mindell livehaftig richtig amtlich rein. Wer die seligen Trouble live erleben durfte, sehnte sich zwar nach deren letzter Coolness und deren unwiderstehlichem Punch und Hitpotential, an der wirklich amtlichen Performance der legitimen und höllisch authentisch wirkenden Black Sabbath/Pentagram Erben und an der Klasse von Songs wie "Mountains Of Madness" oder "He Who Walks Alone" änderte das aber wenig.
Cool Show! Coole Frisuren. Coole Klamotten. Coole Liveband.



Tank

Zwei Bands und zwei volle Sets direkt auf der sengenden Betonstufe am Nachmittag sind dann selbst dem old-school Metalhead mit Mütze ein wenig zu viel Sonne. So nützt man den sehr beherzten, aber irgendwie nicht wirklich zünden wollenden Auftritt der "Tank-Version" des Sonntags nach den ersten fünf Songs für das wohlverdiente Bierchen im Schatten eines Barwagens. Ein Fazit zu Tank darf man dennoch ziehen: Sehr guter Start, eine stimmlich wie in Sachen Bühnenpräsenz herausragende Performance des Dragonforce Leihsängers Marc Hudson (Algy Ward hat sich ja dazu entschlossen seine eigene Version der Band zu führen) und ein wie immer überragendes "Judgement Day" lassen zu Beginn eigentlich keine Wünsche offen. Über die volle Zeit des Sets klingen Tank aber eine Spur aber zu harmlos, um die Arena restlos zu überzeugen und irgendwie hatte ich persönlich an diesem Tag nicht wirklich das Gefühl, dass mit der Tank-Version der beiden Gitarristen Mick Tucker und Cliff Evans hier eine "echte" Band auf den Bretten stand.



Threshold

Aus einem Bier werden in lustiger Gesellschaft gleich mehrere. Zum heiß ersehnten Threshold-Auftritt steht man aber dennoch pünktlich vor der Bühne, denn wer seit Ewigkeiten auf eine makellose Discografie zurückblicken kann, mit "March Of Progress" (zum Review) nebenbei eines der allerbesten Alben 2013 veröffentlicht hat, und noch dazu als eine der verlässlichsten Livebands des Planeten gilt, kann bei Musikgenießern mit Stil einfach nur gewinnen. Threshold haben bereits vor einigen Monaten einen superben Auftritt im heiligen Land Tirol hinter sich gebracht (zum Live Review) und die Vorfreude auf die bescheidenen und sympathischen Briten ist auch heute riesig. Damien Wilson und seinen Kollegen scheint heute nicht nur die Sonne ins Gesicht, ihnen strahlen die Freude und die Dankbarkeit über den heutigen Auftritt einmal mehr förmlich aus dem Arsch. Von Beginn an mit homogenem und fettem Sound gesegnet herrscht bei den Briten Spielfreude pur. Threshold sind ohne Zweifel die musikalisch beste Band des bisherigen Tages. Sechs absolute Vollprofis, die im Vergleich zur großartigen Clubshow, die wir vor einigen Wochen in Tirol erleben durften noch eingespielter wirken. Jeder Ton sitzt, jeder einzelne Backingchor ist ein Genuss. Der Sound der zeitlebens weit unter Wert geschlagenen Briten, die mehrstimmigen Gesänge, die Wahnsinnmelodien und das unfassbare Genie, komplexe Klänge mit durchwegs unter die Haut gehenden und eingängigen Harmonien und Refrains zu paaren ist einzigartig. Die musikalischen Übergänge, die Threshold in ihrer zutiefst britischen Kunst erschaffen, kann man ansonsten allerhöchstens bei Arena erleben.



Threshold bieten einen Wahnsinnsauftritt. Ein wie immer grandioser Damian Wilson zeigte neuerlich locker, dass er einer der Besten seiner Zunft ist, zeigt sich sichtlich dankbar und happy und so sieht man auch einmal mehr locker darüber hinweg, dass die Songs von Andrew McDermot einfach nicht ganz zu seinem Timbre passen wollen. Dass sich der Vollbartträger obendrein einmal quer durch das Amphitheater bewegte und auch nach der Show schier endlos mit den Fans posiert, passt zum durch und durch sympathischen Charisma dieser Ausnahmeband.

Fans dezent progressiver Klänge erleben ohne Zweifel einen weiteren Höhepunkt des Festivals. All jene, die so wie ich drauf gehofft hatten vielleicht diesmal einen der überragenden Hits des Debütalbums erleben zu dürfen wurden zwar neuerlich enttäuscht, an der Genialität der leider viel zu kurzen Threshold Show ändert das aber nichts.

