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Swedish Death Metal - Buchbesprechung "Swedish Death Metal"
Swedish Death Metal - Buchbesprechung  
"Swedish Death Metal" nennt sich ein Buch, das ursprünglich bereits 2007 in Englisch erschien und dieser Tage auch als deutsche Übersetzung (und leicht überarbeitet) in die Läden kam ...
C h r i s
C h r i s
(2 Specials)
"Swedish Death Metal" nennt sich ein Buch, das ursprünglich bereits 2007 in Englisch erschien und dieser Tage auch als deutsche Übersetzung (und leicht überarbeitet) in die Läden kam (deutsche Übersetzung von Andreas Diesel).



Autor Daniel Ekeroth, selbst unter anderen bei Insision aktiv, erklärt schon im Vorwort, dass dieses Buch einzig und alleine seine subjektive Meinung repräsentiert, was sich auch ganz deutlich durch die Seiten zieht, warum Diskussionen um die Qualitäten einiger Bands von vornherein sinnlos sind, Geschmäcker sind bekanntlich verschieden, und das ist gut so (auch ich teile die Meinung Daniels zu grandiosen Alben wie beispielsweise Therion`s Zweitwerk "Beyond Sanctorum", Hypocrisy`s Debütkracher oder, im Gegenzug, den überbewerteten späteren Entombed keinesfalls, um nur drei Beispiele von vielen zu nennen).
Egal, das soll eben nicht das Thema sein, sondern vielmehr wird der Versuch unternommen, in die Anfänge des schwedischen Death Metals abzutauchen, Zusammenhänge zu erkunden und Hintergründe zu durchleuchten, wofür der Autor mit viel Liebe für Details gründlich und über Jahre recherchiert hat.



So beginnt dieses Buch mit einem groben Umriss der extreme Metalszene im Anfangsstadium und Schwedens Metalszene Anfang bis Ende der `80er im speziellen (wobei Bathory natürlich eine gewichtige Rolle spielt), nennt die wichtigsten Thrash-Kapellen von damals (u.a Hexenhaus, die wohl die bekannteste sein dürfte), und stellt eine Verbindung zum extremen Punk und Crust her.

Anschließend folgt der wichtigste wie auch unterhaltsamste Teil des Buches - Die Entstehung der Death Metal Szene in Schweden:
Ekeroth erzählt von einer Zeit, als selbst in Schweden Metal im Allgemeinen nicht akzeptiert war, man als Metaller einen Außenseiter, einen Freak stellte, der im besten Fall belächelt wurde, oft aber auch Schwierigkeiten bekam (heutzutage eigentlich kaum mehr vorstellbar, gerade in Schweden). Eine Szene in diesem Sinne gab es nicht, es fand sich nur ein kleiner Bekanntenkreis, besser ein Freundeskreis, der diese Leidenschaft für Metal teilte, ausgehend von Stockholm, aber bald über ganz Schweden verteilt, kannte man sozusagen Jeden mit der selben Passion, man half und unterstützte sich wo es ging (in erster Linie Tapetrading und Partys...).
Im Vordergrund stand eigentlich ganz klar das Biertrinken und vor allem der Spaß war wichtiger als sonst was, als die Pioniere dieser Bewegung antraten, Merciless (eigentlich mehr Thrash, aber ungemein wichtig für die Entwicklung des schwedischen Death Metal), Morbid, Nihilist, Treblinka (= pre-Tiamat), Dismember, Grave, Grotesque, Therion, etc., hegte niemand auch nur den Gedanken, ein richtiges Album oder einen Vertrag mit einer Plattenfirma zu ergattern, es ging nur um Idealismus und eben Spaß. Es gab keinen Support von außerhalb, es interessierte einfach niemanden, eine totale Do-It-Yourself-Mentalität.



Daniel erzählt Geschichten und Anekdoten die meist zu Schmunzeln oder auch zu Kopfschütteln führen (beispielsweise die Gründe der Namensänderungen von Nihilist in Entombed, von Corpse in Grave oder genauso von Macabre End zu God Macabre sind eigentlich unfassbar...), lässt viele Protagonisten der damaligen Zeit selbst zu Wort kommen (was eigentlich das wichtigste ist) und sorgt so für Informationen aus erster Hand, auch wenn einige der Herren sich an nicht mehr viel erinnern können...
Übrigens sieht er dann das zweite Nihilist-Demo ("Only Shreds Remain" 1988) als die eigentliche Geburt des klassischen Sounds, mit allen Trademarks: Den ultratiefen Gitarren, mächtige Growls und natürlich dem unverkennbaren Sunlight-Sound.



