Wer sich von unseren werten Lesern zwischendurch mal gefragt hat, was „Kultbassist“ Terry Butler (ex-
Death, ex-
Massacre, ex-
Six Feet Under) abgesehen von der im Moment auf Eis gelegten Florida-Institution
Obituary so treibt, bekommt jetzt offiziell Auskunft:
Inhuman Condition heißt das zweite Standbein. Die seit 2020 existierende Truppe mit Hauptsitz Florida hievte erst im Gründungsjahr ihr Debüt
"Rat°God" in die Läden dieser Welt bzw. ins Netz, und hatte danach offensichtlich viel Zeit und Muse, bald nachzulegen.
Gleich vorweg:
"Fearsick" welzt sich ungeniert im Thrash/Death Schlamm herum, als schrieben wir 1991, also das Jahr, in welchem
Massacre samt dem Debüt
"From Beyond" durch die Decke gingen, im Spätherbst von den übermächtigen
Death (
"Human") allerdings überrollt wurden. Natürlich klingt hier alles zeitgemäßer, auch etwas Thrash-geprägter, aber gewisse Referenzen lassen sich selbst drei Dekaden später kaum leugnen, nicht nur wegen des im Amt stehenden „Kultbassisten“ (ein Unwort vor dem Herrn wie ich meine, selbst bei Steve Harris wäre es nicht angebracht) oder wegen der Ähnlichkeit beim Bandschriftzug zu
Massacre. Die einen Kritiker bezeichnen ein Werk solchen Schlages als Killer, die anderen als lauwarmen Aufguss ausgelutschter Standards. Die bissigen Riffs von Taylor Nordberg (
Deicide) und die „Allerwelts-Shouts“ von Jeramie Kling lassen im Prinzip kaum Wünsche offen, doch ein Album, das kein pulsierendes Verlangen auslöst, nochmals abgespielt zu werden, hat eben schlechtere Karten. Da mag der Umstand, dass Kling, wie einst
Exciter‘s Dan Beehler, neben dem überaus fordernden Gesang auch noch trommeln muss, noch so unkonventionell und wahnwitzig sein.
Und wie so oft ist
das Resümee trotz bemühter Objektivität eine subjektive Meinung, die von zig Referenzen, vom jeweiligen Lebensabschnitt, von der aktuellen Tagesverfassung und zu guter Letzt vom persönlichen Geschmack abhängt.
Ordentlich gemacht in der Breite, meine Herren, die Spitzen fehlen auf "Fearsick" jedoch fast gänzlich. Oder anders formuliert: Taufrische Ohren, die in diesem Genre noch sehr hungrig sind, dürfen für
"Fear Sick" meinetwegen einen Punkt addieren.