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Hell - Kev und Dave Bower in einem persönlichen Interview.
Hell - Kev und Dave Bower in einem persönlichen Interview.  
Manche Interviews ergeben sich wie von selbst. Im Zuge der Show im Kesselhaus München treffe ich Kev Power bei "normalsten" Bedürfnis der Welt. Es entwickelt sich ein sehr persönliches Gespräch, das auch ein wenig hinter die Kulissen der Band blicken läßt...
DarksceneTom
DarksceneTom
(62 Interviews)
Manche Interviews ergeben sich wie von selbst. Im Zuge der Amon Amarth / Carcass / Hell Show im Kesselhaus München (zum Livereview) treffe ich Kev Power bei "normalsten" Bedürfnis der Welt. Wir gehen volley auf ein Bierchen, verstrickten uns in einen intensiven Plausch und Gentlemen Kev entführte mich sogleich in den Backstage Raum, um mir die anderen "Jungs" der Band vorzustellen. Natürlich nützt der Hell- Maniac diese Chance für einige Fragen, die ihm schon seit geraumer Zeit förmlich auf der Zunge brennen:

DarkScene: Zuallererst mal Gratulation zu "Curse And Chapter" (zum Review). Ich war geradezu erleichtert als ich feststellen durfte, dass Hell auch im Hier und Heute großartige Songs kreieren können, die nahtlos an das Vermächtnis der 80er Jahre anschließen können. Ehrlich gesagt hatte ich große Bedenken, ob dies klappen würde...

Kev Bower: Nicht nur du hattest Bedenken , ob wir die Magie von Hell auch über 30 Jahre nach den ersten Songs ins Hier und Jetzt transportieren könnten. Das war eines der großen Rätsel um unsere Band. Wir hingegen wussten von Beginn, dass wir damit keine Probleme haben würden. Wir haben schon neue Ideen und du wirst sehen, die nächste Platte wird noch besser....



DarkScene: Kurz und bündig : Wie geht das?

Kev Bower: Weil ich ein musikalisches Genie bin...nein im Ernst. Auch Anfang der 80er Jahre war ich für 80% des Hell Songwritings verantwortlich. Den Rest übernahm Davy Halliday. Nun sind eben Andy Sneap und Dave Bower für die restlichen Inputs verantwortlich und so funktioniert es perfekt. Das nächste Album ist schon in unseren Köpfen und ich kann dir versichern. Es wird noch besser...

DarkScene: Das heißt Hell werden unbeirrt weiterarbeiten:

Kev Bower: Wir werden weitermachen und alles daran setzen unsere Magie weiterzugeben.

DarkScene: Ihr seit immer bei amtliche Tourpackages dabei und spielt auch Festivals. Schade nur, dass wir nie in den Genuss kommen, eine richtige full-length Hell Show mit allen Showgimmicks und der vollen Theatralik eurer Bühnenperformance erleben können. Ich erinnere mich an die faszinierende Hell Show, die ich im Koko London erleben durfte (zum Review), und könnte mir vorstellen, dass so ein altehrwürdiger Rahmen perfekt zu einer kompletten Aufführung eurer Show passen würde.

Kev Bower: Ja, diese London Show war wundervoll und der Club ist perfekt für unsere Aura. Natürlich ist es schade, dass wir nie außerhalb unserer Heimat und erlesenen Shows mit vollem Programm auffahren können, aber wir nützen so einfach jede Chance immer mehr Fans zu erreichen und dafür sind solche großen Tourneen einfach genau richtig. Wir hoffen aber natürlich auch, dass wir bald soweit sind um mit einer Hell Headlinershow nach Europa zu kommen. Nur wer eine komplette Hell Show, mit allen Gimmicks, dem gesamten Bühnenaufbau, all dem Feuer und allen Kostümen sieht, wird diese Band verstehen. Hoffentlich klappt das bald mal...



DarkScene: Das wäre natürlich klasse und sollte diese eine Show nur in England stattfinden, weißt du ja wie du mich erreichst. Wir kommen!

