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Them - Die internationale Horror-Metal-Vollbedienung
DarkScene: Hallo Ulle! Wie läuft’s denn so? Wir haben ja bereits 2012 ein Inti mit Dir geführt, allerdings im Rahmen der Veröffentlichung der Lanfear CD "This Harmonic Consonance". Nun, mir als King Diamond Aficionado entging natürlich nicht, dass es da eine Band mit dem Namen Them gibt, die zunächst als (rein amerikanisches) King Diamond Coverprojekt lief, dann mal ad acta gelegt wurde, um später mit Deutscher Beteiligung (du als Hauptsongwriter/Gitarrist und Keyboarder Richie Seibel) samt komplett eigenen Songs frisch durchzustarten, die auf dem beachtlich starken Debüt "Sweet Hollow" (Review) eingefangen wurden. Wie kam diese nicht alltägliche Konstellation von solch unterschiedlichen Musikern eigentlich zustande? Markus Ullrich: Besten Dank, momentan kann ich wirklich nicht klagen, es läuft wirklich gut. Wir hatten mit LF 2012 auf dem ProgPower Festival in Atlanta gespielt und einige von uns haben dann noch einen Trip nach NY gemacht. Ein guter Freund von uns (Andy Preisig) war dabei und der hatte das Debütalbum von Troys ursprünglicher Band Coldsteel auf seinem Label neu herausgebracht. Aus dem Grund hatte er mit Troy Kontakt und wir trafen uns dann auf Long Island zum Steakessen. So lernte ich Troy kennen und der hatte zu diesem Zeitpunkt auch bereits Pläne, aus Them (die ich logischerweise nicht kannte) eine Band mit eigenen Songs zu machen. Er hatte uns nur erzählt, dass er wie KD klingen kann und musste das dann logischerweise im Restaurant auch beweisen :-). DarkScene: Wusste Sänger Troy Norr „Klaus König“ Fossor um Deine Songwriting-Qualitäten vorher so gut Bescheid? Markus Ullrich: Wir haben ihm damals die aktuelle Lanfear gegeben und die fand er wohl ganz gut, außerdem blieben wir über Monate auf Facebook in Kontakt und hielten uns auf dem Laufenden, was bei uns beiden musikalisch so ging. Irgendwann stellte sich heraus, dass die anderen Mitglieder von Them wohl nicht so richtig motiviert waren eigenes Material zu schreiben, daher wollte Troy einen Neustart und fragte mich, ob ich Bock hätte die Musik zu schreiben. Ich hab dann nen halben Tag überlegt und ja gesagt. DarkScene: Zwar sind in den letzten Jahren Kapellen mit einer ähnlichen Intention, nämlich den Spirit von Mercyful Fate/King Diamond auf ihre Art auszudrücken, aus sämtlichen Schlupflöchern gekommen, aber keine mir bekannte hat die progressive und durchaus „thrashige“ Schiene derart souverän genommen wie eben Them auf dem Einstand. Vieles klingt auf "Sweet Hollow" in seiner Handschrift extrem tight – wann man jetzt einen Vergleich heranziehen will: bis auf "The Puppetmaster" kann kein Album neueren Datums (also ab "The Spiders Lullabye") von King Diamond es mit eurer Scheibe aufnehmen – meine Meinung halt. Wie bitte habt ihr das so geil hinbekommen? Hattest Du schon lange Songideen für solch ein Projekt in der Hinterhand? Markus Ullrich: Zunächst mal vielen Dank für die Blumen. Ich mag ja tighte und schnelle Riffs schon immer, das hört man bei LF ab und an evtl. auch, bei meiner anderen Band Septagon sowieso. Letzten Endes hatte ich vorher keine Pläne für ein solches Projekt, aber wenn ich erst einmal anfange zu planen, geht das bei mir relativ schnell und die Ideen fließen. Ich wollte musikalisch