Setlist Threshold:
1. Mission Profile
2. Don’t Look Down
3. Ashes
4. Light and Space
5. The Rubicon
6. Pilot in the Sky of Dreams
7. Slipstream

Sepultura

Der Auftritt von Seputlura wurde wohl nicht nur von meiner, hinsichtlich des Schaffens der Südamerikaner nicht ganz unpuristischen, Wenigkeit kritisch beäugt. Zu lange ist es her, dass ein Album der Brasilianer wirklich relevant für Fans der Ära Cavalera war. Aber siehe da, die erste Band in kurzen Hosen sollte nicht nur zur größten Überraschung des Festivals werden, sondern auch noch die ausgelassensten und überwältigendsten Publikumsreaktionen erhalten.
Das hatte definitiv zwei Gründe! Einerseits war die ausgehungerte Crowd im Amphitheater nach einem Tag voller gemäßigt harter und eher melodisch ausgerichteter Metal-, Prog- und Retro-Rock Klänge so richtig heiß auf anständige Riffsalven um sich die Biere des sonnigen Tages aus der Rübe zu moshen. Andererseits wussten Kisser und Co. heute auch ganz genau, mit welchen Songs der letzten 30 Jahre Seputlura-History sie das Publikum im Amphitheater so richtig an den Eiern packen konnten!



So wurde bereits der Start des Sets zum Triumph. Selbst die alteingesessenen und skeptischsten ex-Sepultura Fans wurden hellhörig, als nach dem "Arise"-Intro "Troops Of Doom" mit einer orkanartigen Gitarrenwand und einem Eloy Casagrande-Drumspiel, das nicht von dieser Erde schien, über die Matten hinwegfegte. Glorreich würde ich sagen. Dass mit "Refuse/Resist" gleich die nächste Watschn nachgereicht wurde, scheint ebenso clever wie treffsicher. Das letzte Mal, dass sich mein Nacken zu einem Sepultura Set in Bewegung setzte war exakt auf der "Chaos A.D." Tour und ist eigentlich schon so lange her, dass es gar nicht mehr wahr scheint. Heute sollten mich Fronthühne Derrick Green und seine drei Kumpanen aber trotz leichter Hänger in der Mitte des Sets vollends überzeugen. Kein Wunder bei Brachialwatschn wie "Slave New World", "Biotech Is Godzilla", dem "Arise" Feger "Altered State", einem seit jeher rotzigen "Policia" Cover oder dem immer wieder unfassbaren "Arise". Hier bleibt kein Nacken still und selbst das Bierkaufen geht nicht ohne konstante Füßchenwippen. Mitreißend, dynamisch und packend fett und der finale Doppelschlag "Ratamahatta / Roots Bloody Roots" ist live sowieso die viel zitierte Bank und zwingt auch jene in die Knie, die einst bei "Roots" erste Falten der Skepsis am Hirn trugen. Und wenn man bedenkt, dass mit "Inner Self", " Dead Embrionic Sells", "Mass Hypnosis", "Under Siege" oder "Desperate Cry" etc. noch unzählige Klassiker fehlen, wird einem wieder mal bewusst, wie großartig das Schaffen der Brasilianer ist und warum man einst wohl keine Woche überlebt hätte, ohne sich regelmäßig mit den großen Taten von Sepultura zuzudröhnen.
Diese Seputlura Show war definitiv ein Kracher.
Die Südamerikaner waren der berühmte "Joker" des Wochenendes. Musikalisch wie stimmungstechnisch die totale Überraschung und sorgten ohne Zweifel bis in die hintersten Reihen der Arena für die beste Live-Atmosphäre und die meiste Bewegung des gesamten Wochenendes.
Damit war nicht zu rechnen!



Setlist Sepultura:

1. Arise (Intro)
2. Troops of Doom
3. Refuse/Resist
4. Kairos
5. Choke
6. Convicted in Life
7. Policia
8. The Treatment
9. Slave New World
10. Altered State
11. Biotech Is Godzilla
12. Arise
13. Territory
14. Ratamahatta
15. Roots Bloody Roots

Für die Worte zur absolut überragenden King Diamond Show, die nicht nur mit einer unfassbar fetten und transparenten klaren Soundwand, einem gottgleich singenden König und opulenter Show mit tollem Bühnenbild, Schauspielerin und theatralischer Inszenierung überzeugte, und alle unsere mit Angst und Vorsicht gehegten Erwartungen mehr als nur erfüllte, darf ich ein letztes Mal an unseren Bruder Cle übergeben:



King Diamond

Eine Stunde Umbauzeit sind nach drei Tagen Festival und bei steigender Nervosität ob des bevorstehenden Auftritts des Diamantenkönigs eine Folter. Doch dem nicht genug. Die Folterknechte des Amphitheaters werfen noch mehr glühende Eisen ins Feuer und quälen die Besucher mit den schrecklichen Darbietungen von Mambo-Kurt. Schauderbar.

