Ich muss zugeben, dass
MIDNIGHT RIDER bis vor Kurzem völlig an mir vorbeigegangen sind. Als Kowlenzer Metal Tschabo, der sich im Dunstkreis von
Metal Inquisitor bewegte, hatte ich den Namen zwar schon mal gehört und als obskures Projekt von Gitarrist Blumi mit irgendwelchen Japanern abgespeichert, aber dabei blieb es dann auch bis auf Weiteres.
Mit dem Ende von
Metal Inquisitor ist
Midnight Rider nun allerdings vom Nebenprojekt zu Blumis Hauptband avanciert. Prompt flattert mir der Promo-Download des neuen Albums
"Beyond The Blood Red Horizon" von Massacre Records ins Haus und packt mich so richtig bei den Eiern. Dieser Effekt wird kurze Zeit später durch eine denkwürdige
MIDNIGHT RIDER-Show im Florinsmarkt (Für die Unwissenden unter Euch: Beste Metalkneipe/Livelocation in Koblenz) verstärkt.
Egal ob aus der Konserve oder live, die Musik dieses Koblenzer Quartetts, dem mit Bassist Cliff noch ein weiterer Metal Inquisitor angehört, ist einfach atemberaubend. Obwohl ich bei Begriffen wie Retro, Classic Rock oder Proto Metal eigentlich eher den Kopf einziehe, holen mich
MIDNIGHT RIDER einfach total ab. Woran liegt das?
Bei näherer Betrachtung liegt die Antwort auf der Hand:
Schon bei Metal Inquisitor hatte Blumi ein Händchen für absolut authentischen Achtziger Metal, nun geht er einfach eine Dekade weiter zurück und haucht der Musik der Siebziger neues Leben ein. Dieses Album hat er laut eigener Aussage während seiner Elternzeit quasi im Alleingang geschrieben.
Mit Sänger Wayne hat er einen kongenialen Partner gefunden, der seine Songs mit mitreißenden Texten und ebensolchen Gesangslinien ausstattet. Waynes Vocals klingen für meine Ohren wie eine Mischung aus
Ozzy Osbourne und Magnus Pelander von
Witchcraft. Auch auf der Bühne verfügt der Bursche einfach über das gewisse Etwas und durchlebt die Songs richtiggehend.
Alleine das Eröffnungsdoppel aus dem Titelstück und ‚Majestic Warfare‘ pulverisiert so ziemlich alles, was Ihr von den einschlägigen
"Retro-Bands" bisher gehört habt. Weitere Highlights sind für mich das prägnante ‚Intruder‘, das epische ‚Rising Dawn‘ und ‚Your Parole‘, mit seinem mega fetten Eröffnungsriff, das von Tims astreiner Beckenarbeit wunderbar untermalt wird.
Das Zauberwort lautet insgesamt Authentizität. Fast jeder Gitarrist hat sich schon bei Iommi, Page und Blackmore bedient, aber kaum einer schafft es, deren Vibes wirklich rüberzubringen. Blumi und seinen Jungs gelingt das auf "Beyond The Blood Red Horizon" fast spielerisch. Dahinter steckt aber natürlich auch harte Arbeit, vor allem beim Aufnahmeprozess, wo sehr viel mit uraltem, analogen Equipment experimentiert wurde, um trotz einer modernen, digitalen Produktion, genau jenen warm-erdigen Sound hinzubekommen.
Ich bin jedenfalls begeistert und habe mir zwischenzeitlich auch das starke Debüt
"Manifestation" besorgt. Gleichwohl werde ich jetzt hier nicht mit einem Spruch a la
"Metal Inquisitor ist tot, lang lebe Midnight Rider!" schließen, weil das totaler Schwachsinn wäre.
Metal Inquisitor waren einmalig und haben der deutschen Metal Szene unschätzbare Dienste erwiesen. Midnight Rider ist eine eigenständige Band, die bereits seit 18 Jahren besteht und die ihre eigene Geschichte schreibt. "Beyond The Blood Red Horizon" wird garantiert einmal ein wichtiges Kapitel darin sein.