Ein unterhaltsamer Bogen wird gespannt, vom partywütigen Idealismus eines kleinen Kreises, der folgenden Explosion der Szene, bis sich schließlich sogar eine Art Konkurrenzdenken einschlich, weil fast jeder in irgendeiner Band spielte.
Er hat unzählige oberkultige Fotos, Plakate und Flyer, Abbildungen von Demos, Singles und Alben zusammengetragen (hin und wieder hat sich zwar auch der Fehlerteufel eingeschlichen, wenn ein Text zu einigen Bildern nicht passen will, oder z.B. ein Bandfoto von Afflicted Convulsion, den späteren Afflicted, incl. Unleashed-Shirt auf `88 datiert wird, Unleashed sich aber erst ´89 gründeten, egal, Haarspalterei).
Es macht Spaß durch die Seiten zu schmökern (einige Storys wiederholen sich zwar hin und wieder, doch das ist nicht weiter tragisch), "Swedish Death Metal" ist nicht der Versuch eines Außenstehenden, dieses Phänomen der Musikgeschichte nachzuzeichnen, sondern Daniel Ekeroth weiß wovon er spricht, er ist einer aus der Szene, einer von uns!
Auch stellt er keinen Anspruch auf Vollständigkeit, was sowieso ein Ding der Unmöglichkeit sein dürfte, sondern versetzt zurück in den Zeitraum zwischen 1988 und 1993, erzählt seine Eindrücke von damals, aber auch die seiner Interviewpartner, vieles weiß der Genrefreak sicherlich schon, alles kann kaum sein, sodass wohl jeder Leser dennoch Neues, Infos und abgedrehte Storys erfahren wird.
Gerade langjährige Metaller sollten sich an diesen Zeilen vergehen, um sich vielleicht an ähnliche Erlebnisse aus seiner Jugend zu erinnern und in Nostalgie zu schwelgen (die Tape-Zeiten, oder vergleichbare Trinkereigeschichten haben wohl die meisten von uns erlebt). Auch verleiten, nein, zwingen einen diese Seiten, wieder tief im heimischen Plattenschrank, seinen Singles-Kisten oder den verbliebenen Tapes zu kramen, fördern nach langer Zeit Schätze wie Carnage oder den beinahe vergessenen Grotesque und vielen, vielen anderen zu Tage.



Der schwedische Death Metal ist nach wie vor eine funkelnde Facette im extremen Metal, ist nach wie vor einer der wichtigsten Stützpfeiler des Death Metal überhaupt, entstanden durch den Enthusiasmus einer Handvoll Freunde blühte und entwickelte er sich in verschiedenste Richtungen, ob nun mit Thrash- oder Black Metal gepaart, oder auch die Melodic-Seite ausreizend, ohne diese faszinierende Evolution währe die Welt des Metals sehr viel ärmer!

Dismember`s Skandalvideo, das vor allem in England für Wirbel sorgte:
"Soon To Be Dead"
.

Das angehängte Bandregister (und auch eines über schwedischen Fanzines übrigens) bietet ein umfangreiches Nachschlagwerk für jeden Interessierten und Sammler, Daniel Ekeroth hat zu jeder Band einige Worte hinzugefügt, oftmals mit etwas arg schnippischer, um nicht zu sagen böser Zunge, wo man sich ein feistes Grinsen kaum verkneifen kann, aber auch mit viel Humor und Hingabe.
Zu den oftmals genialen Kurzgeschichten (die von Sado Bastardos oder Sportlov sind einfach nur zum hinknien) fügte er die jeweilige Diskografie (Deathographie) bei, eine umfangreiche wie detaillierte Auflistung von Veröffentlichungen, wobei Bootlegs, mit Ausnahme von Morbid ausgeklammert werden, vielleicht auch der ein oder andere Release durchgerutscht ist, in ihrer Fülle aber wirklich gewaltig ist! Zudem benennt er nach Möglichkeit sämtliche Musiker der jeweiligen Band, was bei einigen Besetzungskarussellen sicher nicht einfach war, der Aufwand muss enorm gewesen sein!
Auch wenn wohl jeder der sich etwas intensiver mit der schwedischen Szene befasste, ein paar Bands, gerade aus den 90ern, vermissen wird ist das egal, wie bereits erwähnt liegt Daniels Hauptaugenmerk auf den Frühzeiten - er selbst dürfte ein fanatischer Demo-Sammler sein - und in diesem Zusammenhang ist ihm und seinem Werk einfach Respekt zu zollen.

Entombed: "Left Hand Path"


Zeitgleich mit der deutschen Übersetzung erschien auch ein 3 CDs umfassender Sampler, um das geschriebene Wort auch um die akustische Berichterstattung zu ergänzen.
Das schmucke Digibook ist mehr oder weniger chronologisch aufgebaut, sodass quasi von Mefisto (1986) und Obscurity (1987, die übrigens seit Genuss dieses Buches wieder Blut geleckt haben und proben) bis Repugnant (1998) und Katalysator (2007) die Anfänge als auch die Gegenwart zum Zuge kommen, wobei das Hauptaugenmerk natürlich auf der Vergangenheit ruht.
Es gibt tonnenweise rare Tracks, weil der Großteil von Demotapes oder altem, schwer zugänglichem Vinyl stammt, aber auch Albumtracks fanden den Weg auf diese Kollektion.
Auch hierzu steuerte Daniel Ekeroth ein paar Worte zur jeweiligen Band bei, zeigt nochmals, dass er den schwedischen Death Metal genauso liebt wie wir.

Rundum gelungen!



ISBN: 978-393687818-9
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