bewusst weg von KD und MF, zumal ich wusste, dass es aufgrund des Namens und des Gesangs sowieso Vergleiche ohne Ende hageln würde. Natürlich gibt es jetzt auch Leute, die schreiben, dass die Musik nach KD klingen würde, aber das ist natürlich kompletter Unsinn. Ich habe zudem auch diese „creepy“-Harmonien integriert, um dem Ganzen zusätzlich eben auch musikalisch ein gewisses Horrorflair zu verleihen, da nehmen die meisten Bands ja meist nur Keyboards um den Effekt zu erzeugen. Außerdem haben wir im Vorfeld ziemlich genau geplant, was wir noch „brauchen“. Troy wollte zum Schluss noch was Schnelles, also hab ich "The Harrowing Path to Hollow" an einem Tag geschrieben, am Rest saß ich natürlich deutlich länger. Troy wollte einen Walzer, so entstand dann "FestEvil". Für diverse Übergänge, das Intro und ein paar coole Gimmicks war unser Keyboarder Richie zuständig, der einfach ein gutes Gespür dafür hat, was ein Song zusätzlich braucht. DarkScene: Kannst du beim Komponieren zwischen einem Lanfear und Them Arrangement eine klare Trennlinie ziehen? Hast Du grobe Vorgaben seitens Sänger Troy bekommen, was die jeweilige Atmosphäre und den jeweiligen Text betrifft? Markus Ullrich: Ich trenne da ganz deutlich. Bei Lanfear gibt es nur eine Gitarre, daher ist die Herangehensweise komplett anders und ich arbeite da schon mal nicht mit zweistimmigen Riffs oder Harmonien. Septagon läuft mit zwei Gitarren, aber das ist für mich basischer, während man bei Them dann schon aus den Vollen schöpft um das möglichst „groß“ klingen zu lassen. Grundsätzlich sammle ich jetzt auch keine Ideen und überlege dann wohin das passt, sondern ich schreibe immer bewusst nur an einem Album und das dann auch Song für Song. Wir hatten einen Plan, wie viele Songs auf das Album kommen, wie viele Überleitungen dazwischen und haben uns vorher auch abgesprochen, dass der Anfang relativ furios sein soll, während es in der Mitte etwas abflaut und zum Schluss wieder Gas gibt. Wäre das kein Konzept, wären die Songs wohl teilweise etwas anders angeordnet, aber so musste eben ein gewisses „Mittenloch“ ohne schnelle Songs sein. Ich denke dennoch, dass das dem musikalischen Fluss nicht schadet. DarkScene: Was dürfen wir auf der Bühne erwarten? Ich gehe jetzt mal davon aus, dass eure Horrorgeschichten auch optisch (Grabsteine etc. ;-) dargestellt werden wollen, um das Ganze noch lebendiger zu gestalten, oder? Markus Ullrich: Auf unserer US/Kanada-Tour als Support von Helloween hatten wir riesige Bühnen und somit Grabsteine, Zäune, Gargoyles, Bäume (!) und allen möglichen Kram dabei. Natürlich durfte der Sarg und ein Altar nicht fehlen und wir hatten ja sogar noch Schauspieler an Bord. Troy ist jemand, der bei solchen Dingen nicht kleckert, sondern klotzt. Natürlich ist es hart, nach einer Show in Montreal bei extremen Minusgraden verschwitzt im T-Shirt den ganzen Kram zu schleppen und zu verstauen, aber das war es uns wert. Ab Mai werden wir in Europa touren und da müssen wir natürlich abspecken. Kleinere Bühnen, weniger Laderaum, alles eben basischer. Dennoch werden wir versuchen, dem Publikum Einiges mehr zu bieten als „nur“ die Musik. DarkScene: Habt ihr einen mittel- und langfristigen Plan, was mit Them passieren wird, oder bleibt das noch offen? Kannst Du trotz deines Lanfear Babys soweit alles gut koordinieren? Ach so, da