HomeNewsReviewsBerichteTourdaten
ImpressumDatenschutz
Anmeldung
Benutzername

Passwort


Suche
SiteNews
Review
Nasty Savage
Jeopardy Room

Review
The Cure
Songs Of A Lost World

Review
Skid Row
Live In London

Review
Voodoo Circle
Hail To The King

Review
Aries Descendant
From The Ashes Of Deceit
Upcoming Live
Keine Shows in naher Zukunft vorhanden...
Statistics
286 Interviews
391 Liveberichte
196 Specials
Anzeige
Them - Toblerone ist gut – digital ist böse!
Them - Toblerone ist gut – digital ist böse!  
Im zweiten Teil unserer Interview-Reihe fühlen wir Markus Ulrich, alias Ulle (u.a. Lanfear und Them), auf den Zahn. Er hat es geschafft in nur einem Jahr drei herausragende Alben mit drei verschiedenen Bands zu veröffentlichen...
Alex Fähnrich
Alex Fähnrich
(14 Interviews)
Es gibt in der deutschen Metal-Szene ein paar Tausendsassa, die uns mit mehreren Bands und Projekten immer wieder viel Freude bereiten. Stellvertretend für diese Spezies der "metallischen Hyperaktivisten" haben sich Kalli (u.a. Masters Of Disguise und Abandoned), Andi (u.a. Architects Of Chaoz und Perzonal War) und Ulle (u.a. Lanfear und Them) netterweise zu einem Interview bereit erklärt, um uns einen tieferen Einblick in ihren metallischen Mikrokosmos, den man in ihrem Fall wohl eher als Makrokosmos bezeichnen müsste, zu gewähren.
Im zweiten Teil unserer Reihe fühlen wir Markus Ulrich, alias Ulle, auf den Zahn. Er hat es geschafft in nur einem Jahr drei herausragende Alben mit drei verschiedenen Bands zu veröffentlichen. Das hat mich schwer beeindruckt und als wir uns auf Facebook immer wieder in den Posts irgendwelcher gemeinsamer Freunde begegneten, um zu Fachsimpeln, schickte ich ihm irgendwann einfach eine Freundschaftsanfrage, die er glücklicherweise akzeptierte. Seither erfreue ich mich seiner kompetenten und in der Regel witzigen Kommentare über "life, the universe and everything", aber vor allem natürlich über Musik. Als er mich im September zu einer Them-Show einlud, haben wir uns dann erstmals persönlich kennengelernt und Ulle entpuppte sich als genau der sympathisch quirlige Kerl, den ich erwartet hatte. Und was er mit seiner Allstar-Truppe auf der Bühne aufführte, war fast schon Broadway-reif, wobei ihm das nach eigener Aussage fast schon zu viel Theater war. So sind sie, die Schwaben…



DarkScene: Stellst du dich als Erstes bitte kurz vor.

Ulle: Ja, also Markus Ullrich getauft, schon eine Weile metaltechnisch unterwegs und seit mittlerweile über 20 Jahren bei den nicht ganz so hyperaktiven Lanfear. Dazu kamen später das Instrumentalprojekt A Cosmic Trail (Herzensangelegenheit), die Speed/Thrasher Septagon und die Ami/Germany-Kollaboration Them. So schlägt man sich halt durch.

DarkScene: Wann hast du dich dem Heavy Metal verschrieben und gab es ein Schlüsselerlebnis dazu?

Ulle: Nicht wirklich ein Schlüsselerlebnis, ich bin eher so reingerutscht. So Mitte der Achtziger hab ich angefangen Musik zu hören und dem damals üblichen Popkram gelauscht, den ich auch nach wie vor geil finde. Mein Busenfreund Gen (auch Drummer bei Lanfear und Septagon) hat einen älteren Bruder, der dann plötzlich Sachen wie Maiden oder Priest anschleppte. Dann kamen die weiteren üblichen Verdächtigen und irgendwie waren wir beide mehr als nur angefixt und sind immer tiefer in die Materie eingetaucht. Ende der 80er haben wir dann schon recht tief im Underground gebuddelt.

DarkScene: Welche drei Alben nimmst du mit auf die berühmte einsame Insel? Auf Vinyl, CD oder MP3?

Ulle:
Dream Theater"When Dream and Day Unite"
Mike Oldfield"Five Miles Out"
Forbidden"Twisted Into Form"
Die ersten beiden sind fix, das dritte sähe morgen anders aus und könnte auch von Miles Davis, Death, ABBA oder Secrecy kommen. Prinzipiell inzwischen wieder auf Vinyl, aber das würde sich dann irgendwann totnudeln. Dann eben doch auf CD.



