Wie zu erwarten, gehen die Jungs von Witherfall weiterhin kompromißlos zu Werke, was ihre Intention und Leidenschaft namens Power/Prog-Metal betrifft. Und nein: nicht der Zucker-Melodie-Überschall-Hollywood-Kram ist bitte gemeint, sondern die deutlich ernster zu nehmende Ausgabe, die man auch gerne mit Charred Walls Of The Damned, Iced Earth und Nevermore assoziieren darf.

Auch auf dem vierten Full-Length Werk der US-Amerikaner tut der Konsument gut daran, den Stoff nicht schon beim ersten Versuch ad acta zu legen, sondern sich mit Hingabe in dieses dichte Netz aus Wehmut, Melancholie und Dramatik hinein fallen zu lassen. Einmal mehr liefern alle Beteiligten einen astreinen Job ab. Diese spezielle Melange, deren Dreh- und Angelpunkt der charismatische, einfühlsame und gleichsame aggressive Gesang von Joseph Michael (Sanctuary) darstellt, fesselt im Jahre 2024 immer noch wie zu Debützeiten. Die komplexen Arrangements wurden dem Flow des Songwriting galant untergeordnet, wobei im balladesk startenden Titeltrack der Prog-Anteil ein ungleich geringerer ist - übrigens ein Ohrwurm erster Güte! Langweile sucht der Kritiker demnach vergebens, dieser wird weit mehr über solch packende Kompositionen wie "They Will Let You Down" (was für ein Opener!), "Where Do I Begin" (Ballade No. 2), "Ceremony Of Fire" (liebe King Diamond Fangemeinde, unbedingt reinhören!) als auch über das düstere, zu Beginn noch von Flamenco-Klampfen gezierte "Opulent" staunen.

Via "When It All Falls Away" spendiert uns das Quintett erstaunlicherweise noch eine dritte Ballade (!), aber mein Gott, wenn die Qualität so stimmt wie hier, ist es sekundär, wofür ein weiterer Vollstromsong aus der Tracklist weichen musste. Für den optisch stylischen Aufputz von "Sounds Of The Forgotten" konnte man einmal mehr Schweden's Topadresse Kristian Wåhlin (Dark Funeral, Dissection, Tiamat etc.) gewinnen!