wären ja noch A Cosmic Trail und Septagon ;-) Markus Ullrich: Hihi, A Cosmic Trail (Markus‘ Prog/Instrumentalprojekt, Anm. des Verfassers) ist natürlich mein großes Baby, aber momentan gibt es keine Pläne für ein weiteres Album. Es ist schwer, für solche Musik ein Publikum zu finden und obwohl ich das zweite Album als meine beste Arbeit betrachte, hab ich letzten Endes nur draufgelegt, weil ich ja unbedingt noch Vinyl pressen musste. Prinzipiell kann ich sehr gut koordinieren, zumal ich jemand bin, der handelt anstatt immer nur zu reden, was mich natürlich vom Reden dennoch nicht abhält :D. Das ist ein Grund, warum das mit Troy so gut klappt, er tickt genauso. Die meisten Leute stehen sich selbst im Weg und beklagen sich immer nur, wie stressig alles ist. Das zweite Septagon-Album ist musikalisch betrachtet fertig und wir proben grad die letzten Songs, auch gesanglich dürften schon 70% stehen. Das zweite Them-Album wird "Manor of the Se7en Gables" heißen und im nächsten Jahr erscheinen. Ich sitze gerade am vierten Song und mein Plan ist, dass ich die Songs in der Reihenfolge schreibe, wie sie nachher auf dem Album stehen werden. Ich hoffe mal, ich kann das durchziehen, bisher klingt alles super und flutscht gut. Ansonsten spielen wir die erwähnte dreiwöchige Europatour im Mai und im Herbst stehen nochmal zwei Kurztrips an. Wir geben wirklich Gas, das war keine einmalige Sache. DarkScene: Welche Musiker und Bands haben dich am meisten geprägt? Andere bevorzugte Genre Deinerseits? Markus Ullrich: Das sind einfach unfassbar viele Musiker und auch Musikstile. Ich bin pausenlos auf der Suche nach neuer Musik und werde natürlich auch immer fündig :D. Ich kann das nie verstehen, wenn Musiker in Interviews immer erzählen, dass sie keine andere Musik hören, um sich nicht beeinflussen zu lassen. Dann liefern sie im Gegensatz aber immer den gleichen Quark ab…; Einer meiner ganz frühen Einflüsse war Mike Oldfield und ich denke, meine Art Melodien anzugehen wurde stark von ihm geprägt. Ich vergöttere eigentlich alles, was er bis Mitte der Neunziger veröffentlicht hat. Nicht zu vergessen Robert Fripp von King Crimson, der seiner Zeit unfassbar voraus war und das wahrscheinlich immer noch ist. Als Gitarrist im Metalbereich war Mark Reale (Riot/R.I.P.) für mich immer das perfekte Beispiel, wie man Technik und Feeling perfekt vereinbart und einfach clevere Riffs zu guten Songs macht. Ansonsten höre ich natürlich fast alle Spielarten im Metal, kann allerdings mit dem Symphonic/Gothic/Mittelalter/NDH-Kram nix anfangen. Davon abgesehen geht von AOR bis Grindcore alles, dazu viel Prog aus den 70ern, Jazz, Pop aus den 80ern etc. Wenn es gut ist, ist es gut. Scheuklappen sind für Dummköpfe. DarkScene: Wie kannst Du deinen (ursprünglichen) Bezug zu King Diamond und Mercyful Fate umschreiben? Wo bist du da eingestiegen? Kennst den Meister persönlich? Markus Ullrich: Ich glaube mein Einstieg war zur "Conspiracy"-Phase und das Album zusammen mit "Them" und "Abigail" sind wohl auch meine Favoriten. Mercyful Fate kamen bei mir erst etwas später dazu. Ich liebe natürlich "Don’t Break the Oath" und "Melissa" und mag auch die späteren Alben, bin jetzt allerdings nicht so der totale Überfan wie manche das jetzt annehmen. Selbstverständlich steht alles von MF und KD im Schrank, aber es ist jetzt nicht so, dass