Manchmal soll es auch noch vorkommen, dass Platten eine bereits sehr hoch gesteckte Erwartungshaltung des Hörers um ein Vielfaches übertreffen. So geschehen letzte Woche, als die neue AUTUMNBLAZE CD in meinem Postkasten eintrudelte und ich mich sogleich auf einen 42 Minuten langen Trip in eine emotionelle Klangwelt.
AUTUMNBLAZE hat sich so stetig weiterentwickelt und ist nun wohl endlich fest auf dem Weg, der auf dem Vorgängeralbum Bleak bereits eingeschlagen wurde. Zart und hart kann Mute Boy, Sad Girl sein, manchmal zerbrechlich und dann doch wieder stürmisch nach vorne gehend. Musikalisch gesehen eine perfekte Symbiose aus Trip Hop und harter Gitarrenmusik mit einer ordentlichen Portion Emotion. Der oftgenannte Vergleich zu Portishead ist kein Wunder, schlägt das Album doch streckenweise und vor allem lyrisch in die gleiche Kerbe. Vor allem Songs, in denen das elektronische Klanggewand überwiegt vermitteln diese melancholisch depressive Stimmung, wie zum Beispiel „The Nature of Music“, indem es um eine sehr intime Darstellung der Bedeutung von Musik geht. Doch auch die etwas gitarrenorientierteren Songs wie „It never felt like this before“, „A Crow on my Shoulder“ oder „Shells and Butterflies“. Man kann wirklich nur sagen, das hier alle Stilelemente perfekt verwoben wurden, die Übergänge sind teilweise einzigartig von hart auf eine traurigen und athmosphärischen Teil, dass man gar nichts anderes als eine Gänsehaut bekommen kann. Ich wage zu behaupten, dass dieses eines der wenigen Alben ist, auf denen man die hineingesteckten Gefühle förmlich aus den Boxen spürt. Deswegen ist es anzuraten, die Texte der Band zu beachten.
Keine Frage ist natürlich auch, dass Markus Stock, der hier ja nun festes Bandmitglied bei AUTUMNBLAZE ist und das Album auch produziert hat, einen großen Anteil geleistet hat. Man hört deutlich seine Einflüsse und es ist wirklich keine Schleimerei, zu sagen, dass so ziemlich alles wo dieser Mann mitmischt eine geniale Schöpfung der Tonkunst ist.
AUTUMNBLAZE hat den Schritt gewagt und zwei im Prinzip musikalisch grundverschiedene Stile vermischt, und es ist voll aufgegangen. Genau dies kann man nur allen anderen Künstlern ans Herz legen, frei von Vorurteilen und Engstirnigkeit zu sein, dass ist der Schlüssel um musikalisch ungeahnte Höhen zu erreichen. Wie heißt es doch so schön bei AUTUMNBLAZE: Weniger Schublade, mehr Musik!