Große Namen machen leider noch nicht zwingend große Alben. Auch nicht, wenn sich eine Eliteband auch noch gleich nach einem unsterblichen Meisterstück eines ihrer beiden Hauptprotagonisten benennt. Ja, wir haben eben nicht mehr 1988 und wir reden hier nicht von
Europe. Wir reden von
Out Of This World und natürlich hört man denen bei guten Songs wie
"Twilight" ,
"Hanging On",
"Lighting Up The Dark" oder der gekonnten Power Ballade
" In A Million Years" sehr deutlich an, dass Gitarrist
Kee Marcello bei
Europe groß geworden und für ihre drei ganz großen Erfolgsalben mitverantwortlich war. ist.
Die Affinität zu den ewiggenialen Meisterwerken der Schweden kann man bei "Out Of This World" ebenso wenig abstreiten, wie die Tatsache, dass einen die Stimme von Tommy Heart
immer Fair Warning erinnern wird. Das ist ja auch gut so, denn beides erzählt von Superlativen, schraubt die Erwartung aber halt auch in immense Höhen, die leider nicht ganz erreicht werden können.
All dem Namedropping, all der Klasse und all sehr vielen guten Songs zum Trotze ist das Debüt-Album dieser Melodic-Rock-Startruppe
nicht makellos, sondern auch weitgehend zu platt und durchschnittlich, um die ganz große Nummer zu werden. Ohne Zweifel ist "Out Of This World" ein sehr gutes und selbstredend top-perfekt inszeniertes Melodic Rock Album und die Fanfaren, die uns zu Beginn von "Twilight" entgegenfliegen, sind ebenso aller 80er-Ehren wert, wie die eingangs genannten Songs. Weil dem Rundling in Folge aber weitgehend der Biss und die Ecken und Kanten fehlen, tut man sich halt doch ein wenig schwer mit seinen kleinen, aber eben auch nicht großen Ohrwürmern und Semi-Hits. Dass mitunter auch die etwas arg zu große Kitschkeule geschwungen wird, mag die würdevoll gealterte AOR- und Rock-Fraktion nicht stören, sorgt bei unsereinem aber manchmal doch für Stirnrunzeln. Wenn
Kee Marcello erzählt, dass das Projekt gar
Kee Marcello‘s Europe hätte benannt werden sollen, oder dass der Sound der Scheibe irgendwo zwischen
Europe in ihrer
"Prisoners In Paradise/Out Of This World"-Phase und den eher superben Frühwerken von
Fair Warning anzusiedeln ist, so ist all das zwar nett und irgendwie stimmt das dann auch, letztendlich ist es aber eben auch nur die halbe Wahrheit, weil die ganz großen Momente und die allerletzte Weltklasse der Originale einfach fehlen.
Keineswegs wollen und sollen wir
Out Of This World aber schlechtreden!
"Out Of This World" wird Fans der frühen Europe zweifellos ebenso interessieren und erfreuen, wie Freunde von Fair Warning oder der Genre-Elite ala Treat und Gotthard. Wenig überraschend wird dann aber wohl auch für alle sein, dass weder die Klasse der Europe-Meisterwerke, noch die Hitdichte der frühen Fair Warning Überwerke ala "Go!" erreicht wird.
Fans solider und zeitlos guten Melodic Rocks wollen, sollen und werden natürlich dennoch gerne reinhören und sie werden dann auch den ein oder anderen richtig guten Song entdecken.
Ich für meinen Teil hör mir jetzt "Girl From Lebanon" und somit genau jene Superlative an, die hier und auch sonst wo leider nicht mehr erreicht wird…