DarkScene: Was hat dich dazu bewogen, selbst Musik zu machen und welche Bands/Musiker gehören zu deinen größten Einflüssen?

Ulle: Ich dachte anfangs einfach, dass es cool wäre, Songideen nicht nur im Kopf zu haben, sondern die dann real umsetzen zu können und kam so eben zur Gitarre. Ich dachte auch, dass man dann nach ein paar Wochen alles spielen kann, weil es sonst ja nicht so extrem viele Alben geben würde.
Zwar machte ich anfangs schnell Fortschritte, aber ich war dennoch überrascht, dass die ganzen Leute dann wohl eher Jahre anstatt Wochen reingesteckt hatten.

DarkScene: Wieviel musst bzw. musstest du auf der Gitarre üben, um deine heutige Spielfertigkeit zu erlangen bzw. zu erhalten?

Ulle: Ich habe die ersten 2-3 Jahre geübt wie ein Besessener, aber vielleicht nicht immer sinnvoll, weil ich mir alles mit Hilfe einiger Bücher und meinen Platten beibringen musste. Ernsthaft Unterricht zu nehmen, daran dachte irgendwie niemand. Ich komme leider auch nicht unbedingt aus einer musikalischen Familie, so etwas wie Musik fand und findet in der kompletten Sippe nicht statt und ich hätte in dem kleinen Kaff auch nicht gewusst, an wen ich mich wenden sollte. Danach ging es mir immer mehr darum Songs zu schreiben, anstatt mich weiterzubilden, daher kam eine gewisse Fertigkeit eher durch Erfahrung als durch essentielles Üben. In den letzten paar Jahren hab ich mir aber doch ein paar Sachen beigebracht, die vorher nicht so richtig greifbar waren. War dann tatsächlich auch gar nicht so schwer.

DarkScene: Welche Instrumente beherrschst du noch?

Ulle: So zwischen 8 und 10 war ich ein ganz passabler Blockflötist, wobei ich nie wusste und bis heute nicht weiß, wie man das Fis greift. Ich hab das dann beim Spielen einfach immer ausgelassen und solange pausiert, anstatt irgendwann mal nachzugucken. Ansonsten natürlich einigermaßen Bass, wobei ich das Ding aber wirklich nur in die Hand nehme, um irgendwelche Demos oder Vorproduktionen aufzunehmen.



DarkScene: Bist du eher Einzelkämpfer oder Teamplayer?

Ulle: Wenn es um Songwriting geht eindeutig ein Einzelkämpfer. Dadurch, dass der Löwenanteil sowieso an mir hängenbleibt, hab ich es mir angewöhnt, möglichst gut ausgearbeitete Instrumentaldemos zu präsentieren. Ich könnte mich niemals stundenlang in 'nen Proberaum stellen und mit vier Leuten auf `ne zündende Idee warten. Ich würde wahnsinnig werden, das wäre für mich Zeitverschwendung. Wie wäre das denn, wenn man nach Ewigkeiten den zunächst rettenden Einfall hat, jeder macht was dazu, es ist fixiert und daheim fällt einem was Besseres ein? Alles wieder von vorne? Nee danke, zu umständlich! Das mag bei jammigem Blues oder Rotzrock funktionieren, aber definitiv nicht bei der Mucke, die ich machen möchte. Im Proberaum an einem quasi fertigen Song gemeinsam zu arbeiten um den zu verbessern, finde ich allerdings geil. Gemeinsamer Input ist großartig, aber eine gewisse Basis muss halt stehen.

DarkScene: Könntest du dir vorstellen, ein komplettes Album im Alleingang aufzunehmen?

Ulle: Ja, ich bin teilweise auch nicht allzu weit davon weg gewesen. Mix und Mastering würde ich allerdings wohl immer aus der Hand geben. Ich hätte schlicht nicht die Geduld und müsste mir auch noch viel Wissen aneignen, da würde ich mich lieber an neue Songs machen.

DarkScene: Wann hast du begonnen, dich eingehender mit Studiotechnik auseinander zu setzen und deine Musik selbst aufzunehmen?