Kev Bower: Es wird vereinzelte Shows in England geben, wo wir alles bieten, das wir uns für eine komplette Inszenierung vorstellen und ich werde dich wissen lassen, wohin du reisen musst, um das mit uns gemeinsam erleben zu können. Das muss aber nicht zwingend in London passieren...

DarkScene: Was ich mich aber schon frage, ist ob die Tour mit Amon Amarth und Carcass unbedingt die richtige ist, um den Sound von Hell neuen Fans vorzustellen. Wieso all diese Umstände und Aufwendungen, um dann vor einem Death Metal Publikum zu spielen, das eigentlich nicht zu 100% für die mystisch traditionellen Hell Klänge geschaffen ist?

Kev Bower: Das stimmt zwar, macht aber dennoch Sinn. Wir spielen jeden Tag vor tausenden Leuten und wenn nur 200 davon sagen, dass das was wir machen beeindruckend ist, haben wir alles richtig gemacht. Außerdem sehen wir manche Gesichter in den ersten Reihen bei mehreren Shows. Die jungen Amon Amarth Fans schauen beim ersten mal eher perplex, wenn sie uns und unsere Show erleben, aber beim nächsten Mal sieht man sie schon den Kopf zu unserer Musik zu bewegen und beim dritten mal gehen sie voll mit...

DarkScene: Wenn wir schon mal die Gelegenheit haben, gemütlich bei einem Bierchen zusammen zu sitzen, würde ich natürlich auch gern einige "privatere" Fragen stellen. Ein Leben auf Tour ist kein Honigschlecken und reich wird man dabei auch nicht. Kev, wie alt bist du eigentlich?

Kev Bower: Ich bin 54. Es ist hart mit über Fünfzig so ein Leben zu leben, aber wir alle lieben es und wir leben diese Band und biologisch kann ich zum Glück noch mindestens 15 Jahre so weitermachen.



Nachdem Andy Sneap für einen kurzen Plausch vorbeischaut, gesellt sich Sänger Dave zu uns, der mir gleich begeistert erklärt, dass er Anfang der 80er Jahre mal in Innsbruck zum Schifahren war und es in wunderschöner Erinnerung hat. Auf der Bühne durch und durch Schauspieler und nahezu irr und besessen, entpuppt sich auch Dave Bower als liebenswerter, ebenso wie der Rest der Band überaus bescheidener Zeitgenosse und britischer Gentlemen wie er im Buche steht.

DarkScene: ...Dave, natürlich will ich auch von dir ein Statement zu "Curse And Chapter"...

Dave Bower : Ja auch ich bin unfassbar glücklich mit "Curse & Chapter". Mein Input ist hier schon deutlich mehr vorhanden und er wird noch größer, wenn die nächste Scheibe komplett aus unserer heutigen Feder stammen wird.

DarkScene: Du bist einer der beindruckendsten Frontmänner der heutigen Szene. Nicht nur deine unglaubliche Stimme, vor allem deine schauspielerische Theatralik sucht ihresgleichen vergeblich. Woher kommt diese große Kunst und wie bestreitest du dein Leben abseits von Hell.

Dave Bower : Mein Hintergrund ist, wie du schon richtig vermutest, das Theater und lege viel Wert darauf, dass ich Schauspieler und kein Musicalsänger bin. Das sind zwei völlig verschiedene Welten.

DarkScene: Welche Richtung des Theaters hast du eingeschlagen?

Dave Bower : Ich war in erster Linie Shakespeardarsteller und lebte und arbeitete sieben Jahre in London. London ist eine wunderbare und altehrwürdige Stadt. Traumhaft schön und voller großer Geschichte. Aber wenn du dort leben und arbeiten musst, ist es auch ein Moloch und selbst wenn du dort Shakespeare spielst, ist es finanziell durchaus schwierig, in diesen Kreisen zu bestehen. Gerade jetzt bin ich sowieso in einem schwierigen Alter für Shakespeare. Für den Romeo bin ich zu alt und für den Tod bin ich zu jung. Also hab ich alle Zeit der Welt für Hell.