Um so größer die Erlösung dann, als das Intro zu "The Candle" ertönt und kurz darauf eines der besten Showspektakel, die der Metal momentan zu bieten hat, seinen Lauf nimmt. Die mit Laufstegen, Friedhofsgittern, Laternen, umgekehrten Kreuzen und Pentagrammen liebevollst ausgestaltete Bühne und das fantastische, in Rot- und Blautönen gehaltene Licht sind die denkbar beste Kulisse für unsterbliche Hits wie "Welcome Home" und "At The Graves". Dazu kann man Stücke wie "Up From The Grave" und "Voodoo" zwar nicht zählen, aber King überrascht dennoch alle mit einer absolut makellosen Vocal-Performance, die man ihm kaum mehr zugetraut hätte. Die Nikotin-Abstinenz scheint tatsächlich Wunder zu wirken. Schauspieler huschen oder tanzen über die Bühne, während King in gewohnter Manier über die Bühne schlurft und ab und an mal seinen Kopf durch die Gitterstäbe steckt, die zu Beginn der Show noch eine künstliche Barriere zum Publikum bilden. Der völlige Verzicht auf Ansagen während des ersten Showteils ist der Theatralik geschuldet. Doch spätestens bei "Sleepless Nihgts" und dem nachfolgendem, von der Arena stürmisch gefeierten Ausflug in die Mercyful Fate-Vergangenheit in Form von "Come To The Sabbath" und "Evil" ist alles wieder wie früher. Die Gitter wurden mittlerweile durch einige "Schwarzarbeiter in Kutten" entfernt und der Kontakt mit der Arena intensiviert.



"Eye Of The Witch" und "The Family Ghost" leiten dann schon das Finale ein, dass sich mit "Halloween" und "Black Horsemen" leider deutlich weniger ausladend gestaltet als erhofft.
In Summe kann man aber angesichts der genialen Show und vor allem der hammermäßigen Gesangsleistung des King nur die Daumen nach oben reißen. Auch wenn mit "Burn", "A Mansion In Darnkness", "A Visit From The Dead", "Twilight Symphony", "Tea", "Six Feet Under" sowie "To The Morgue" und dem einen oder anderen Fate-Hit ("The Oath", "Black Funeral"…) gleich ein ganzes Battallion unverzichtbarer King-Klassiker fehlen. Und ich glaube, fast jedem Anwesenden sind noch ein paar eingefallen.

Fazit: genial, (zu) kurz aber auch der erwartete optische und musikalische Höhepunkt eines tollen Festivals. Long live the king!
(Bruder Cle)



Setlist King Diamond:

1. The Candle
2. Welcome Home
3. At the Graves
4. Up from the Grave
5. Voodoo
6. Let It Be Done
7. Dreams
8. Sleepless Nights
9. Drum Solo
10. Shapes of Black
11. Come to the Sabbath (Mercyful Fate)
12. Evil (Mercyful Fate)
13. Eye of the Witch
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14. The Family Ghost
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15. Halloween
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16. Black Horsemen



Das war’s dann mit unserer Berichterstattung vom Rock Hard Festival 2013 und dem kollektiven Darkscene-Ausflug in den Ruhrpott. Das kurze Fazit obliegt nun wieder meiner Wenigkeit und ist bis auf den über weite Strecken matschigen Sound der Nachmittagsbands am Freitag und Samstag durchwegs positiv. Der Wettergott meinte es besser mit uns, als all die Prognosen prophezeiten. Die drei Tage waren trotz recht schauriger Temperaturen im Nachtbereich mit kurzer Hose und ohne Glühwein zu überstehen. Bier und Bratwurst schmeckten ebenso und vor allem die wirklich schöne (schlamm- und staubresistente) Location bei der man überall beste Sicht hat, das wohlig gemütliche Festivalumfeld (mit ausreichend Bier- und Fressständen, ohne lange Wartezeiten und zum großen Teil saubere Toiletten, zumeist mit Seife und Papier wohlgemerkt) und die angenehm überschaubare Zuseherzahl sprechen deutlich dafür, dass man durchaus wieder mal den Trip in die "verbotene Stadt" antreten kann. Nächstes Mal schauen wir uns auch verlässlich ein Schalke Heimspiel an.
Versprochen!
Tom.
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