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Manic Disease, Insanity Alert
10.05.2012, Komma, Wörgl
Nach zwei absoluten Megakonzerten, nach einer unter die Haut gehenden Axel Rudi Pell Show (zum Livebericht) und einem monströsen Judas Priest Gottesdienst (zum Livebericht), sollte also eine Undergroundshow die letzte im Bunde sein, und den dritten feinen Metal-Event in knapp zehn Tagen darstellen.
Es ist selten, und es muss schon für die Bands sprechen, wenn an einem Donnerstag gleich mehrere voll gepackte Fanmobile den Weg von Innsbruck nach Wörgl antreten, um sich wieder mal an einem Gig in der Black Box des Komma zu laben. Der erste heimische Auftritt der "heißen Hardcore-Thrash Aktie" Insanity Alert und obendrein eine neuerliche Performance unsrer old-school Jungspunde von Manic Disease versprach einiges, und konnte es auch halten. Der Underground lebt, die Innsbrucker und Tiroler Szene sind gesund, zusammengeschweißt, brodelnd und vielleicht heiß, wie schon viele Jahre nicht. Den Beginn machten aber die Südtiroler Burning The Ocean. Die jungen Kerle haben sich die Metal Core Note auf’s Banner geschrieben. Gut für sie, schlecht für mich, da ich derartige Sounds einfach nur sehr schwer ertrage. Dennoch ist die Performance aller Ehren wert. Der Fünfer aus dem sonnigen Bozen gibt alles, entspricht optisch wie musikalisch allen Vorgaben des Genres und sollte noch einiges vor sich haben. Beim Publikum des heutigen Abends, bei Fans traditioneller Thrash und Black Metal Klänge, haben es die Kerle jedoch erwartet schwer. Dennoch ein netter Auftritt einer Band, von der man sicher noch hören wird. Manic Disease Mittlerweile sind knapp 140 Ohren vor der Bühne und Old-school Thrash mit schwerer Black Metal Kante lautet nun die Parole, wenn die Black Thrashing Nekromancers auf die Bühne gehen um knappe 45 Minuten eines amtlichen Retro-Bastards von der Bühne zu holzen. Bereits nach wenigen Momenten wird jedem Zeugen der Show klar, welch Entwicklung Manic Disease hinter sich haben. Das charmant rüde Gerümpel vergangener Tage ist wohl durchdachtem, abwechslungsreichem, jedoch immer noch mitreißendem Songwriting gewichen. "The Occult Reich", der Opener des überaus geilen aktuellen 4-Track Demos "Beyond Cosmic Boundaries" (zum Review) zieht einen sofort in seinen Bann und zeugt von beachtlicher Evolution. Die Wurzeln sind immer noch unverkennbar. Die Band hat sich keineswegs von ihrer Marschroute abgewandt und es ist immer noch dreckig und rau wie Manic Disease musizieren. Mittlerweile ist es aber auch verdammt atmosphärisch, abwechslungsreich, stellenweise enorm treibend und voll herrlich dunkler Aura. Auch die Bühnenpräsenz ist durch und durch positiv. Während sich Frontman Dave alias "Evil Persekutor" mit Gitarre und Mikrofon im Einklang zeigt, markiert Omo den perfekten "Schwerpunkt" am Tieftöner. Drummer Phil holzt was das Zeug hält, verabsäumt es dabei nicht wie ein wild gewordener Bastard in sein Drumkit hinein zu bangen. Hier ist was los auf der Bühne, die kultigen Outfits und die Schminke passen wie die Faust aufs Auge, und da fällt es auch nicht wirklich ins Gewicht, wenn das infernale Trio vielleicht nicht immer 100% im Takt ist. Was soll’s, spätestens beim zweiten Song, bei "Beyond Cosmic Boundaries" haben Manic Disease jeden einzelnen im Publikum auf ihrer Seite. Diese Nummer ist meiner Ansicht nach der beste Song, den die Band bisher kreiert hat. Ein großartiges Epos zwischen rabiatem 80er Jahre Thrash und treibend skandinavischem Black Metal. Genau hier müssen die Jungs ansetzen, denn solche Songs bleiben nicht ungehört und treffen die Herzen der schwarzmetallischen Gemeinde ebenso, wie die der 80er Metal Freaks. Nach diesen beiden wirklich herausragenden Eigenkreationen klopfen Manic Disease ein dreckiges Darkthrone Cover von "Under A Funeral Moon" in den Keller, knallen weitere Highlight wie "The Triangle Will Burn", das räudige "Morbid Isolation" und das geile "Shapeless" aus den Röhren, bevor sie ihren Set mit einem gelungenen