Als mich Tobi Schwenk, den ich als Drummer von Alsion kenne, kontaktierte, um mir seine neue Band
ENSLAVE THE CHAIN anzupreisen, dachte ich mir, ich tue ihm einen Gefallen, wenn ich deren Debüt-EP rezensiere. Allerdings stellte ich schon beim ersten Durchlauf fest, dass ich derjenige bin, dem ein Gefallen getan wurde, denn
was die Schwaben hier bieten, kann man fast schon als kleine Sensation bezeichnen.
Es gibt zwar mittlerweile einige deutsche Combos, denen man mit Fug und Recht das Prädikat
"US-Metal" verleihen kann, ich denke da nur an
Iron Fate oder
Athorn, aber
ENSLAVE THE CHAIN setzen aus meiner Sicht noch einen drauf. Egal welchen der fünf Tracks man auch betrachtet, man muss konstatieren, dass die Jungs wirklich packende Songs schreiben können.
Für die Musik ist dabei in erster Linie Gitarrist Robert Balci, der angeblich mal bei
Stormwitch gezockt haben soll (Wie soll man bei so vielen Besetzungswechseln schon die Übersicht behalten?!), verantwortlich. Seine Riffs, Harmonien und Soli, die er sich mit dem zweiten Klampfer Matheos (Der Name bürgt auch als Vorname für Qualität!) Simeonidis teilt, sind absolut erste Sahne. Bestes Beispiel dafür ist das neunminütige Titelstück.
Natürlich weiß auch die Rhythmusgruppe, bestehend aus Roberto D‘ Amico am Bass und Patrick Sommer hinterm Schlagzeug was sie tut, aber der unumstrittene Star dieses 35-minütigen Feuerwerks ist eindeutig Tobias Schwenk, der mit packenden Gesangslinien und einprägsamen Refrains einen Wiedererkennungswert schafft, den so manche Truppe nach einem halben Dutzend Veröffentlichungen noch nicht hat. Das gelingt vor allem dadurch, dass der riesige Maiden-Fan keineswegs einfach nur seinem großen Helden
Bruce Dickinson nacheifert, sondern seinen ganz eigenen Stil zelebriert.
Was mir als bekennendem Progger besonders gefällt, sind die vielen Breaks und Tempowechsel sowie der musikalische Detailreichtum, der in jedem der fünf Stücke zu finden ist.
Das extrem hohe Niveau wird wirklich von der ersten bis zur letzten Sekunde gehalten, so dass ich wirklich keinen einzelnen Anspieltipp geben kann. ENSLAVE THE CHAIN bilden eine fast perfekte Synthese aus Härte und Melodie, wie man es von Nevermore oder Iced Earth in ihren besten Tagen kannte. Als nationale Referenz führe ich neben den oben Genannten noch
Sweeping Death an.
Ergo, bestellt diese sauber produzierte (guter Job von Stephan Ernst) und schön aufgemachte (wunderbar düsteres Cover von Manfred Smietana) CD direkt bei der Band, solange noch welche da sind:
enslavethechain@gmail.com.
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