Als Sänger/Multitalent Buddy Lackey nach der Auflösung von Psychotic Waltz 1997 aus privaten Gründen nach Wien übersiedelte, dachte wohl kaum einer daran, dass er fernab seiner Heimat USA bald eine neue Band gründen würde, die in ihrer Ausrichtung gewissermaßen als die jüngere Schwester des Originals aus dem Zwinger kommt. Moderner und grooviger, aber immer noch mit Tendenzen zum letzten Werk von Psychotic Waltz ("Bleeding" 1996) ausgerichtet, war die stille Geburt von Deadsoul Tribe zumindest ein imaginäres Trostpflaster für diejenigen, die Psychotic Waltz bis zur Reunion 2010 schmerzlich vermissten.

Buddy Lackey, der von da an als Devon Graves ins Rampenlicht der hiesigen Prog-Szene trat, spielte das gleichnamige Debüt fast im Alleingang ein, was unter dem eigenen Namen Jahre zuvor beim Album "The Strange Kind of" erstmals geschah. Vom schmissig-eingängigen Opener "Power Trip" bis zum fulminanten Abgang "...Into The Spiral Cathedral" hinterlässt "Dead Soul Tribe" selbst knapp 23 Jahre später den Eindruck, wonach sich der charismatische Tausendsassa völlig frei geschwommen hätte, wobei schon sein alte Combo stilistisch breit aufgestellt war. Ganz ehrlich? Das Ambiente dieser fast vergessenen Perle übermannt mich nach wie vor, wie einst. "Deadsoul Tribe" ist eine spannende Reise eines philosophischen Mystikers/Visionärs, dessen in Noten verpackte Gefühls- & Gedankenwelt normal niemanden kalt lässt, was nicht zuletzt dank einiger (laut/leise) Dynamik-Sequenzen und der Gänsehaut-Performance des Meisters am Mikro zu erklären ist.

Wieso rufen wir uns dieser Tage jenen betörenden Longplayer aus dem Jahre 2002 eigentlich in Erinnerung? Richtig getippt - Dank dem Label ZYX Music gibt es dieses Debüt und den Nachfolger "A Murder Of Crows" erstmals als Vinyl-Pressung in streng limitierter Auflage. Übrigens: vor ca. zwei Jahren hat sich die Band reformiert!