Death Cover ehrfürchtig, euphorisch und absolut authentisch und glaubwürdig zu Ende bringen. Wenn man sich die Songs von "Beyond Cosmic Boundaries" anhört und sieht, wie erdig und umtriebig diese junge Band zu Werke geht und obendrein noch weiß, wie ernst die sympathischen Kerle all das was sie machen auch nehmen, und mit welcher Überzeugung sie ihre Musik inszenieren, dann muss man Manic Disease nicht nur mögen und schätzen. Nein, man muss einfach daran glauben, dass es nicht mehr allzu lange dauern wird, bis diese Jungs einen Deal an Land ziehen. Wir für unseren Teil, die wir schon weit länger Metal hören, als diese drei im Durchschnitt alt sind, werden dabei so gut helfen, wie es nur geht… Insanity Alert Insanity Alert haben ihre Hausaufgaben gemacht und es spricht einfach alles dafür, dass diese Band durchstarten wird. Klasse Bandname, cooles Logo und noch viel cooleres Merchandise sind nur manche der Gründe dafür. Der Hauptgrund ist ohne Zweifel die Klasse der Band, ihre fetzigen Songs, ihre Ausstrahlung und einfach ihre völlig uneuropäische Art Hardcore Thrash der 80er Jahre mitsamt sympathisch ehrlicher Attitüde zu leben. Präzise wie ein Uhrwerk wird der so unfassbar nach US of A tönende Sound im Stile von S.O.D, Municipal Waste, D.R.I. und Anthrax in die Black Box des Komma gebrettert. Die niederländische exil-Frontsau Kevin hat auf der Bühne einen imaginäre Armee von Hummeln im Arsch, dass man förmlich mit gerissen werden muss, wenn er über die Bühne stampft, in charmantem Kaskopfdeutsch seine Theorien über erbrochene "Schlutzkropfn" auf der Herrentoilette (das Gesäuer war in der Tat ohne Frage infernal) philosophiert und manch zurückhaltenden Zuschauer in die erste Reihe kommandiert. Der Typ ist der perfekte Frontman, hat livehaftig einen gehörigen an der Waffel und so soll es sein. Zudem wirkt nicht nur er, sondern die ganze Truppe so professionell und trotz Spielfreude und Enthusiasmus so abgebrüht und souverän, als ob sie zeitlebens Bühnen aller Größen quer über den Globus beackert hätte. Es ist beinahe unglaublich, wie perfekt hier jeder Ton sitzt. Die Drums von Mister Don Melanzani sind präzise wie eine Maschine, Gitarre und Bass ebenso perfekt abgestimmt und immer auf die Hundertstel Sekunde perfekt angeschlagen. "Glorious Thrash", "Crucified By Zombies" oder das fetzgeile "Straight Jacket Mosh" montieren nicht zuletzt deshalb amtlich die Rüben ab. Hier fährt dem geneigten Thrasher jeder Ton in Mark und Bein und auch das Warten hat bald ein Ende. Endlich ist es da: Das Schild! MOSH heißt die Devise und sogar die Spraydose mit der das magische Wort manifestiert wurde war offensichtlich old-school as fuck! Unfassbar gut. Unterhaltsam, musikalisch wertvoll und sympathisch. Mehr positive Attribute gibt es nicht und spätestens, wenn das sich Insanity Alert beim Schlussmassaker "Run To The Pit" in bestem S.O.D. Format vor Iron Maiden verbeugen und es sagenhafterweise noch ein weiteres Schild (mit dessen "Umkehrmodus" ein gewisser Herr Omo, wohl aufgrund der ein oder anderen 0,5l Dose Gerstensaftes zuviel mitunter seine Probleme hatte…) zu bestaunen gibt, sind sich alle einig: "Dieser Auftritt war absolut obergeil!" Absolute Klasse. Musikalisch wie in Sachen Performance! Insanity Alert haben sich in kürzester Zeit, nicht nur durch Shows mit den grenzgenialen Suicidal Tendencies zu einer der heißesten Aktien des österreichischen Undergrouds gemausert. Nicht zuletzt das obercoole Demo (zum Review) und die heutige Show sind deutliche Beweise dafür, dass man diese Jungs bis aufs Äußerste supporten muss. Das was Insanity Alert aktuell veranstalten ist schon der Hammer und daraus könnte noch was ganz Großes werden! Und wer sich davon überzeugen will, der sollte sich die Municipal Waste Show am 18. Juli 2012 im Weekender Innsbruck ganz fett am Kalender notieren. Wir haben heute jedenfalls zwei heimische Bands erlebt, von denen man noch hören wird. Geil war’s, bis zum nächsten Mal! @C |
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