Ulle: Ich bin irgendwie immer davon ausgegangen, dass man als normaler Gitarrist einfach nicht dazu in der Lage ist, sich selbst aufzunehmen und sich dann auch ein "okay" zu geben. Demos hatte ich schon immer aufgenommen, aber an "heiße" Aufnahmen hatte ich mich nie getraut. Ich war im Studio immer gut vorbereitet, hatte Notizen, konnte meinen Scheiß spielen und es gab nie Probleme, aber da fehlte mir das Selbstvertrauen. Irgendwann vor etwa 10 Jahren saß ich mal wieder im Studio. Der Engineer startete die Aufnahme, ging kacken und fragte nach seiner Rückkehr und nachdem der Song durch war, ob alles okay wäre. Als ich "yep" sagte und er dann einfach nicht mehr gegencheckte, dachte ich: "Dann kannst du das eigentlich ja auch selbst machen." So fing es an und irgendwie machte das immer mehr Spaß. Ich lerne immer noch ständig dazu und bin schlicht auch interessiert, was man wie macht, um zu welchem Ergebnis zu kommen. Ich experimentiere auch ständig rum und für einen Musiker der regelmäßig Alben aufnimmt, ist ein gewisses Wissen da meines Erachtens auch unerlässlich. Wer nicht in der Lage ist, sich zumindest zum Test selbst aufzunehmen, dem fehlt einfach jegliche Spielanalyse und Selbstreflexion. Man stagniert und macht auch immer wieder die gleichen Fehler, während andere Leute links an einem vorbeiziehen.



DarkScene: Würde es dich reizen, auch fremde Bands zu produzieren und nur hinter den Reglern zu sitzen?

Ulle: Bei mir im Homestudio haben schon mehrere Bands Gitarren und Bass aufgenommen. Ich mag die Erfahrung, lasse mich gerne auf Neues ein und helfe auf Wunsch auch bei den Arrangements. Eine komplette Produktion wäre aber nicht mein Ding und da müsste auch jede Menge zusätzliches Know How her. Ich mache lieber das was mir liegt so gut wie möglich und habe so Zeit für das für mich Essentielle.

DarkScene: Auf welche deiner bisherigen Veröffentlichungen bist du besonders stolz und warum?

Ulle: Prinzipiell auf das zweite A Cosmic Trail-Album, weil das einfach "ich" bin. Es ist zwar völlig unkommerzieller Kram, aber ich habe endlos dafür geschuftet und das Ding klingt für mich auch total eigen und schön. Hat leider kaum jemand bemerkt, weil man das halt nicht einfach in eine Schublade stecken kann. Ansonsten denke ich, dass das zweite Septagon-Album ein ziemlicher Knaller wird und von Lanfear mag ich "This Harmonic Consonance" am liebsten. Und ja, das Them-Debüt war natürlich ein Riesending, weil das immer größer wurde und ich mit unfassbar guten Musikern zusammenarbeiten konnte. Produktionstechnisch war das eine andere Welt.

DarkScene: Wie schaffst du es, deine vielfältigen musikalischen Aktivitäten unter einen Hut zu bekommen, ohne deine Familie und deinen Job zu vernachlässigen?

Ulle: Durch Organisation und Fokussierung. Ich nerve alle Mitmusiker andauernd mit dem Spruch "Machen statt reden!". Ich drehe durch, wenn Leute ständig mit Ausreden kommen, bloß weil sie nicht in der Lage sind, ihren Kram vernünftig zu planen und denken, jeder muss Rücksicht auf sie nehmen und sich ständig in ihre Lage versetzen. Wer keine Zeit findet, sollte es halt einfach bleiben lassen. Ich hab keine Kinder, aber meinen Job, Haus, Frau und Hund. Trotz meiner musikalischen Aktivitäten kann ich problemlos alle Serien und Filme gucken die ich will, Gassi gehen, im Monat 2-3 Bücher lesen und am Wochenende tüchtig feiern, wenn es denn mal wieder sein muss. Ihr klagt über euer ach so stressiges Leben und habt deshalb keine Zeit für Hobbies, wisst aber welcher C-Promi in den Dschungel wandert und habt 500 unlustige Videos auf dem Smartphone, die ihr ständig jedem zeigen müsst? Tja, sorry, das beschissene Problem seid ihr selbst!



DarkScene: Welche deiner vielen Mitmusikanten haben dich am nachhaltigsten beeindruckt und warum?

Ulle: Kai (Basser von Lanfear und einer der gefürchteten Trinkern von Sacred Steel) kann während er einen 45 Minuten-Gig absolviert, locker 3-4 Bier leeren.

DarkScene: Mit welchen Musikern (dead or alive) würdest du gerne zusammenarbeiten, wenn du die freie Auswahl hättest?

