Ansatzlos eine zehnminütige Nummer für das offizielle Label-Debüt als Heavy- (und nicht etwa als Progressive-) Metal Gruppe an die Pole zu positionieren, zeugt von Selbstbewusstsein. Das Kalifornische Kollektiv, das seit gut drei Jahren den europäischen Underground ordenlich zum Schwitzen bringt, schafft es dieser Tage tatsächlich, seine Vorzüge nicht nur auf der Bühne zu performen. Auch auf Konserve kommt ein fülliges Bündel an Qualitäten direkt auf Schiene. Na gut, eigentlich war bereits
"Gates Of Twilight" eine beeindruckende Eigenproduktion, bei der es nun galt, das Level wenigstens zu bestätigen.
Der erlesenste Stil des US amerikanischen Metal ist wohl jener, der von einem glockenhellen Gesang begleitet ist und unmittelbar an Kaliber wie
Crimson Glory,
Heir Apparent,
Sanctuary und
Queensryche - allesamt in deren Frühphase - denken lässt. Genau in dieser Königsdisziplin findet man das Schaffen von Gründer/Sänger/Produzent Leo Unnermark und Co. schnell wieder. Dass die Band sich etlicher HM-Klischees bedient, die schon 'zig mal verbraten wurden, wird spätestens bei Vernehmen der Tracklist klar, aber irgendwie kriegen die Jungs da noch die Kurve, um nicht ganz in die (für den Konsumenten) schmerzende Kitschkiste abzurutschen. Dafür ist das musikalische Äquivalent einfach zu gut in Szene gesetzt. Epische sowie hymnenhafte Melodien, galoppierende und treibende Rhythmen, brettharte Powerchords und eine latente Tendenz zur Pathos-Kiste - dieses konventionelle Gesamtpaket bürgt für Heavy Metal Kunst in Reinkultur. Noch wichtiger: man spürt regelrecht die Hingabe einer spielfreudigen Truppe. Flotte Banger wie
"To Die In Holy War", Slowmotion-Kost à la
"Lights Go Out" oder Balladen im Sinne von
"Crying" sind der glasklare Beleg -
Wings Of Steel beherrschen so ziemlich alle Stückerl.
Es darf einen durchwegs wundern, dass solch eine Oldschool-Mucke (keine Sorge, der Soundmix ist dafür absolut zeitgemäß) nach wie vor aus dem Land der unbegrenzten Möglichkeiten daher kommt, wo man ja meint, dort interessiert diese Nische niemanden mehr. Das vorzeitige Aussterben solcher Kapellen wird von
Wings Of Steel bzw. mit solch Taten wie
"Winds Of Time" zumindest eingebremst. Quasi eine Message samt breit geschwellter Brust, eben genau diese Tradition allen Widerständen zum Trotz weiter am Leben zu erhalten! Meisterwerk? Nein, nicht ganz.
Wings Of Steel spielen hier viele ihrer Stärken kompetent aus, der insgeheim erhoffte Paukenschlag ist
"Winds Of Time" jedoch nicht ganz geworden.