DarkScene: Du bist ja einer der "Neulinge" in der Band. Als älterer Bruder von Kev in die Band einzusteigen und die Rolle als Frontman so perfekt auszufüllen, ist ja beinahe märchenhaft. Wie hast du eigentlich Hell über all die vergangenen Jahre erlebt?

Dave Bower : Ich war von Anbeginn an der größte Fan der Band. Ich war Hell Fan und kannte und mochte auch Dave Halliday sehr. Ich hab immer allen meinen Freunden und Bekannten erzählt, wie gut diese Band sei und ihr jede Unterstützung gegeben, die ich konnte. Somit war es nur naheliegend, dass ich die Position einnehme...

DarkScene: Ich denke du hast es, trotz aller Schwierigkeiten des Bandlebens, nie bereut diesen Schritt zu wagen oder?

Dave Bower : Niemals und ich denke das merkt man mir auch zu jedem Moment an. Ich bin richtig glücklich mit dem, was wir mit Hell machen und erreichen. Aber natürlich ist es auch mit Schwierigkeiten verbunden. Man muss auch Geld verdienen um zu leben und das ist bei solchen Tourneen wie dieser nicht möglich. Meine Lebensgefährtin und ich haben seit einiger Zeit ein Baby und es ist sehr schwer, seiner Frau zu erklären, dass man mit 50 Jahren für vier oder fünf Wochen durch Europa tourt und dabei eigentlich kein Geld nachhause bringt. "Human Remains" hatte wirklich guten Erfolg, aber all das Geld, das wir damit verdienten, investieren wir nun in diese Tournee und all die Promo für "Curse & Chapter"...

DarkScene: Du bist einer der charismatischsten und besten Frontmänner unserer Zeit und einer der besten Metal Sänger ever. Was hast du bitteschön in den letzten 30 Jahren gemacht. Warst du je in einer anderen echten Band?

Dave Bower : Nicht wirklich. Wie gesagt, ich bin Schauspieler, habe aber auch immer noch eine Coverband, in der wir Metal Klassiker und auch Rock- und Folk Songs spielen. Außerdem bin ich eigentlich Lehrer und selbst da mach ich auch immer noch meinen Job, wenn irgendwo Aushilfe notwendig ist...



DarkScene: Du hast vorhin von deiner Zeit in London erzählt. Als britischer Schauspieler muss man wohl unweigerlich durch den Moloch der Hauptstadt gehen, um sich zu etablieren oder? Wo lebst du heute?

Dave Bower : Mittlerweile gottlob nicht mehr in London. Ich lebte wie gesagt sieben Jahre dort und es war sehr wichtig für meine Schauspielkarriere. Nun aber lebe ich wieder auf dem Land. Die "wichtigen" Leute haben meine Telefonnummer und wenn du mal einen "Namen" hast, rufen sie dich an. Dafür musst du nicht mehr im Großstadtdschungel leben. Dort war ich trotz der unumstrittenen Magie, die London immer wieder ausstrahlen kann , nie wirklich glücklich.

DarkScene: Zurück zu Hell. Wie darf man sich deinen Input zu den neuen Songs vorstellen:

Dave Bower : Mein Input auf "Human Remains" war durch die Originalvorlagen natürlich eher gering. Bei "Curse And Chapter" konnte ich mich da schon viel mehr einbringen und bei der nächsten Platte wird mein Einfluss noch größer werden. Also keine Angst: Wir werden nicht müde und deine anfangs genannten Bedenken, die wohl auch berechtigt waren, kannst du gut und gerne ablegen mein Freund.

DarkScene: Vielen Dank für die Einladung, das Bier und den sympathischen und ehrlichen Plausch meine Herren. Das Darkscene Mobil muss wieder retour nach Innsbruck und ich freu mich schon jetzt drauf, die durch und durch sympathischen und zuvorkommenden Hell Jungs, denen die Begeisterung und Liebe zu ihrer Kunst zu jeder Sekunde anzusehen ist, wieder zu treffen.

Vielen Dank für das Gespräch!


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