ich das pausenlos anhöre. Und nein, ich habe den Meister nie persönlich getroffen, Troy hat ihm aber in NY unsere EP in die Hand gedrückt. DarkScene: Empire Records ist jetzt nicht unbedingt eine Label-Größe. Wie zufrieden seid ihr mit Promotion und Vertrieb? Markus Ullrich: Es lief anfangs etwas schleppend und man wünscht sich als Band logischerweise immer mehr. Der Vertrieb mit Soulfood ist natürlich super, nur müssen die die CDs und die LPs eben auch kriegen, um sie vertreiben zu können. Irgendwann klappte das dann aber auch :D. Die Promo wird bei Empire ausgelagert und SureShot erledigen da einen super Job. DarkScene: Wird es neben den Eigenkompositionen auch noch Coverversionen des Kings auf der anstehenden Tour geben? Markus Ullrich: Von mir ein ganz klares nein. Es stand im Raum und ich hätte mich auch nicht widersetzt, hätten alle das gewollt, aber m.E. wäre das kontraproduktiv. Um ehrlich zu sein ist es so, dass durch unseren Namen und durch das Konzept der Bezug zu KD auf der Hand liegt. Troy kann den King 1 zu 1 imitieren und er beweist das ja auch auf dem Album. Dass er aber zu 90% komplett anders singt, fällt den meisten Leuten gar nicht auf. Ich will nicht sagen, dass uns die KD-Vergleiche nicht einen zusätzlichen Schub gegeben haben, aber ich sehe keinen Grund, den „das ist doch bloß ein KD-Clon“-Jüngern noch die Munition zu liefern :D . Dennoch hätte ich aus dieser Seite viel mehr Gebashe erwartet. Es gab tatsächlich nur sehr wenige Leute, die rumgestänkert haben. DarkScene: Wenn ja, welche (wenn Du es verraten willst)? Markus Ullrich: Ach so, da wären "A Mansion in Darkness", "Sleepless Nights", "Eye of the Witch"…NICHT! DarkScene: Nachdem zehn Jahre nichts mehr auf Konserve vom King kam, hab ich mir gedacht, könnte ich unser Interview ja mit der Einleitung „der King darf in Rente gehen“ verzieren, gemein oder? ;-) Markus Ullrich: Der King ist der King und bleibt der King. Er darf nur in Rente gehen, wenn er nicht mehr liefern kann. Da ja anscheinend ein neues Album ansteht, wird er wohl auch liefern können. Ich werde das Vinyl am Erscheinungstag verhaften und ganz sicherlich keine Vergleiche mit Them ziehen. Ich bin in erster Linie Fan, danach mache ich Musik DarkScene: Wann Dir gerade ein Witz spontan einfällt, lass ihn uns wissen ;-) Markus Ullrich: Ein Mann sitzt betrunken an der Bar. Er bestellt sich ein Bier und einen Schnaps und will dann gehen. Er steht auf und fällt sofort hin. Er zieht sich am Barhocker hoch und bestellt noch ein Bier und nen Schnaps. Dann versucht er es nochmal und es legt ihn wieder auf den Boden. „Noch ein einziger Versuch“, sagt er. „Wenn es wieder nicht klappt, krieche ich halt heim“. Er trinkt das Bier, den Schnaps, steht auf, fällt hin und kriecht nach Hause. Am nächsten Morgen kommt seine Frau ins Zimmer und fragt: "Warst du gestern wieder völlig besoffen in der Kneipe?" "Ähm, ja, woher weißt du das?" fragt der Mann. Seine Frau antwortet: "Der Wirt hat angerufen: Du hast schon wieder deinen Rollstuhl vergessen." DarkScene: Vielen Dank für die Zeit, Markus! Wir sehen uns spätestens im Oktober beim Mountains Of Madness in Innsbruck … Markus Ullrich: Ich bedanke mich vielmals für dein Interesse und die interessanten Fragen und freue mich auf Innsbruck. Tolle Stadt! Mehr von Them
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