Ulle: Ich hab solche Vorstellungen irgendwie nicht. Ich mag die Musik von gewissen Leuten ja auch vielleicht gerade deshalb, weil ich nicht mitgemischt habe.

DarkScene: Gab es jemals Phasen in deiner Musikerkarriere, in denen du darüber nachgedacht hast, deine Klampfe an den Nagel zu hängen und dich deiner Briefmarkensammlung zu widmen?
Ulle: Nee, das ist absolut undenkbar.

DarkScene: Was sind bisher die Highlights deiner Karriere? An welche Erlebnisse denkst du besonders gern zurück?

Ulle: Die Them- US/Kanada-Tour Anfang letzten Jahres war schon unheimlich fett, auch wenn die Entfernungen und das Drumherum natürlich die letzten Kraftreserven gekostet haben. Aber so als Landei dann plötzlich in New York, Montreal oder Hollywood auf der Bühne zu stehen, ist halt schon ziemlich lässig. Der Zusammenhalt von ein paar Leuten, die sich vorher teilweise nie begegnet sind, aber alle ohne Kompromiss an einem Strang ziehen, war einfach nur beeindruckend und hat genau aufgezeigt was es bedeutet, ein Ziel zu haben und sein Ego komplett hinten anzustellen.

DarkScene: Wo würdest du gerne mal live auftreten?

Ulle: Vielleicht hängt das noch seit den frühen Neunzigern irgendwie drin, aber ich war noch nie in Japan.

DarkScene: Wie schätzt du die Entwicklung der Metal-Szene in den letzten Jahrzehnten ein und wie wird es wohl weitergehen?

Ulle: Eigentlich gibt es für mich seit gut 15 Jahren gar keine Entwicklung mehr. Leute, die neue Dinge ausprobieren sind ja trendy, während andere, die lediglich lauwarm aufwärmen und wiederkäuen, oft als neue Götter gepriesen werden. Im traditionellen Bereich wiederholt sich meines Erachtens alles in einer Endlosschleife, die alten Besen kehren aber meist besser. Trotzdem finde ich für mich mehr als genug und kaufe ständig neuen Kram.

DarkScene: Welche Bands bzw. Projekte genießen bei dir momentan Priorität und was dürfen wir von dir 2018 erwarten?

Ulle: Momentan sitze ich an den Gitarrenaufnahmen für das zweite Septagon-Album, ab Februar steht dann die Produktion zur nächsten Them-Platte an. Beide Alben sollten 2018 erscheinen und zumindest bei Them stehen auch ordentlich Live-Aktivitäten an. Für Lanfear stehen erst zwei Songs, die auch etwas anders klingen, als man das erwarten würde. Für ein Album im nächsten Jahr müsste 2018 aber länger dauern, da bin ich Realist.



DarkScene: Famous last words: Was ich schon immer sagen wollte, aber mich nie getraut habe….

Ulle:
- Mich nervt dieses ganze analog ist gut und digital ist böse-Gequatsche von Leuten, die keine Ahnung von nix haben und danach ne Plattenbesprechung anhand von MP3s machen.

- Warum bezeichnet man Sänger, die auch bei gutem Wetter keinen Ton treffen, als eigenwillige Charakterstimme.

- Bands, die ständig von einer Szene schwafeln, die man aber nie auf `nem Gig sieht, wenn sie nicht gerade selbst zocken, gehen mir auf den Sack.

- Diese totale Ignoranz im deutschen Underground gegenüber Bands, die eben nicht true und old-school rumlatschen und über die man sich dann ja fast schon lustig macht, weil da plötzlich ein Break kommt, den man nicht kapiert. Wenn die Band allerdings in den 80ern schon existiert hat, ist das natürlich alles kein Problem.

- Dieses pseudo-elitäre Gequatsche diverser Black Metal-Bands, die prinzipiell alle individuell sind, aber auch alle die gleichen Pseudonyme haben und dann auch noch ernst genommen werden wollen. Total lächerlich.
- Moment, ich habe mich eigentlich immer getraut, das alles zu sagen.
Ich mag allerdings Toblerone wirklich sehr gerne.


Mehr von Them
Nasty Savage - Jeopardy RoomThe Cure - Songs Of A Lost WorldSkid Row - Live In LondonVoodoo Circle - Hail To The KingAries Descendant - From The Ashes Of DeceitDevin Townsend - PowernerdCleanbreak - We Are The FireUnto Others - Never, NeverlandHouse Of Lords - Full Tilt OverdriveVictory - Circle Of Life
© DarkScene Metal Magazin